Wer sich schon ein Weilchen hier tummelt, der kennt ihn: Den Dün-O-Maten. Mein Buschtaxi, der netzmeisterliche 75er. Er begleitet mich nun seit beinahe 20 Jahren, hat mich auf der einen oder anderen wunderschönen Tour durch viele Länder und ein paar Wüsten geführt, prangt auf dem Titel meines Buches, war als "Rost-O-Mat" Ziel für freundschaftlichen Hohn und Spott und ganz allgemein einfach nicht von mir wegzudenken.
Die letzten Jahre wurde es ein wenig ruhiger um diesen Traum von einem Land Cruiser, und zuletzt habe ich ihn sogar abgemeldet: Mir fehlte die Zeit für schöne Reisen, und die beige Wanderdüne bewegte sich langsam aber sicher wieder einmal in Richtung "jetzt müsste mal wieder was gemacht werden".
Gekauft habe ich ihn vor der Jahrtausendwende, da kam er direkt aus dem Braunkohletagebau und sah auch entsprechend aus. Die nächsten Jahre sorgloser Herumreiserei taten ihr übriges, und als ich schließlich auf irgendeinem Treffen zufällig mithörte, wie jemand hinter meinem Auto stand und sich darüber mokierte, dass "gerade der Netzmeister" so eine Rostschüssel fährt, war selbst mir klar, dass eine Überholung fällig ist. Die kam 2005 mit ein paar Karosseriearbeiten und einem Farbwechsel von weiß auf beige, durchgeführt von Toms Fahrzeugtechnik. Die Wartung der Technik übernahm meistens KEBA, manchmal auch Desert-Tec, das Fahrwerk kam von TIC und wurde von IAV Berg verbaut, die Dachkonsolen kamen von Tourfactory, die Recaros aus dem B-Kadett, die Beadlocks von der Offroad-Manufaktur, der netzmeisterliche minimal-Ausbau wurde 2010 von Maltecs Schreiner durch einen wunderbaren neuen Ausbau ersetzt: Mein Buschtaxi war schon immer nicht das schönste, und es ist hier und da ein wenig zusammengestückelt, aber es war und ist ein grandioses Reisemobil und hat mich (so sehr immer gerne drüber gelästert wurde) auf Reisen tatsächlich nie im Stich gelassen.
Nun, wie auch immer: Die Jahre gingen, der Rost kam zurück. Das ist sozusagen die Verlässlichkeit des Niedergangs, das beruhigende Wissen um die allgegenwärtige Vergänglichkeit. Der Land Cruiser als Memento Mori...aber ich schweife ab. Er gammelte also, der Toyo, es ging wieder los. Zwar nur karosserieseits, die Technik und der Rahmen waren und blieben weitestgehend in Schuss, aber Kotflügel, Schweller, Radläufe, Fahrer-Fußraum, Heck: In ruhigen Momenten konnte man der Korrosion zuhören.
Nun gibt es aber ein grundlegendes Dilemma im netzmeisterlichen Dasein: Entweder ich bin Euer Netzmeister und kümmere mich um unsere kleine Lebenshilfeplattform oder ich schraube an meinem Buschtaxi. Beides geht nicht. Bis der Herrgott in seiner unendlichen Güte die Gesetzt der Zeit so verbiegt, dass aus 24 Stunden echte 48 werden, muss ich also mit der Imperfektion leben und oder mir kundige Hände suchen, die sich um das Gammelproblem kümmern, während ich mich um Serverprobleme kümmere. Letzterem steht allerdings wiederum ein anderes grundlegendes Dilemma im netzmeisterlichen Dasein entgegen.
Solch kundige Hände jedenfalls griffen vor drei Jahren in Bad Kissingen schnurstracks meinem 75er unters Blechkleid und zogen braune Krümel hervor, woraufhin der Besitzer der Hände den Besitzer der Krümel mitleidig anschaute: László Pócsik von Sandlander kennt diese Krümelei, und er verdient sein Geld damit, sie zu beseitigen. Und das auf einem Niveau, das einem das Wasser in die Augen treibt: Wer zu Sandlander geht, erwartet und bekommt 100%. Ob man da nicht mal "was machen sollte" fragte Laszlo, und ich meinte "jaja, klar, irgendwann müsste ich mal..." und legte den Gedanken wieder ad acta. Und so wiederholte sich das, ob auf der Messe in Bad Kissingen oder dem Buschtaxi-Treffen: "Man könnte doch mal..." - "Ja, könnte man..." Laszlo sah, wie sehr ich an meinem Buschtaxi hänge und wie es langsam ernst wird, ich hingegen sah diverse grundlegende Probleme, die schneller Handlung im Wege standen.
Bis ich letztes Jahr auf dem Buschtaxi-Treffen letztendlich doch weich wurde und (die Geschichte wiederholt sich) der Erkenntnis nachgab, dass ich jetzt dringend was tun muss. Und so wurden Laszlo und ich uns einig: Er wollte sich darum kümmern, den Gammel zu beseitigen und mein Buschtaxi so schön machen, dass ich "Tränen in die Augen bekomme".
Einen Monat später, im Oktober, wurde er abgeholt und nach Ungarn gefahren. Mitte Januar begannen die Arbeiten.
Bei mir kam Anfang des Jahres leider einiges dazwischen, weshalb ich meinen ursprünglichen Plan nicht umsetzen konnte: Ich wollte Euch diese Restauration vor Beginn ankündigen und dann Stück für Stück live berichten, sobald ich aus Hernád neue Fotos bekäme. Und die Live-Cam direkt in die Sandlander-Restaurations-Werkstatt wäre die perfekte Ergänzung.
Nun, das hat leider nicht geklappt, was ich wahnsinnig schade finde. Live berichten kann ich nun nicht mehr: Letzte Woche habe ich ihn in Ungarn abgeholt.
Aber ich will Euch den Spaß ja nicht verderben, deshalb gibt es jetzt hier noch kein Bild vom Endergebnis: Ich werde nach der Messe Stück für Stück die Bilder verarbeiten, die ich bekommen habe, damit sollte ich einige "Restaurationsfolgen" erstellen können.
Wer auf die Messe nach Bad Kissingen kommt, hat allerdings einen Vorteil: Dort wird er stehen, der Dün-O-Mat 3.0, in vollem Glanze und bereit zur Inaugenscheinnahme. Wenn Ihr also nach Bad Kissingen kommt und mich nicht gleich erkennt: Das liegt an dem breiten Grinsen, das mich völlig entstellt...
In diesem Sinne: Freut Euch auf viele Bilder und eine kleine Geschichte, und freut Euch auf den wunderbaren Anblick eines frisch restaurierten Land Cruiser 75!
Euer Netzmeister
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