HJ61-Freak hat geschrieben:Von mir nur mal mal ein genereller Einwand/Hinweis: Seriöses Motortuning zeichnet sich regelmäßig dadurch aus, dass man den betreffenden Motor angeht, den der Kunde hat. Das funktioniert aber nur, wenn man das Fahrzeug oder noch besser: Den einzelnen Motor auf den Prüfstand schnallt und dann anpasst und optimiert. Im Prinzip ist dann alles machbar, was die Hardware im Stande ist umzusetzen, nebst individuellen Sonderwünschen. Diese ganzen Plug-and-Play-Geschichten sind meistens nicht das Gelbe vom Ei bzw. überteuert.
Gruß
Florian
Hallo Florian,
das würde ich so nicht stehen lassen wollen.
Das seriöseste Tuning unter den Pfuschern ist sicher eine individuelle Anpassung an die jeweiligen Gegebenheiten. Das wird gerne mal von den "Buden" behauptet, die zwecks Leistungssteigerung in der Einspritzmengenkorrektur der Klimaanlage rumschreiben... ich will nicht ewig weit ausholen, aber die Berechnung der Einspritzmenge erfolgt bei heutigen Steuergeräten Drehmomentenbasiert. Das ganze beruht auf einer Menge theoretischer Annahmen und Modellberechnungen und da gibt es dementsprechend verschiedene Hebel, die man bewegen kann und die in einer Mehrleistung münden. Wer also nicht genau weiß, was er tut (und bei der Vielzahl von Kennfeldern und Stützstellen heute, weiß das kaum jemand so wirklich genau, wenn er nicht beim Steuergerätehersteller arbeitet und Zugang zu vertraulichen Dokumenten hat), der muss nach try&error vorgehen. Und da aber gerade europäische Hersteller sehr häufig Softwareupdates durchführen, muss ein Tuningstand für den einen Passat noch lange nicht auf den anderen des gleichen Modells passen.
Das Problem liegt dabei auf der Hand, der Anbieter kann seinen jeweilig angepassten Datenstand gar nicht ausreichend testen, was bei 25°C auf dem Rollenprüfstand funktioniert, tut's noch lange nicht bei -10°C. Und wer sagt ihm, dass bei hoher Anhängelast und niedriger Geschwindigkeit das Abgas nicht überhitzt und der Motor verglüht? Niemand, er hofft einfach auf sein Glück...
ABER: die Fertigungstoleranzen streuen bei weitem nicht so sehr, wie es öfter mal behauptet wird und ein Dieselmotor ist kein großes Wunderwerk. Leistung kommt von Kraftstoff, der Kraftstoff braucht eine gewisse Menge Luft um sauber verbrennen zu können und das war's auch schon. Spritzt man die gleiche Menge ein, kommt auch annähernd immer das gleiche dabei raus. Bloß, wieviel ist zuviel? Zuwelchem Zeitpunkt? Welcher Einspritzbeginn ist ok und welcher führt zu Dieselklopfen und gebrochenen oder durchgebrannten Kolben? Sowas entwickelt man seriöserweise nicht auf einem Rollenprüfstand, sondern schnallt den Motor mir allerlei Sensorik auf einen Motorenprüfstand.
Bei Toyota sieht die Lage generell ein wenig anders aus als bei den deutschen Herstellern. Softwareupdates gibt es im Vergleich höcht selten und häufig sind die Steuergeräte gar nicht umprogrammierbar. In dem Fall hilft also nur ein (gutes!) Zusatzgerät, welches, so denn Updates mal vom Werk kommen, entsprechend neu überprüft werden muss.
Seriöses Tuning zeichnet sich auch dadurch aus, dass es an einer größeren Zahl Versuchfahrzeuge über einen längeren Zeitraum getestet wird und zwar genauso im Alltagsbetrieb wie auch unter Extrembedingungen, desweiteren werden nach Prüfstandsdauerläufen bei Nennleistung für mehrere hundert Stunden keine Schäden festgestellt.
Es enthält eine eigene OBD samt Fehlerspeicher und wird in der Fertigung über den gesamten Temperaturbereich kalibriert. Unter der Haube montiert, sollte es Umgebungstemperaturen über 100°C aushalten, die Stecker sind automotive-gerecht und alles erfüllt eine hohe IP-Klasse (wasserdicht).
So eine Box kann dann europaweit in Stückzahlen von 2000 pro Jahr (das sind die Zahlen alleine vom J15 Werkstuning von 2010) verkauft werden und hat eine Garantiequote von gerade mal 0,2% (Geräteausfall, Montagefehler) - Folgeschäden am Fahrzeug: keine.
Dass das nach einem Entwicklungsbudget im 6-stelligen Bereich (pro Motortyp!) und einigen Handelsmargen nicht für 380.- € über den Ladentisch gehen kann, sollte einleuchten
Edit: du hast natürlich recht:
Diese ganzen Plug-and-Play-Geschichten sind meistens nicht das Gelbe vom Ei bzw. überteuert.
Für die aller-allermeisten gilt das wohl...