dringend zu empfehlen: Fahrsicherheitstraining

[Olut]

Hallo Kollegen,

leider hat das terminlich nicht gepasst zum BTT zu kommen, Arbeit geht vor.

Vergangene Woche hatte ich Gelegenheit beim ÖAMTC (Schwester-Verein vom ADAC) ein personal coaching für Fahrsicherheit im Zentrum Teesdorf zu absolvieren, wo man die vielen möglichen und auch beinahe unmöglichen Fahrbedingungen simulieren kann und lernt, mit den Vehikel auf der Strasse zu bleiben, oder, wenn`s nicht reicht, den Wagen so zu bekommen, daß es frontal kracht (=max.Sicherheit).

Ich bin mit meinen völlig ausgelatschten Sommerreifen angetreten, ESP ausgeschaltet und habe das 3t-Schiff dort zwei Stunden intensivst bewegen dürfen, eine irre Erfahrung und dringend jedem J20-Piloten anzuraten.

Eines vorweg: ESP ausgeschaltet heißt nicht, es ist ausgeschaltet, wenn der Gyro zu viel anzeigt, kommt ESP später, dann aber umso beherzter. Der J20 verhält sich in der rutschigen Kurve etwa wie ein M60-Panzer, er will am liebsten gerade über die Vorderräder und je mehr man gegenlenkt, umso mehr ignoriert er das Ansinnen des Fahrers. Andererseits mit einem zarten Gas-und Bremsfuß lässt er sich wunderbar um die Kurve fahren, der Radius ist direkt linear mit der gefahrenen Geschwindigkeit, total gutmütig und überrascht in keinster Weise.

Im Slalom ist er Elchtest-fest, auf Sport eingestellt kann man zwar die Physik an den Rädern hören, aber er tut, was man von ihm verlangt, wenn´s zu schnell ist, dann wird einfach der Radius größer. Auf rutschigem Untergrund detto, das Heck herauszubekommen, ist beinahe unmöglich.

Am Schluß die Schleuderplatte, man fährt auf eine rutschige Gerade und beim Passieren der Platte wird diese horizontal schnell bewegt, wenn die Hinterräder darüberrollen, V=45 bis 50km/h, auf der Geraden werden dann mit Wassermauern Hindernisse in unterschiedlichen Abständen und Formationen aufgebaut. Obwohl der Instruktor für solche Notmaßnahmen immer die schnelle Vollbremsung = Bremsassistenz aktiviert sich empfiehlt, bin ich zum Schluß gekommen, daß im Falle keiner direkten Aufprallwahrscheinlichkeit ein dosierteres Bremsen die Lenkfähigkeit extrem verbessert, am besten habe ich die Slalomwand ohne zu bremsen und nur mit schneller Lenkaktivität passiert, die Verzögerung kommt sowieso durch das spät einsetzende ESP.

Was auffällig war, der PCA (pre crash assistance, zieht die Passagiere über Anspannung der Gurte in den Sitz) schaltet sich nach der zweiten Vollbremsung auf nassen Grund ab, also nicht wegen der Verzögerung, ab und steht erst beim neuerlichen Motorstart wieder zur Verfügung.

Abschließend wurde ich noch über ein Extremgelände gelotst, ausgetestet, daß kein Wagen umfällt oder etwas zu schaden kommt. Aber weder darf die Schrägfahrt noch zwei Grad schräger sein oder die Böschung ein Grad vertikaler. Was wirklich beeindruckt, meine abgelutschten Sommerräder haben gehalten als würde ich mit grobstollige Ballonreifen fahren. Der J20 ist wirklich ein 100% Geländewagen, wenn man es braucht, ich brauch´s wahrscheinlich höchstens im Winter und dann in einem Notfall...

Angesichts des irren Gewichts und der Tatsache, daß der J20 sich völlig anders verhält wie jeder andere Wagen, rate ich dringend, so einen Lehrgang zu machen, das ist eine Lebensversicherung. Ich habe jetzt sicher über 3,5Mio km abgespult, unfallfrei (selbstverschuldet), aber diese zwei Stunden haben einen neuen Horizont eröffnet.

Besten Gruß
Albert

[Alkyone]

Ich kann mich da Alberts Meinung nur anschließen ! Ich babe auch schon einige Fahrsicherheitstrainings hinter mir.Nicht nur, dass man anfangs verwundert ist, wie schnell man, selbst als geübter Fahrer, überfordert ist, sondern genauso erstaunlich ist, wie man nach wenigen Versuchen und Instruktionen, die selbe Situation meistert. Wenn man davon ausgeht, dass einen in der Praxis, eine gefährliche Situation ja überraschend trifft, ist die Notwendigkeit sich zu trainieren noch zwingender.

Liebe Grüße

Helmut

[bandeirante]

Wenn jemand in Deutschland über die Firma bei der VBG (Berufsgenossenschaft Verwaltung Bahnen Glas oder so) versichert ist, kann er ein abgespecktes Fahrsicherheitstraining sogar kostenlos machen .
http://www.vbg-fahrtraining.de/

Evtl. auch bei anderen BGn, da ist die Anmeldung aber komplizierter.

Grüsse Axel O.

[coke]

Ich finde solch ein Fahrsicherheitstraining auch sehr sinnvoll. Aber eine Frage hätte ich da mal, eher noch mit Bezug auf Autos ohne ESP Beim ADAC gab es damals so eine Platte, die einem die Hinterräder "weg gezogen" hat. Dadurch kam der Wagen ins schleudern und man sollte ihn abfangen und eine Vollbremsung machen. Beim ersten Mal war ich mit nem Polo (ohne ABS) da. Ergebnis: Ich wurde immer vor geschickt, da alle sehen konnten, wie man es nicht machen soll So gut wie jedes Mal habe ich mich einige Male um die eigene Achse gedreht (die Fahrbahn ist nass).

Nun zur Frage: Wenn ich jetzt einen Geländewagen habe und der evtl. sogar noch durch größere Reifen + Fahrwerk deutlich höher ist, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich den bei solch einem Schleudertest auf die Seite lege? Was denkt ihr?

[Olut]

Hallo Coca,

Die Platte, welche Du beschreibst ist genau das System beim ÖAMTC, dazu kommen eben nachfolgend verschiedene Hindernisse in Form von Wasserwänden, welche man vorzugsweise umfahren soll. Je nach Radstand kommt ohne ESP die Hinterachse stärker und bei Verschlafen der Gegenlenkbewegung pendelt die Hinterachse dann um den Faktor 1,5 in die Gegenrichtung, oder eben überhaupt nicht mit entsprechend geschulter Technik.

Da sich alles auf einer nassen und rutschigen Fahrbahn abspielt, braucht man keine Angst haben, daß der Wagen kippt, allerdings ist es mir trotz aller Bemühungen nicht gelungen, den Wagen zumindest quer zu bekommen.

Ich bin diesen Pakour mindestens 30x gefahren und es macht riesig Spaß und man lernt wirklich auf lustige Weise, diese Lenk- und Bremstechniken intuitiv zu beherrschen.

Besten Gruß
Albert