Colle Sommeiller - Teil II

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wolfram
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Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von wolfram »

zum Teil I geht's hier.

Colle Sommeiller, Denzel und die anfahrbaren 3000er in den Westalpen - Teil II.
Oder: Warum Höhe alles ist, was zählt.


Diese Aussage trifft für Veranstalter geführter Touren, Autofahrer, Enduristen, Radler, ja sogar Wanderer gleichermaßen zu. Erst kürzlich konnte ich in einem Forum über Einen lesen, der sich nach Hüttentouren erkundigte, die explizit auf über 3.000 m hinauf führen (und natürlich auch wieder herunter). In dieser Hinsicht haben Wanderer (und Radfahrer) ein leichtes Spiel, weshalb ich die Frage nicht so recht verstanden habe. Solche Touren bietet der Westalpenbogen en masse, und speziell im Aostatal tue ich mich schwer, eine Tour auszuarbeiten, die 3.000er konsequent meidet. Und ich spreche hier von Wandertouren bzw. Hochzielen, welche für diese Gruppe von Ausflüglern ähnlich einfach zu erreichen sind, wie das Sommeiller-Hochplateau für den Autofahrer.

Bild
Mont Taou Blanc - 3.438 m

Motorisierte Bergfreunde sehen sich hier mit anderen Herausforderungen konfrontiert. Laut Denzel gibt's von diesen Hochzielen gerade mal zwei an der Zahl, und mit den höchsten Schwierigkeitsgraden (SG 4-5) klassifiziert. Das macht dann schon was her, ist gut fürs Ego und stärkt das Selbstbewußtsein, so einen 3.000er mal angefahren zu haben. Und wenn man dann davon seinen Freunden erzählen kann und das Video als Beweis bei Juuhtuhb einstellt...

...fallen die Lacher bei der Zuhörerschaft, die über die wahre Höhe des Sommeiller-Hochplateaus Bescheid weiß und der bekannt ist, dass sowohl der "Fahnenhügel" als auch der eigentliche Colle - ersterer seit einigen Jahren, letzterer schon immer - nicht anfahrbar sind, je nach dem, als wie höflich sich diese Zeitgenossen herausstellen, herzhaft bis verhalten aus. Vielleicht in diesem Moment peinlich für den Erzählenden, aber noch lange kein Beinbruch. Shit happens.

Eine ärgerliche Wendung nimmt die Geschichte für die, welche auf eine wo auch immer publizierte Höhe jenseits der magischen Grenze vertrauen, entsprechend ihre Reise planen und gegebenenfalls größere Umwege in Kauf nehmen, nur um am Ausgangspunkt festzustellen, dass, als so reizvoll sich die Anfahrt auch herausgestellt haben mag, einem Weiterkommen hier behördlicherseits ein Riegel vorgeschoben wurde. Nun nehmen mal die aktuell vorherrschenden Gegebenheiten keine Rücksicht auf Redaktionsschluß und die nächste Neuauflage, weshalb hier keinem Verlag oder Autor, sofern in der Neuauflage darauf hingewiesen wird, ein Vorwurf gemacht werden kann. Um aktuell auf dem Laufenden zu bleiben, setzen wir uns ins Buschtaxi.

Bild
Mont Pelat - 3.053 m

Dann gibt es die Gruppe von Alpenfahrern, die sich für die Umsetzung ihres 3000er-Vorhabens vertrauensvoll an einen der vielen Anbieter geführter Geländewagentouren wenden. Für die Inanspruchnahme solcher Dienstleistungen ist grundsätzlich nichts einzuwenden, und die Gründe dafür sind vielfältiger Art:
Den einen fehlen Zeit, Muße und vielleicht auch Geschick, entsprechende Touren zu planen, die Stecken im Detail auszuarbeiten und sich um entsprechende Übernachtungsmöglichkeiten zu kümmern, sofern die Nächte nicht alle im Wagen oder unter freiem Himmel verbracht werden sollen. Andere schätzen es, einfach nur jemandem hinterherfahren zu können, Natur und Landschaft pur zu genießen, ohne dabei sich mit lästigen Navigationsfragen und Orientierungsproblemen herumschlagen zu müssen.
Anderen, die eine solche Tour gerne mit mehreren Fahrzeugen unternehmen wollen und die notwendige Anzahl von Mitstreitern aber nicht zusammenbekommen, versprechen die Veranstalter die abendliche Geselligkeit am Lagerfeuer.
Oder man traut sich alleine "die große Alpenüberquerung", höchster anfahrbarer Punkt in den Alpen mit über 3.000 m inklusive, nicht zu, wendet sich zwecks Erfüllung dieses Traums an einen Veranstalter und weiß das einem gebotene "Plus an Sicherheit" zu schätzen, welches man sich gerne auch etwas kosten läßt. Dazu zählen umfangreich und mit Seilwinde sowie Satellitennavigation ausgerüstete Begleitfahrzeuge und das über viele Jahre Offroad-Erfahrung verfügende Begleitpersonal. Auch die Berichterstattung in der Gelände- und Abenteuerpresse über den einen oder anderen Veranstalter fällt positiv aus.

Die jeweiligen Angebote dazu klingen vielversprechend:

"Zu den Höhenpunkten unserer Expedition gehören vor allem Sommeiller (mit 3000 m der höchste anfahrbarer Punkt in den Alpen)"
"Vorbei an blühendem Edelweiß nähern wir uns den Gipfelpunkten der West-Alpen bis in eine Höhe von über 3.000 Metern und stehen mit unseren Geländewagen auf dem Dach Europas"
"Wir befahren den höchsten anfahrbaren Punkt in den Alpen mit über 3000m"
"Bis wir die Passhöhe auf 3.000 Metern erreichen, zwingt uns ausgewaschener Felsboden immer wieder zu langsamer Fahrt in der Getriebeuntersetzung"
"...auf unbefestigten Routen bewegen, die uns mit über 3000 m üNN auf eine der höchsten Offroadstrecken Europas führt..."
"Noch ein letztes Geröllfeld und wir waren oben. Das GPS zeigt 3001m über Meer."

Bild
Mont Thabor - 3.178 m

Nun wissen Buschtaxileser, dass das mit den "über 3.000 m" ja schon seit einigen Jahren nicht mehr hinhaut. Der Auffahrt zum Bontadini wird bereits in Breuil-Cervinia ein Ende gesetzt, und beim Sommeiller ist auf dem Hochplateau bei 2.996 m "Schluß mit Lustig", seit der Abstecher zum Fahnenhügel mittels Balkenversperrung erheblisch erschwert wurde. Spielverderber.

Dieser Sachverhalt sollte aber dem eigenverantwortlich handelnden und des Kartenlesens kundigen Alpenfahrer auch nicht entgangen sein. Wer sein Auto neben dem Ex-Albergo und vor dem See parkte, tat das auf max. 2.996 m. Und glauben Sie nicht, sehr verehrte Teilnehmerinnen und Teilnehmer geführter Touren, dass dieses kleine unschöne Detail dem fach- und sachkundigen Begleitpersonal nicht bekannt gewesen wäre.

Spüre ich hier aufkommenden Unmut? Fühlen Sie sich hinsichtlich des Ihnen gegenüber gemachten Reiseversprechens - um es vorsichtig zu formulieren - hintergangen? Wäre es Ihnen nicht im Traum eingefallen eine Reise zu buchen, die Sie nicht in Höhen über 3.000 m entführt?

Dumm gelaufen. Ich sehe aber nicht, daß Ihnen wegen diesen paar Metern ein wie auch immer gearteter materieller Schaden entstanden sein soll - und nur bei hinreichend begründetem Nachweis eines solchen sieht das Reiserecht, wenn auch minimale, Entschädigungszahlungen vor. Von einem emotional erlittenen Schaden wegen mangelnder Bemessungsgrundlage ganz zu schweigen.

Bild
Rocciamelone - 3.538 m

Wie geht's jetzt weiter?
Ich halte es für überzogen - um die Frage von Martin aus Teil 1 zu beantworten - mit Forderungen an Verlage und Veranstalter heranzutreten, ihre Höhenangaben nach unten zu korrigieren.
Solange Sie dran glauben, haben wir doch für beide Parteien eine Win-Win-Situation.
Das müssen Sie sich so ähnlich vorstellen wie mit der Vicky, also der "Vicky Leak": Nämlich die sinngemäße Ankündigung Murphys, die ehemalige FDJ-Sekretärin falls nötig weiterhin als "Teflon", den früheren Fallschirmspringer und Arbeitsvermittler als "schräg" und den Noch-Vize als "überschäumend" bezeichnen zu wollen, man aber in Zukunft mehr darauf achten wird, dass diese Bemerkungen nicht mehr so leicht an die Öffentlichkeit gelangen, um diesen Herrschaften die Peinlichkeit zu ersparen, vor ihrem Wahlvolk mit heruntergelassenen Hosen dazustehen.

Und ich geb' jetzt auch Ruhe und habe als Geschenkempfehlung für den weihnachtlichen Gabentisch ein GPS-Gerät der Modellreihe "Sommeiller 3000+". Das sind solche Geräte, die auf dem Hochplateau noch die echte und korrekte Männer-Höhe von mehr als 3.000 m anzeigen (wie bei den Körperwaagen für die Damen, die naturgemäß das Gewicht nach unten schönrechnen)... Und jetzt nichts wie weg.

Gruß Wolfram
Zuletzt geändert von wolfram am Mi 8. Dez 2010, 21:44, insgesamt 3-mal geändert.

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wolfram
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von wolfram »

Hat jemand 'ne Idee, warum Links und Formatierungen nicht funktionieren. In der Vorschau stimmt alles!

Danke und Gruß

Wolfram

Update:
Nachdem ich den Beitrag gelöscht und neu reingesetzt habe, klappt's.
Zuletzt geändert von wolfram am Mi 8. Dez 2010, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.

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DerAustralier
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von DerAustralier »

wolfram hat geschrieben:Hat jemand 'ne Idee, warum Links und Formatierungen nicht funktionieren. In der Vorschau stimmt alles!

Danke und Gruß

Wolfram



egal, hab mich trotzdem köstlich amüsiert :D
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JWD
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von JWD »

Herrlich!
Dankeschön Wolfram!

Gruß
Maik
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Maik

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thores
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von thores »

Auch wenn mir die Toyotatechnik den Spass an Strecken höher als 2.500m nicht gönnt, habe ich deine Berichte zum "3000er-Wahn" mit Genuss und dem berühmten Toyotagrinsen verfolgt.

Danke Wolfram.
Grüße aus der Wetterau
Thomas

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HJ61-Freak
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von HJ61-Freak »

thores hat geschrieben:Auch wenn mir die Toyotatechnik den Spass an Strecken höher als 2.500m nicht gönnt, habe ich deine Berichte zum "3000er-Wahn" mit Genuss und dem berühmten Toyotagrinsen verfolgt.Danke Wolfram.

Wahn ist gut! Seid der Befahrung der bolivianische Lagunenroute in den Anden kann mir die 3.000er-Marke noch nicht einmal mehr ein müdes Lächeln entlocken geschweige denn die große Lust auf's Offroaden entfachen. Schon gar nicht, wenn ich mich die ganze Zeit mit Polizisten, Radfahrern, Wanderern oder sonstigen Anti-Automobilaktivisten rumschlagen muss.

3.000 sollte der Toyo aber schon schaffen, Höhenanpassung hin oder her! :wink:

Gruß

Florian
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achtbit
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von achtbit »

Großartig! ;-)

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thores
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von thores »

HJ61-Freak hat geschrieben:Seid der Befahrung der bolivianische Lagunenroute in den Anden kann mir die 3.000er-Marke noch nicht einmal mehr ein müdes Lächeln entlocken ...

Dann schreib doch mal hier im Reiseforum einen schönen Bericht dazu, nebst ein paar Fotos, so wie es Wolfram auch gemacht hat.
Grüße aus der Wetterau
Thomas

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HJ61-Freak
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von HJ61-Freak »

thores hat geschrieben:Dann schreib doch mal hier im Reiseforum einen schönen Bericht dazu, nebst ein paar Fotos, so wie es Wolfram auch gemacht hat.

Ich hoffe bis Mitte 2011 die Sichtung und Zusammenstellung der unzähligen Dias abzuschließen und einen Vortrag zu entwickeln. Dann gibt es evt. einen AV-Vortrag auf einem BTT.

Gruß

Florian
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1958
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von 1958 »

tja 4 Meter die einem den ganzen Urlaub versauen 8)
Die einzige Konstante ist die Veränderung - die Angst ist Ihr Begleiter.

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Bernd Boehnlein
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Re: Colle Sommeiller - Teil II

Beitrag von Bernd Boehnlein »

Ich bin ja froh dass es so ausgewiesene Fachleute gibt die einem das (Off Road) leben erklären.
Gruß B.B.
Auch Hunde fahren gerne Landcruiser!
V6 Fan!

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