Seidenstrasse 2009

Alles rund um die Reise
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Timo
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3. Teil
Das Tal ist sehr eng und rechts und links nichts zum Wegfahren. Die Richtung heißt Damavand und bis dahin ist es noch ein Stück. Obwohl generell vor Nachtfahrten gewarnt wird, bleibt uns jetzt nichts anderes übrig. Es ist starker Wochenendverkehr und wegen der Tageshitze fährt alles in der Nacht. Wir sind auf einer 2500 m hohen Passstrasse und die hat es in sich. Ein wahnsinniger Verkehr bricht über uns herein, LKW (die sich auch noch gegenseitig überholen), plötzliche, unübersichtliche Baustellen, die Staubfahnen verursachen, dass man kaum noch was sieht, schlecht beleuchtete Tunnel, scharfe Kurven, immer bergauf und die PKW versuchen ebenfalls beständig zu überholen? Eine Höllenfahrt. Und wo sollen wir hier übernachten? Links der Berg und rechts schroff abfallend das Tal.
Manfred holt den Computer raus, GPS anschließen und darüber online die Route verfolgen. Er hat eine Nebenstrasse im Blick, die aber erstmal gefunden werden will. Es gibt nicht immer Hinweisschilder und im Dunkeln - na ja, noch mal umdrehen auf diesen Strassen, aber U-Turns sind erlaubt, es gibt sogar eine extra Spur dafür, und da ist sie plötzlich vor uns, die Strasse, sie geht nach links weg, ohne Hinweisschild! Gott sei Dank weg von dem Verkehr und erst mal kurz aufatmen. Ein paar Kilometer, dann ein Abzweig, dann ein Weg, siehe oben Teil 1 und wir haben einen guten Platz. Aber es ist 23.00 h! Noch etwas rangieren, dann Dach auf, Bett machen, schlafen!
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am Kaspischen Meer
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Timo
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Ahuan - alte Karawanserei an der Seidenstrasse
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Timo
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Beitrag von Timo »

Diesel tanken

"Touristen bekommen überall Diesel" hieß es an der Grenze und selbst als Manfred mit dem Grenzhelfer einen Stock höher will, um die Tankkarte zu besorgen, wird heftig abgewinkt. Nicht nötig für Touristen - na gut. Stattdessen bekommen wir am Zoll eine Art Passierschein in Farsi, auf dem vermerkt ist, dass wir als Touristen unterwegs sind.
Mit ca. 60 Litern im Tank reisen wir ein. Immerhin bedeutet es doch einen gewaltigen Unterschied ob wir in der Türkei für ca.200 Euro die Tanks (250 l gesamt) vollmachen oder für 2 Euro dieselbe Menge im Iran bunkern.
Den Hinweis, nicht gleich die erste Tankstelle nach der Grenze zu nehmen berücksichtigen wir und fahren erst mal weiter. Dass man nach Tankstellen mit LKWs Ausschau halten muss wissen wir, denn nur diese bekommen Diesel. Bei der nächsten passablen Tankstelle versuchen wir es dann. Mit heftigen Winkbewegungen will man uns an die Benzin-Säule lotsen aber nachdem wir bedeuten, dass wir an der Diesel-Säule richtig stehen steigt Manfred aus, wedelt mit dem Touristenpapier, das zwar aufmerksam gelesen wird aber mit verneinendem Kopfschütteln endet. ?Karta? wird verlangt und ein LKW-Fahrer zeigt uns wie diese aussieht. Tja, die haben wir nun nicht. Inzwischen heftiges Gehupe von rieseigen Lastzügen, denen wir im Weg stehen und uns recht unsanft verscheuchen wollen. Dann nochmals Diskussion unter den Fahrern und Tankwart und uns wird bedeutet an eine andere Zapfsäule heranzufahren. Der LKW-Fahrer ist gerade fertig mit Tanken und schwenkt den Zapfhahn umgehend in unsere Tanköffnung. Oh wie schön! Aber nach 30 Litern ist Schluss, dann meint er, es reicht. Gut, immerhin 30 Liter mehr und Bezahlung will er keine. Weiterfahrt. Nächste Tankstelle ? dasselbe Spiel. Nochmal 30 Liter und keine Bezahlung. Manfred wird unruhig. Wir können nicht an jeder Tankstelle auf Gaben mildtätiger LKW-Fahrer hoffen. Weiterfahrt bis zum nächstgrößeren Ort. Auch hier werden wir abgewiesen, wir benötigen eine Art Zuweisungsschein. Haben wir natürlich erst recht nicht. Ein Busfahrer bedeutet uns, hinter ihm herzufahren. Er bringt uns zu einer Art Autowerkstätte, wo man neugierig aber auch fachmännisch das Auto beguckt, vor allen Dingen Fahrwerk und Stoßdämpfer. Wir erklären irgendwie unser Problem und unser Notsitz wird eingeweiht, denn einer der Männer fährt mit uns zu der Stelle, wo es einen Voucher gibt. Den erhält man an einem unscheinbaren Häuschen irgendwo mitten an einer 4-spurigen Strasse, in dem ein Mann sitzt und diese Voucher ausstellt. Mit dem Zettel in der Hand wieder zurück zur Tankstelle, ja, ist in Ordnung der Zettel, aber bei 30 Litern ist Schluss. Diskussionen warum etc. mit dem Ergebnis,dass der Voucher leider nur für 30 Liter ausgestellt war. Manfreds Unruhe wächst. Und der Ärger über sich selbst, an der Grenze nicht doch darauf bestanden zu haben, eine Karte zu besorgen. Das hilft aber nun alles nichts mehr und inzwischen sind gut 2 Stunden vergangen. Es ist Spätnachmittag, Übernachtungsplatzsuche steht an, wir vertagen das Problem auf den nächsten Tag.

Erneuter Tankversuch. Der Tankwart schaut auf das Farsi-Papier, nickt, lächelt freundlich, winkt uns an eine Tanksäule, steckt seine Karta in den Schlitz der Tanksäule, gibt seinen Code ein und schon läuft der Diesel bis der Tank voll ist. Die für uns wirklich geringfügige Bezahlung nimmt er an. Wunderbar, geht also auch anders. Aber so glatt läuft es nicht immer, Papier vorzeigen, diskutieren und manchmal auch warten bis ein Laster kommt, auf dessen Karte gegen Bezahlung wir tanken können, ist immer angesagt. Und Aufsehen sowieso sobald wir an die Tankstelle heranfahren, und besonders wenn ich am Steuer sitze. Auf der gesamten Weiterfahrt funktioniert aber nun dieses System. Manchmal ohne Probleme, manchmal mit mehr manchmal mit weniger Diskussion und manchmal meint ein Tankwart auch schnell eine müde Mark mit uns machen zu wollen und einen Touristenzuschlag zu verlangen. Etwas aufrunden ist gut aber den Peis dann verdreifachen ist zuviel und entsprechend wird hart aber fair diskutiert. Wie gesagt bis jetzt hat es so geklappt. Morgen soll es über die Grenze nach Turkmenistan gehen, schaun wir mal auf was wir uns da einstellen müssen.
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Bastam - das Bastami-Mausoleum
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Brunnenhaus
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verfallenes Dorf
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in die Wüste Lut
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Timo
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Beitrag von Timo »

Das sind die letzten Bilder aus dem Iran. Seitdem haben wir keine neuen Bilder bekommen. Meine Eltern werden in den nächsten 1-2 Tagen Tashkent, Usbekistan erreichen.

@Netzi
Ich habe die Bilder umbenannt, das scheint zu funtkionieren.
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Eisessen
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im Park
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Tabas - Mausoleum von Houssein
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Timo
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Beitrag von Timo »

Nun Berichte und Fotos aus Turkmenistan und Usbekistan.

LINK zur Route

Reisebericht 5

Grenzgänge

1. Teil
In Turkmenistan gibt es Strafzettel wenn man mit einem schmutzigen Auto unterwegs ist, ja sogar die Einreise kann verweigert werden. Das haben wir irgendwo gelesen und wollen es sicherheitshalber auch beherzigen. Es ist ungefähr 12 h als wir in Quchan ankommen, dem letzten größeren Ort im Iran vor der Grenze, und wir hoffen, dass es hier mit dem Auto waschen noch klappt- Wir versuchen, einen "Car Wash" - so die Bezeichnung - zu finden. Nicht ganz einfach aber mit Nachfragen und Augen auf sehen wir die Einfahrt. Man vergesse bitte alles was wir in Deutschland so unter car wash verstehen. Es gibt zwar eine Hochdruckpistole, aber das ist es auch schon, alles andere geht von Hand. Vor uns noch 3 Wagen, von denen der eine gerade derartig eingeschäumt wird, dass unser seit vielen Jahren geschärftes Umweltgewissen schlichtweg zuviel kriegt. Und es dauert. Wir kommen mit den Wartenden ins - na ja sagen wir - Gespräch. Mir wird ein Stuhl angeboten. Dann wird Tee serviert. Oh je, aber jetzt aufgeben, wo wir doch sicher gleich dran sind, wollen wir auch nicht mehr. Endlich ist es soweit. Vorfahren, abspritzen, unendlich einseifen (viel Fett ist an den wichtigen Stellen jetzt bestimmt nicht mehr), mit einem ganz normalen Besen schrubben, wieder abspülen, rausfahren und trocken reiben. Die Fensterreinigung innen und außen gehört auch dazu, das Säubern der Gummimatten (wir haben nur eine) ebenfalls. Und wenn wir gewollt hätten auch Motorwäsche und Staubsaugen. Aber das Ganze hat schon 1 ½ Stunden gedauert, wir wollen weg, denn schließlich sind es bis zur Grenze noch ein paar Kilometer und hinüber wollen wir möglichst auch noch heute.

2. Teil
Viertel nach Drei Ankunft Grenze Iran - Turkmenistan. Es ist Sonntag. Im Iran ein normaler Arbeitstag. Wir fahren an der Lasterschlange vorbei bis vorne hin ? wir sind sowieso die einzigen, die einzigen Ausländer und die einzigen, die mit einem PKW über die Grenze wollen. Eine riesige und sehr gepflegte Grenzstation empfängt uns ? wir fragen uns allerdings insgeheim, wo die Massen, die diese Station bewältigen kann, herkommen sollen.
Hier der Bericht von Manfred:
Auf der Suche nach der Passkontrolle stellt sich ein "Grenzhelfer" ein und hetzt mich im Laufschritt von der allgemeiner Zollkontrolle zu einer weiteren Zollstelle zur Freigabe des Carnet de Passage (ohne das wäre unsere Kaution von 15'000 Euro im berühmten Eimer). Es dauert und dauert. Die Zollbeamten diskutieren was wie gemacht werden muss, denn schlussendlich fahren nur selten Europäer mit dem Auto nach Turkmenistan. Der Schlepper schaut alle paar Minuten auf die Uhr. Was ist los? Ganz einfach um 16:00 h wird die iranische Grenze geschlossen. Nochmals Kontrolle des Wagens wegen der Fahrgestell- und Motornummer. Dann endlich die Freigabe des Carnet de Passage. Während Doris schon mit dem Wagen über die Grenze fährt erledige ich noch die Grenzpolizeikontrolle. Hetze zum Wagen, letzte Passkontrolle und entsprechender Eintrag in ein Buch. Dann Passieren des Ausreisetores welches unmittelbar nach uns geschlossen wird. Ufff.

3. Teil
Auf der turkmenischen Seite ist auch nichts los. Im Gegenteil, wir stellen eine Abwechslung dar im täglichen Lastereinerlei. Ich laufe los mit den Papieren, Doris bleibt beim Auto. So machen wir das eigentlich immer.
Und es geht gleich weiter. Ein Offizier schickt mich gleichzeitig zur Passkontrolle, Fahrzeugkontrolle usw. Mein dummes Gesicht hilft. Er delegiert jemanden, mich von Punkt zu Punkt zu begleiten und die wären:
Grenzpolizeiliche Erfassung mit Ausstellen einer Ein-Ausreisekarte. Kostet USD 22,-. Dafür wird die Kasse wieder geöffnet. Vorlage der Quittung und wir erhalten unsere Pässe sowie die Ein-Ausreisekarte. Wir werden getrennt. Doris hat nur noch eine Personenzollkontrolle während ich mit dem Betreuer auf die Odyssee gehe die weiteren Grenzformalitäten zu erledigen. Abschluss einer Autoversicherung. Festlegung der Route entsprechend der der Treibstoffzuschlag berechnet wird. Alles in allem USD 102,- . Auf meine Bemerkung, das sei aber teuer erhalte ich mit einem Lächeln die Antwort: Ja, das stimme schon, aber von wem sollten sie es denn nehmen außer von den Touristen! Ja, so kann man das auch sehen. Doch noch sind wir nicht fertig. Die Summe muss bei der Bank eingezahlt werden. Mit der Quittung geht es wieder zurück. Ich erhalte die Versicherungspolice. Jetzt zum Zoll. Das Auto mit der angegebenen Strecke wird registriert. Devisenerklärung. Zunächst ohne Betrag. Ich bestehe darauf, dass unsere Devisen eingetragen werden. Das wird auch gemacht, mit der Frage, wer mir denn so etwas erzählt hätte, dass die Beträge ausgewiesen werden müssen. Na ja, schaden wird es hoffentlich nicht. Jetzt das Auto vorfahren. Zollkontrolle. Doris will dazu kommen, aber sie wird zurückgewiesen. Letzte Zollkontrolle, dann dürfen wir fahren. Es ist geschafft. 16:45 Uhr. Insgesamt also 1,5 Stunden. Könnte ein Rekord sein.
Es geht hinunter Richtung Ashgabat. Vor uns der erste Blick auf die Stadt. Wir halten und machen Fotos. Ein Bus fährt vorbei. Voll besetzt mit Grenzbeamten kommt er zurück. Was wir da machen? Fotos! Probleme, Probleme. Wir nicken, packen die Kamera ein. Wir fragen uns jedoch warum das Probleme machen sollte. Kurze Zeit später (20 km nach der Grenze) wissen wir Bescheid. Die Strasse ist versperrt und wir werden nochmals registriert und dürfen dann weiter. Es gab also einen 20 km breiten Sperrgürtel zur Grenze.

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05_09 Der Turkmenbashi zum Zweiten.jpg
05_08 Der Turkmenbashi zum Ersten.jpg
05_03 Die Prachtbauten.JPG
05_02 Zweiter Blick auf Ashgabad.jpg
05_01 Erster Blick auf Ashgabad in der Ferne.JPG
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Timo
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Beitrag von Timo »

Reisebericht 6

Turkmenistan

"Only the insane or deeply unfortunate find themselves in Ashgabat in July and August, when the temperature can push 50°C."

So steht es im Lonely Planet. Wir reisen am 26. Juni ein, haben ein 4 Tage gültiges Transitvisum und gehören damit, so hoffen wir, noch nicht so ganz zu den Unglücksseligen, die sich im Juli oder August in Ashgabat aufhalten.
An der Grenze sind wir noch 1600 m hoch, danach geht die Strasse in Richtung Ashgabat durch das Koppet Dagh-Gebirge hinunter in die Ebene auf 50 m. Manch Ausblick eröffnet sich. Man sieht die Stadt, von Dunst verhangen, und gleich dahinter eine sich bis zum Horizont erstreckende weite Ebene, vollkommen flach. Die Wüste Karakum, über der die flirrende Luft die Hitze erahnen lässt, die dort herrschen mag. Später sehen wir, dass diese Wüste, zumindest in den Regionen die wir durchfahren, mit niedrigen Sträuchern bewachsen ist, die irgendwie den unwirtlichen Bedingungen trotzen.
Dann, nach 20 km ist die Strasse abgeriegelt und eine Kontrolle ohne irgendwelche Schikanen erfolgt. Erst jetzt haben wir die Grenzzone vollständig passiert.
Es sind nur 35 km von der Grenze bis Ashgabat. Eine Art Triumphbogen markiert die 4-spurige Stadteinfahrt. Rechts und links gesäumt von sehr gepflegten Grünanlagen mit üppigen Springbrunnen, die Versailles erblassen lassen würden. Aha, denkt der Besucher im ersten Moment, Wassermangel scheint nicht zu herrschen. Die schon von weitem zu sehen gewesenen weißen Häuser entpuppen sich als Paläste aus Marmor und Glas. Alle nicht sehr hoch, wegen der Erdbebengefahr in dieser Region; 1948 wurde die Stadt bei einem Erdbeben der Stärke 9 völlig zerstört und es gab 110.000 Tote. Auf jedem der Gebäude weht die Nationalfahne. Niemand ist um die Häuser herum zu sehen, nichts steht an den Häusern, kein Firmenschild oder sonst etwas, wir haben zunehmend das Gefühl an Potemkinschen Dörfern vorbeizufahren. Und es geht weiter so. Das iranische Stadtbild noch im Kopf, fahren wir mit wachsendem Erstaunen durch diese breiten Strassen mit fast keinem Verkehr und kaum Leuten. Die weiteren Prunkbauten mit weiteren Springbrunnen und Wasserspielen werden jetzt noch übertroffen von den vergoldeten riesigen Statuen und Monumenten des ehemaligen Präsidenten Niyazov, der sich selbst als "Turkmenbashi" der "Vater der Turkmenen" bezeichnete. Sein Buch, das Ruhnama, das das Leben in Turkmenistan regeln soll, grüßte ebenfalls schon als riesiges Denkmal bei der Einfahrt in die Stadt. Personenkult pur. Hupen ist verboten, es gibt viel Militär- und Polizeipräsenz, alles ist blitzsauber, wir können uns nur schwer mit diesem so unnatürlich wirkenden Stadtbild anfreunden.

Acht Kilometer vor der Stadt gibt es einen berühmten Bazar und Teppichbazar. Da wollen wir hin, wo es sicher lebendiger zugeht. Das Teppichmuseum hat nämlich ausgerechnet heute geschlossen, also wollen wir doch wenigstens den Teppichbazar ansehen. Aber es gibt keine Taxis! Das Prinzip ist so, wird uns im Hotel erklärt, dass man sich an die Strasse stellt und winkt. Wer von den vorbeifahrenden Privatleuten einen Taxidienst machen will, hält an, man verhandelt den Preis und los geht?s. Auf so was haben wir nicht unbedingt Lust und nehmen deshalb unser eigenes Auto. Das schon oft erprobte Prinzip funktioniert auch hier: der Navigator nehme etwas Stadtplan, etwas GPS, etwas "Nase" und einen Fahrer (meistens Fahrerin), der mit anderen Fahrstilen klarkommt und schon klappt das (fast immer). Der Teppichbazar ist auch wirklich malerisch aber statt eines Teppichs kaufen wir eine Fellmütze mit Ohrenklappen für kalte Zeiten.

Die große Seidenstrasse geht weiter nach Mary zu den Ruinen von Merv, einstmals als die Königin der Welt bezeichnet, ein Knotenpunkt auf dem Weg nach Osten und in einem Atemzug genannt mit Damaskus, Bagdad und Kairo. Und mit den Märchen aus Tausend und einer Nacht, für die Merv Inspiration gewesen sein soll. Nun sind wir also an diesem magischen Ort. Man braucht schon eine gewisse Portion Phantasie, um in den graubraunen Lehmresten einen ehemaligen Palast zu erkennen, aber die haben wir und sind begeistert. Das Ruinengelände ist imponierend groß, man kann alles mit dem Auto "abfahren".

Die Oase Mary ist ebenfalls sehr groß mit entsprechender Landwirtschaft, d.h. in erster Linie Baumwollfelder. Unsere ursprüngliche Idee, für einen Übernachtungsplatz in die Wüste rauszufahren, geben wir bald auf, es ist einfach zu weit. Wir finden neben einem Weg ein Plätzchen unter Bäumen. Später benutzen die Leute diesen Weg, um von den Feldern nach Hause zu kommen. Es stört sie nicht, dass wir dort stehen, wir kochen und essen und immer noch ziehen von Zeit zu Zeit Eselskarren und Traktoren an uns vorbei. Selbst in der Nacht sind immer mal wieder Autos und Eselskarren unterwegs. Mit soviel "Verkehr" hatten wir allerdings nicht gerechnet, aber wir bleiben unbehelligt.

Der nächste Tag ist der letzte Tag unseres Visums. Zügig geht es durch den südlichen Teil der Karakum und wir sind in der Grenzstadt Turkmenabat. Weit weniger zügig finden wir den Grenzposten, denn es gibt keinerlei Hinweisschilder, wie überhaupt jegliche Richtungsschilder schlichtweg nicht existieren. Grober Stadtplan und Nase nützen diesmal nicht viel, durchfragen ist angesagt. Einige Verfahrer aber auch eine spannende Überquerung des Grenzflusses Amu-Darya. Die Brücke sehen wir von Weitem. Beim Näherkommen stellt sich heraus, es ist eine Eisenbahnbrücke, Autos werden über holprige Strasse in Ufernähe geführt und man traut kaum seinen europäischen Augen, aber über diesen sehr breiten, aber auch sehr flachen Fluss gibt es nur eine Pontonbrücke. Alles fährt darüber, ob LKW oder PKW. Und jeder kämpft um seine Position, der, der entgegen kommt und als erster von der einspurigen Auf- bzw. Abfahrt will, wobei der stärkere und dreisteste bei diesen Engpässen meistens gewinnt. Das Blech ist verbogen und wellig, die einzelnen Pontons werden mit Ketten zusammen gehalten, was den einen oder anderen größeren Spalt verursacht, es knarzt und scheppert und dröhnt und es schwankt. Aufatmen als wir drüben sind und noch mal aufatmen als dann auch die Grenze hinter uns liegt.
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05_12 Sonntagsverkehr auf der Schnellstrasse.jpg
05_07 Tolkutscha Basar Abteilung Lebensmittel.jpg
05_06 Tolkutscha Basar Abteilung Pelzmützen 2.jpg
05_05 Tolkutscha Basar Abteilung Pelzmützen 1.jpg
05_04 Tolkutscha Basar Abteilung Teppiche.jpg
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05_20 Merv, die passende Kamelherde kam vorbei.jpg
05_19 Merv, nochmal  Kis Kale Burgmauer.jpg
05_15 Merv, Blick auf Sultan Kale.jpg
05_14 Merv, Kis Kale, ein schlossähnlicher Festungsbau.jpg
05_13 Einfahrt Mary bzw. Merv.jpg
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Usbekistan
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05_28 Buchara_Schach wird auch hier gespielt.jpg
05_26 Buchara.jpg
05_25 Buchara, das Wahrzeichen Kalan Minarett.jpg
05_24 Ponton Brücke über den Amu Darya Turmenabad.jpg
05_21 Please Foto.jpg
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05_34 Amu Darya, Detail einer Pontonbrücke.jpg
05_33 Amu Darya Pontonbrücke bei Urgench.jpg
05_32 Der Amu Darya auf dem Weg zum Aralsee.jpg
05_30 Buchara.jpg
05_29 Buchara.jpg
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05_39 Auf dem Weg zum Aralsee, Piste übers Plateau.jpg
05_38 Auf dem Weg zum Aralsee noch über Teerstrasse.jpg
05_37 Chiwa_Stadtmauer.jpg
05_36 Chiwa, das berühmte unvollendete Minarett.jpg
05_35 Chiwa, die Leuchttürme in der Wüste.jpg
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05_47 trotzdem Ü-Platz im Schatten, 15 km,  des Brandes.jpg
05_45 irgendwas brennt da in der Ferne.jpg
05_44 Aralsee_Explorationspisten.jpg
05_41 und dann stehen wir am Abbruch zum Seebecken, hier war einmal der Aralsee.jpg
05_40 Auf dem Weg zum Aralsee, Sand und Wind.jpg
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05_54 Der ehemalige Badeort ist heute wenig einladend.JPG
05_53 Ortseingangsschild noch mit Fisch als Symbol.JPG
05_50 Abstieg zur Piste nach Moynaq.JPG
05_49 Brotkauf unterwegs.JPG
05_48 der uns in der Nacht noch dieses Spektakel bietet.jpg
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05_59 und nochmal der Amu Darya, jetzt nur noch mit Sand gefüllt.JPG
05_58 manche sagen, die Schiffe wurden extra dort hingebracht.JPG
05_57 die einstige Fischerflotte.JPG
05_56 und seinen heutigen Ausmassen.JPG
05_55 Der Aralsee in seinen einstigen Ausmassen.JPG
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OK, das war's für heute!
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05_63 Achtung Strasse eingebrochen.jpg
05_62 Achtung Loch.JPG
05_61 mit ganz vielen Pferden.JPG
05_60 eine Tränke.JPG
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evisfreund
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Beitrag von evisfreund »

Hallo Timo,
tolle Reise die deine Eltern da machen. Wir haben das im Jahr 2007 gemacht. Wir waren auch in Monyak, Usbekistan. Ich wollte eigentlich auch auf den Grund des alten Sees fahren. Kannst du eine Karte machen wo deine Eltern gefahren sind. Wir sind von Nukus aus die alte Strasse, mit dem Einbruch gefahren, dann nach Monyak gekommen und dort war Schluss, da konnte man zwar zu alten Kähnen und so, fände ich aber fürs nächste Mal schöner wenn ich wüsste wo noch andere Routen sind. Die Routen deiner Eltern führen offensichtlich näher an den alten See.
Gruß Flo

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