Neulich zeigten sich an meinem Hilux merkwürdige Geräusche und interessante Vibrationen die nicht serienmässig waren... So fings an:
Erst hörte ich ein leises Quietschen, welches nur beim Anfahren, vorwärts wie rückwärts, zu hören war. Das hat mich echt gaga gemacht, da ich meinen Lux beinahe wöchentlich abschmiere und auch nirgends Spiel an den Flanschen und Wellen feststellbar war.
Nach knapp zwei Wochen entwickelte sich die leise Geräuschkulisse fort zu einem ekligem Quietschen und Kratzen, so als ob man einen Stein in der Bremse hätte. Auto hinten aufgebockt, an den Rädern gedreht und... ...nüscht. Verzweifelt und dem Wahnsinn noch näher als sonst, bin ich halt weitergefahren in der Hoffnung dass sich das Problem von selber wieder verabschiedet. Das hat es dann prompt auch getan! Geräusche weg, getauscht gegen heftige Vibrationen im Schiebebetrieb und Brummen unter Last...
Den ultimativen Tip habe ich dann von HSD bekommen, 1. Gang einlegen, mal am Hinterrad drehen und dabei das Kreuzgelenk vorm hinteren Diff beobachten. Et voila, da hats reichlich geschlockert im Kreuzgelenk! Kurioserweise liess sich dieses Spiel nur durch blosses Wackeln an der Welle nicht feststellen.
Nun denn, zwei neue Kreuzgelenke (wennschondennschon) waren schnell bestellt und kosten knapp 25eu das Stück bei OMT Offroad. Auch made in Japan allerdings um Welten günstiger als bei Toyota.
Auf gehts, die Welle ist schnell ausgebaut, muss man ja nicht erklären, wie man die 4 Schrauben löst. Natürlich markiert man die beiden Wellenhälften am Längenausgleich.
So, grob entfettet und gereinigt liegt das Elend vor mir:
als erstes werden die innenliegenden Sicherungsringe (C-Klipse) mit ein bis zwei Schlitzschraubendrehern entfernt:
dann legt man die Welle wie gezeigt auf einen Schraubstock und klopft mit einem kräftigen Hammer auf die Welle direkt hinter der Lagerschale bis sie rausploppt. So verfährt man mit allen vier Lagerschalen, wobei man eben das kaputte Kreuzgelenk als Konter / Treiber benutzt. Wohl gemerkt gefühlvoll klopfen und nicht wie wild dreschen, man möchte die Gabel ja nicht kaltverformen... :
Wenn man aller vier Lagerschalen gelöst hat und die Mistviecher immer noch in der Gabel stecken, lassen sich die Schalen entweder mit einer Rohrzange oder mit dem Schraubstock ausdrehen. Aber auf keinen Fall die Schalen verkanten, da man sonst den Lagerschalensitz beschädigen könnte!:
Hier der Grund warum das alte Kreuzgelenk platt war. Kaum zu erkennen, die Schmierbohrung war verstopft und hat kein Fett mehr durchgelassen:
Hier das neue Schmuckstück mit Schmiernippel und Sicherungsringen:
Der Einbau ist noch einfacher und erfolgt quasi rückwärts. Die neuen Lagerschalen und die Sitze in den Gabeln schööön einfetten und die Schale knapp zur Hälfte ind die Sitze reinschieben. Dann das Kreuzgelenk einfädeln und die ganze Chose vorsichtig (!!!) im Schraubstock zusammenpressen. Auf keinen Fall mit Kraft / Gewalt zusammenquetschen, sobald nur der geringste Widerstand spürbar ist sollte man erstmal prüfen ob sich etwas verkantet hat.
Wenn die Lagerschalen bündig eingepresst sind, sollte man die eine Seite der Gabel mit zB. einer dicken Mutter kontern und auf der gegenüberliegenden Seite mit einer alten Schale die neue Lagerschale so weit einpressen, dass man den Sicherungsring wieder einsetzen kann:
Übrigens, die diffseitige Gabel sollte in der gleichen Position wie vor dem Ausbau wieder eingebaut werden. Ich habe mir die Position anhand des erhabenen U's gemerkt, die offene Seite des U's zeigt zum Wuchtgewicht der Welle:
Schnell noch den neuen Schmiernippel reingedreht und fettich! ...Ähm nö... Da passt wat nich... Hmm... Klatsch anne Birne! Ich habe das Kreuzgelenk falschrum eingebaut, der Schmiernippel gehört doch auf die andere Seite, zum Getriebe zeigend... Naja, practice makes perferct, Ausbau und Einbau, also quasi der Umbau, hat gestoppt 14min gedauert! ...:
So, eingebaut und abgeschmiert:
Fazit: Die Reparatur eines Kreuzgelenks ist beileibe kein Hexenwerk! Mit einfachsten Werkzeugen (zwei 14er Schlüssel, ein 10er Schlüssel, eine Rohrzange, zwei Schlitzschraubendreher, 1 Hammer, ein Schraubstock und ein 0,5er Brinkhoffs) ist diese Reparatur innerhalb von zwei Stunden inklusive Wellenein- und Ausbau erledigt. Nix mit Werkstatt und Spezialwerkzeug und so.... Hauptsache etwas Gefühl am Hammer und am Schraubstock und schon fluppt das!
Schönen Gruss,
finnlux
