Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

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Michi070166
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Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von Michi070166 »

Letzter Beitrag der vorhergehenden Seite:

Hallo Steffen,
erstmal vielen Dank für diesen ausführlichen Bericht. Super gemacht und verständlich auch für nicht Mechaniker.

Das ist doch ein Beitrag fürs "Bestof". Hallo Admins.....

Ich habe da noch mal eine Frage an dich:
Bei den alten Modellen ging nur eine Leitung nach hinten zu dem Bremskraftregler. Bei unseren Neuen ( :rofl: ) sind es zwei Leitungen. So wie es ausschaut eine vom vorderen Kreis und eine vom hinteren Kreis.
Sind im Bremskraftregler diese beiden Kreisläufe zusammengeführt? :shock: Kann ja eigentlich nicht sein, oder?


Bild
Grüße vom Fuzzymobil, Michi.
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bernd s
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Registriert: Fr 18. Mai 2001, 21:37
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Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von bernd s »

Hi Steffen,

TOP! Respekt für den Aufwand.

Jetzt hab ich den wissenschaftlichen NAchweis zu meiner langgehegten Vermutung.

gruss
bernd
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superXcruiser
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Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von superXcruiser »

Hi

Prima das es jetzt amtlich ist, dass bessere Beläge und eine Einstellung des BKR zu kürzeren Bremswegen führt. Vergessen wurde an der Stelle nur die Dauerbelastbarkeit der Scheiben und Beläge, z.B. bei Passfahrten. Aufgrund der hohen Hitzeentwicklung kann es bei starken Bremsungen sehr schnell zum Bremsversagen kommen, da eine direkte Belüftung der Scheiben und Beläge am Cruiser fehlt.

Wie ich bereits mehrfach berichtete, sollte aus diesem Grund auf gute Beläge und gute Scheiben großen Wert gelegt werden. Die Dauerhaltbarkeit der Bremsanlage ist deshalb für mich zweitrangig, da ich nicht nur einen kurzen Bremsweg möchte, sondern diesen auch nachhaltig.
Gerade ein langer Pass, abwärts gefahren, läßt eine Bremse sehr schnell an seine Grenze kommen, trotz richtigem Einsatz der Bremse.
Das richtige Bremsen könnte in diesem Zusammenhang vielleicht auch noch diskutiert werden, denn auch das kann die passive und aktive Sicherheit des Cruisers erheblich steigern. Hatte letztes Jahr passabwärts am Stilfser Joch eine M-Klasse vor mir mit einem scheinbar ungeübten älteren Herren, der es nach nur wenigen Kurven schaffte, dass starker Rauch und später auch Flammen aus seinen vorderen Radkästen schlugen.

Der Grund dafür war sehr simpel, der Fahrer stand leicht bremsend und relativ langsam fahrend etwa 2-3km auf der Bremse. Durch die ständige Belastung, der fehlenden Kühlung bei gleichzeitig hohem Gewicht des Fahrzeugs, war schnell die Bremse überfordert.
Und dieses Verhalten war auf meiner Alpentour nicht nur einmal zu sehen.

Der Cruiser bremst also nicht nur schlecht, es ist oft auch der Fahrer, die Beläge und die fehlende Belüftung.

bis denn




PS: Der M-Klasse Fahrer war so erschrocken, dass er bei Sicht der Flammen das Auto verlassen wollte um es abbrennen zu lassen, Feuerlöscher waren nicht zur Hand. Da der Wagen aber stärker rauchte als brannte, riet ich ihm im Auto sitzen zu bleiben und schnell den Berg hochzufahren ohne zu bremsen um die Bremse zu kühlen. Das reichte zum Glück aus, dass der Wagen nicht zu brennen begann und die Bremse abkühlen konnte. Danach sprachen wir über effektives Bremsen am Berg :wink: .
Fahrt los, sonst kommt ihr nicht an.

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steffen_k
Beiträge: 797
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 21:52

Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von steffen_k »

Hi Michi, die beiden Leitungen sind im Bremskraftregelventil nicht miteinander verbunden.
Es würde auch eine Leitung und ein T-Stück davor ausreichen.
Der Druck wird zweimal benötigt um den Kolben der den Druck für die Hinterachse steuert zu beaufschlagen.

Hier sieht man das Ventil zerlegt:

https://www.youtube.com/watch?v=pgYchFnp-vY

Gruß Steffen

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Tanenui
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Registriert: Sa 14. Apr 2012, 02:02
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Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von Tanenui »

Hi Steffen

vielen Dank für die hervorragenden Video- Erklärungen! Top gemacht- mit einem erheblichen Aufwand!

Ich fahre einen Hilux - Jahrgang 85 mit grosser Alkoven-Wohnkabine. Die Hinterachse trägt fast 2/3 des Gesamtgewichtes und der Wagen ist eigentlich immer im Bereich des Gesamtgewichts belastet. (2.5 Tonnen).
Ich habe bei mir das Gestänge des BKR so verbogen, dass es quasi immer in höchster Bremsleistung arbeitet. Dies war nötig, weil mit den zusätzlichen Federlagen das Fahrzeug deutlich höher steht und ich mit der normalen Verstellung am Auge an der Achse zu wenig kompensieren konnte. (Vielleicht hätte die Verstellung mit den Schlitzschrauben am BKR ein besseres Ergebnis gebracht.)
Ausserdem habe ich einen Bremskraftverstärker mit doppelter Membran verbaut. Jetzt habe ich- im Vergleich zu vorher- richtig gute Bremsleisungen, von denen ich vorher nur träumen konnte.

Habe mit Fahrversuchen und Bremstests versucht zu überprüfen, ob die Bremsverteilung so in Ordnung ist. Die Vorderräder blockieren auch jetzt noch immer vor den Hinterrädern. (immer bei ausgeschaltetem 4x4)

Hast du Erfahrung mit den BKR, ob die bei grosser Beladung auf der Hinterachse auf Vollleistung "offen" stehen sollen?

Und gibt es diese ECE Bremsbeläge auch für die alten Trommelbremsen die ich hinten besitze?

Beste Grüsse und nochmal danke für deinen tollen Beitrag!
Dani
...das lässt sich ändern...

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steffen_k
Beiträge: 797
Registriert: Mi 3. Dez 2014, 21:52

Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von steffen_k »

Hallo Dani,

ich denke dein Problem ist, daß dein Fahrzeug außerhalb der von Toyota geplanten Verwendung liegt. Es ist ja eine „konstruktive“ Bremskraftverteilung vorhanden, d.h. vorne hast du Scheibenbremsen vorne und hinten Trommeln. Die Auslegung ist derart, daß die Scheibenbremsen beim gleichen Druck mehr Bremsmoment erzeugen.
Wenn du jetzt mehr Bremsmoment an der Hinterachse haben möchtest, müßtest du erstmal ausmessen ob das Bremskraftregelventil den Druck „voll“ an die HA durchläßt. Falls das der Fall ist, kann man leider nichts mehr daran ändern.

Wo wohnst du denn? Manometer habe ich ja.

Wenn die HA weniger Druck als die VA bekommt, dann ist das noch Potential vorhanden, je nach dem wieviel Aufwand du treiben möchtest könnte man:
1. Die reale Bremskraftverteilung ausmessen (mit Manometern auf den den Bremsenprüfstand fahren, also das was der TÜV bei modernen Autos macht)
2. Die Schwerpunktshöhe bestimmen (nächster Technik-Workshop)
3. Das Bremskraftverteilungsdiagramm für dein Auto berechnen (die Excel-Datei dazu kann ich dir gerne schicken)

Da ich nie Trommelbremsen entwickelt habe und Trommelbremsen nur von Wettbewerbern meiner Arbeitsgeber hergestellt werden, kann ich dir leider nicht sagen ob es bei Trommelbremsen auch NAO- und ECE Beläge gibt. Ich kann es aber herausfinden. Ich melde mich.

Gruß Steffen

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quattro
Beiträge: 944
Registriert: Mo 21. Jun 2004, 22:07
Wohnort: Odenwald
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Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von quattro »

Danke Steffen für die tollen, sachkundig fundierten und trotzdem verstänlichen Videos.
Ich habe bei meinem 60er der 80mm höhergelegt ist die richtige (oder eher sinnvolle) Verteilung
im BKR über Testbremsungen ermittelt.
Die Langlochverstellug hat bei mir nicht weitergeholfen, also musste ich auch am Gestänge rumbiegen.
Anfangs haben nur immer die Vorderräder geraucht und hinten kam nichts an.
Dann habe ich so lange gebogen, bis es hinten auch angefangen hat zu pfeifen.
Ich freue mich schon auf weiteres Fachsimpeln am nächsten Taunus-Lagerfeuer.
Reinhard
HJ60 (1987),
Sprinter 316 4x4 (2015),
NSU Quickly (1958),
Moto Morini Camel 500 (1982),
Moto Morini Coguaro 501 (1988)
http://www.azawakh-arnold.de

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isegrim
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Registriert: Mi 9. Nov 2005, 10:10
Wohnort: Im Wald bei Babenhausen

Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von isegrim »

Die Beläge der Trommeln sind ECE...und natürlich heutzutage auch ohne Asbest...weil anderes war die historische Bezeichnung der NAO nicht.
NAO Beläge werden von den OEM üblicherweise in Ländern verbaut, in denen die Fahrer keinen Bremsstaub auf der Felge wollen...Ist also ein Scheibenthema.
Mir ist kein NAO Trommelbelag bekannt, auch wenn es da welche gibt, die brutal nach Fisch stinken, wenn sie heiß sind.
Generell gibt es für Trommeln gar nicht so viele Belagsmischungen wie für Scheiben, weil dort die letzten 20 und mehr Jahre kein Entwicklungsbedarf war. Durch die Selbstverstärkung beim Bremsen lang das was es gibt wohl. Problematisch ist bei den schweren Wagen und längerem Bremsen eher die Aufweitung der Trommel (Fading) und der Bremsleistungsverlust wenn die Beläge so rund 200 Grad haben...
Von daher kann der Umbau auf Scheiben auch hinten schon sinnvoll sein :)

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H-HZJ9803
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Registriert: Mi 24. Okt 2018, 07:18
Wohnort: Lehrte

Re: Technik-Workshop "Bremsen "online gestellt

Beitrag von H-HZJ9803 »

Hallo Steffen,

Nun habe ich mir die Videos angeschaut, ganz herzlichen Dank für die guten und verständlichen Erklärungen!

VG Jens

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