Vor dreißig Jahren

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bushdriver
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Vor dreißig Jahren

Beitrag von bushdriver »

Hallo,
aus gegebenen Anlass wollte ich hier mal mein kleines "Micro-Abenteuer" zum Besten geben:

Teil 1

Die bewegenden Momente am 9.11.89 versetzten mich damals in große Euphorie und Erstaunen.
Eine gehörige Portion Abenteuerlust inspirierte mich, drei Tage später, aus der Nähe von Hannover kommend, entgegen dem Strom tausender DDR-Bürger, illegal mit meinem Motorrad in die frühmorgendliche, ostdeutsche Provinz einzureisen.
Naheliegend wählte ich den Grenzübergang Helmstedt-Marienborn. Ich zeigte meinen Reisepass und ließ mir eine Durchfahrtsgenehmigung über die Transitstrecke nach West-Berlin ausstellen und abstempeln.
Die erstbeste Gelegenheit nutzte ich, um einfach abzubiegen Richtung Ost-Harz, wo Verwandte von uns lebten.
Mein Motorrad war eine Geländesport-Enduro in entsprechender, sportlicher Aufmachung. (KRAMER ITALIA 250)
Dieses Gerät war ideal, um über die holprigen Landstraßen zu brettern.
Für das verhältnismäßig unaufgeregte Leben zu der Zeit und für den eher gemächlich dahinrollenden Verkehr muss meine Erscheinung wie eine wildgewordene Hornisse gewirkt haben.
Nach dem Überholen einer sowjetischen Militärkolonne auf einer einsamen Landstraße, ebbte jedoch der Vortrieb bei steigender Drehzahl plötzlich ab !
Die große Befestigungsmutter auf der Antriebswelle hatte sich verabschiedet und das Ritzel drehte sich gelangweilt neben der Verzahnung auf dem kurzen Gewindestück. Der Gehäusedeckel und die Kette zum Hinterrad vereitelten einen Fluchtversuch des Ritzels. Nur die Mutter war schlank genug und flutschte durch den Spalt in die Freiheit !
WAS NUN ??!!

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j8 RR
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Re: Vor dreißig Jahren

Beitrag von j8 RR »

Axel,
so wie ich Dich bis jetzt kennen lernen durfte, Dir ist bestimmt irgendetwas eingefallen um mit Deinem kaputten Mopped aus dem damaligen Dilemma der fast Ex-DDR rauszukommen.

Irgendetwas mehr oder weniger sinnvolles :rofl:

Da Du Dich heute noch bester Gesundheit erfreust, wir uns am 6.12. beim Stammtisch wiedersehen werden, bin ich der festen Überzeugung das Du die Sache damals irgendwie relativ souverän gemeistert hast.

Wie?
Keine Ahnung! Aber von "keine Ahnung" habe ich sehr viel :rofl:

Also los, erzähl jetzt, oder warte bis zum Stammtisch :biggrin:

Reinhold

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superXcruiser
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Re: Vor dreißig Jahren

Beitrag von superXcruiser »

Ich möchte auch wissen wie es weiter geht.......
Fahrt los, sonst kommt ihr nicht an.

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bushdriver
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Re: Vor dreißig Jahren

Beitrag von bushdriver »

Teil 2:

Nicht weit entfernt standen drei Häuser und kurze Zeit später fuhr mich jemand im Trabant zu einer LPG-Werkstatt.
Dort wurden eifrig volkseigene Fahrzeuge mit Spoilern, Zusatzscheinwerfern und Aufklebern gepimpt.
Nach kurzer Schilderung meines Problems, griff ein Traktorist in eine Holzkiste und präsentierte mir drei ähnlich große Muttern, eine sogar mit Feingewinde, die sogar passte ! Was für ein verdammtes Glück !!
Nach erfolgreicher Reparatur ging es weiter in den Harz. Über die Freundlichkeit und die Hilfsbereitschaft war ich sehr dankbar.
Bei Kaffee und Kuchen mit meinen Verwandten in der Nähe von Thale, diskutierten wir meinen Rückweg.
Da es bisher nur Reiseerleichterungen für DDR-Bürger gab und alle anderen Gesetze noch ihre Gültigkeit hatten, wäre es keine gute Idee gewesen, über einen improvisierten Grenzübergang in der Nähe, in den Westen zurückzufahren. Einfach an der DDR-Autoschlange durch ein "Loch im Zaun" zu lupfen, nee, besser nicht.
Also - zurück zur Transitstrecke. In Marienborn zeigte ich meinen Reisepass nun auf der gegenüberliegenden Straßenseite vor.
Der Genosse Grenzoffizier wollte gerade abstempeln und bemerkte, das ich gar nicht aus West-Berlin gekommen bin, sondern, laut Dokument, noch auf dem Weg dahin, eigentlich.
In einem kurzen Verhör schilderte ich, das eine komplizierte Reparatur und dessen Folgen sich nicht eigneten, die Fahrt nach Berlin fortzusetzen. Aus "purer Verzweiflung" verließ ich die Transitstrecke, um wieder zurückzufahren, log ich.
Nach eindringlicher Belehrung Über strenge Verhaltensregeln und die Nichtbeachtung solcher, besann sich der Uniformierte, im Angesicht des derzeitigen Chaos, stempelte den mehr als ungültigen Passierschein mit der Bemerkung ab, das nächste Mal unverzüglich die Volkspolizei zu verständigen !
Das nächste Mal ?!

E N D E

Gruß,

Axel

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j8 RR
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Re: Vor dreißig Jahren

Beitrag von j8 RR »

bushdriver hat geschrieben:
Das nächste Mal ?!


Die Geschichte würde ich mir gerne noch mal "live" anhören!

Klingt sehr interessant!

Na dann, bis zum Stammtisch!

Reinhold

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