Spurverbreiterungen

[GBA]

Hallo,
Wollte mal meine Erfahrungen mit Spurverbreiterungen kund tun.
Die Verbreiterungen haben jeweils 30 mm und sind aus Edelstahl.

Als erstes muss ich sagen, es sieht natürlich besser aus.
In schnellen Kurven neigt sich der Wagen nicht mehr so stark zur Seite .
Ich hatte vorher bei kurvigen Straßen oftmals die Federung in Richtung sportlich gestellt , das braucht es jetzt nicht mehr.
Ich weis zwar das eigentlich der Neigungswinkel über die Befestigungspunkte der Karosse am Fahrwerk definiert ist, aber er der kleine wankt tatsächlich weniger durch die Kurven .
Vielleicht arbeiten die Reifen durch die breitere Spur weniger ...?
Eventuell sind die Abrollgeräusche etwas lauter als vorher , da bin ich mir aber nicht ganz sicher.

Ob ich jetzt die Spur bzw. den Sturz neu einstellen müsste ?
Weis da jemand Bescheid ?
Grüße
Spike

[Weißer_Lux]

Nein das musst du nicht , außer die Spur/Sturz war vorher schon verstellt

[Nightwolve]

Meines Erachtens nein - es ändert sich eigentlich nur der Lenkrollradius, der aber parallel - wenn ich das geometrisch richtig ausklamüsert habe

Die Erfahrungen mit Spurplatten kann ich übrigens teilen - wenn auch aufm J12 (25mm H&R Aluplatten)

Weniger wanken, angenehmeres Fahren...bessere Optik.
Bei den Abrollgeräuschen habe ich keinen Unterschied feststellen können.
Bewusst sein muss man sich halt über den zusätzlichen Verschleiß an den Gelenken und Lagern. Wie stark der sich bemerkbar macht - keine Ahnung. Hängt vom Fahrzeuggewicht und Gesamt-Radgewicht hab.

[steffen_k]

@ Spike & Nighwolve: Ich muss euch leider sagen, dass eure Einschätzung des weniger Wankens nur subjektiv sein kann. Die Spur hat nichts mit dem Wanken des Aufbaus zu tun. Der Aufbau dreht sich um eine virtuelle Achse der sog. „Wankachse“ die sich durch die Achskinematik ergibt.

https://www.motor-talk.de/blogs/fallout ... 41097.html

Das Drehmoment das den Aufbau „verdreht“ kommt aus der Fahrzeugmasse (m) multipliziert mit der Querbeschleunigung (a_y), daraus ergibt sich die Kraft F die wiederum multipliziert mit dem Abstand l Schwerpunkt zur Wankachse das Wankmoment ergibt. Dieses Wankmoment wird von den Aufbaufedern und den Stabis aufgenommen. Nirgens in der Berechnung kommt die Spurweite vor.

Man kann diesen Effekt sehr gut bei BMW Motorräder mit Para- und telelever erkennen, dort liegt das Nickzentrum nahe am Schwerpunkt und deswegen nicken BMW’s bei Bremsen und Beschleunigen kaum.

Die größere Spurweite führt dazu, dass die Radlastdifferenz zwischen innerem und äußeren Rad geringer wird, die führt dazu, dass die Reifen die gleiche Seitenkraft mit weniger Schräglaufwinkel (Winkel zwischen Reifenlängs- und -quergeschwindigkeit) erzeugen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Schr%C3%A4glaufwinkel

Das merkt man dann schon. Ein ähnlicher Effekt kommt zum tragen wenn man Reifen mit kleinerem Querschnittsverhältnis fährt, die sind auch „Schräglaufsteifer“.

Gruß Steffen

[GBA]

Danke für die Abhandlung.
Ja ich hatte es mir ja schon gedacht das der positive Effekt wohl eher über die Reifen kommt wegen der breiteren Spur.
Jedenfalls hinterlässt die Kurvenfahrt mit den Spurverbreiterungen einen sichereren Eindruck als ohne ... und es sieht besser aus

Grüße

[Ledesco]

Erstaunlich was eine knapp 4% breitere Spur für wundervolle Dinge vollbringen kann.

Aber das bessere Aussehen ist sicher unbestritten. Jedenfalls wenn man es beachtet.

[HJ61-Freak]

Ob ich jetzt die Spur bzw. den Sturz neu einstellen müsste ?

Sturz definitiv "Nein", bei der Spur kommt es darauf an. Durch die Verwendung von Distanzscheiben an den Rädern ändert sich der Hebelarm zwischen Radaufstandsfläche und Spurstangenanlenkung am Achsschenkel/Spurstangenarm. Der Hebel verlängert sich bei Verwendung von Distanzscheiben, was sich auch in einem vergrößerten Lenkrollradius bzw. Lenkrollhalbmesser bemerkbar macht. Hierdurch wirken im Betrieb stärkere Kräfte auf alle Elemente der Achskonstruktion, auch im Bereich der Spurstange und deren Gelenke. Vor allem Einzelradaufhängungskonstruktionen sind hier anfällig. Insbesondere beim starken Bremsen neigt die Spurstangenkonstruktion bei Verwendung von Distanzscheiben zum stärkeren Nachgeben als im Serienzustand, wodurch sich die Vorspur etwas weiter öffnen und das Fahrzeug damit an Spurstabilität verlieren kann. Man kann und sollte dies dadurch kompensieren, dass man die Vorspur innerhalb der herstellerseitig vorgegebenen Grenzen eher im Maximum der zulässigen Vorspur einstellt, also die Vorderräder an deren Vorderseiten möglichst eng zueinander stellt.

Gruß

Florian

[Tommy Babic]

Hallo zusammen,

habe mir das auch mal überlegt, vornehmelich der Optik wegen. Die Sachen mir dem höheren Verschleiss an der Vorderachse höre / lese ich immer wieder.

Ist den hier jemand, der auch tatsächlich die schlechten Erfahrungen gemacht hat? Gerade in Bezug auf Verschleiss und/oder Spur verstellt, schlechter fahrbar usw.....

Tommy

[Nightwolve]

Danke für die Info Steffen, spannendes Thema
Dann wird das subjektive Empfinden, dass das Fahrverhalten stabiler und besser wird, vermutlich eher von dem veränderten Verhalten der Reifen kommen, nicht aber vom Fahrwerk selbst. Das ist natürlich auch logisch, wenn man es wie du mal professionell betrachtet. Vom Gefühl her, wie das Fahrverhalten sich verändert hat, würde ich das ebenfalls bestätigen. Da war dann "Wanken" vll die falsche Beschreibung bei mir.

Frage dazu aber noch - interessehalber an die Profis: Wenn sich die Radlastdifferenz verringert, "knicken" die äußeren Reifen ja auch weniger ein unter Last in Kurvenfahrten, besonders bei unseren hohen Querschnitten. Dadurch sinkt die kurvenäußere Fahrzeugseite über die Reifenflanke stark weniger ab...was ja auch zum Kippen/Wanken des gesamten Fahrzeuges - also gefederte und ungefederte Massen - als quasi externer Einflussfaktor beiträgt. So entsteht das Gefühl des verminderten Wankens denke ich mal.
Oder habe ich da jetzt einen Denkfehler?

Ich fahre ja eine höhere Flanke und ein Höherlegungsfahrwerk im J12 - daher habe ich den Effekt dann vll stärker wahrgenommen als bei einem Serienfahrzeug. Bei mir waren die Spurplatten (nach Reifen und Fahrwerk montiert) ein wirklicher Gewinn in Sachen Fahrverhalten.

Also fahren wir einfach alle Niederquerschnittsreifen, und schon ist's gut
*duck und wech*

[HJ61-Freak]

Bei mir habe ich an folgenden Fahrzeugen Distanzscheiben verwendet:

- D-Kadett (30 mm je Achse)
- E-Rekord (30mm je Achse)
- Passat 35i (40 mm an der VA, 70 mm an der HA, teilweise auch über Felgen mit geringerer ET)
- Skoda Octavia 1U (30 mm je Achse)
- HJ61 (60 mm je Achse)

Bei allen Fahrzeugen hat der Einbau der Distanzscheiben ein deutlich besseres Fahrverhalten im Grenzbereich ergeben, allerdings bedingt durch den größeren Lenkrollradius auch mehr Einfluss der Antriebskräfte in der Lenkung bei den Fahrzeugen mit Vorderradantrieb.

Bei allen Fahrzeugen habe ich die Vorspur erhöht bis zum werksseitig vorgegebenen Maximum. Bei Passat und D-Kadett habe ich zusätzlich auch Querlenkerstreben eingebaut. Beide Fahrzeuge waren aber auch mit nicht serienmäßigen Sportfahrwerk gesegnet, was vor allem die Vorderachse zusätzlich belastet. Bis auf den HJ61 habe ich auch den Sturz an der Vorderachse jeweils stärker Richtung Negativ geändert, teilweise auch deutlich über den werksseitig vorgegebenen Grenzwert hinaus.

Der Verschleiß von Radlagern, Gummilagern, Kugelgelenken, Reifen etc. war bei den Fahrzeugen ohne Sportfahrwerk bei Verwendung der Distanzscheiben nicht signifikant höher. Beim Passat 35i war das anders: Da hat die Kombination aus Sportfahrwerk, Felgen mit Niederquerschnittsreifen und Distanzscheiben die Halbwertszeit der Fahrwerksteile (vor allem Gummilager, Radlager und Traggelenke) um gut 60% verkürzt.

Gruß

Florian

[steffen_k]

@ Nighwolve: Der von beschriebene Effekt ist physikaisch zwar richtig, aber die Spurweite nimmt nur um 4% zu und damit mit im gleiche Maße die Radlastdifferenz ab. Also ich glaube das merkt man nur als Testfahrer.

Gruß Steffen