Hoher Ölverbrauch

[RainerPhilipp]

Werte Gemeinde,
seit kurzen stelle ich an meinem 78er mit 1HZ und Turbo einen recht hohen Motorölverbrauch fest. Dürfte so bei 1 ltr. auf 500km liegen. Vorher brauchte der Motor fast nichts. Eine Leckage am Motor ist nicht sichtbar. Der Motor läuft gut ohne Leistungseinbuße, ein Nachstottern beim Abstellen ist nicht vorhanden. Lediglich läuft der warme Motor im Standgas irgendwie nicht mehr 100%ig rund. Kaum merklich, aber wenn man täglich mit dem Fahrzeug fährt merkt man es halt ein bischen.
Hat da jemand Erfahrung an was das liegen kann?
Der Motor hat jetzt knapp 320.000km drauf. Es ist kein Klappern oder sonstiges Hörbar. Motoröl ist im Kühlwasser auch nicht festzustellen. Zahnziemen passt auch noch, ist erst 25.000km drauf.
Ich wollte nämlich morgen nach Kiel hoch (600km), habe aber Angst, dass ich den Motor ruiniere. Wenn es nur mit Nachkippen von getan wäre könnte ich da kurzfristig mit leben.
Rätselnde Grüße

[TOYO-Positiv]

Ich will dir jetzt keine Angst machen aber genau so fings bei mir auch an :-/

Ich hoffe das es nicht das gleiche ist.

Evtl. pumt der Motor auch zu viel Öl in den Turbo weil das Röhrchen im Ventildeckel kaputt ist.


Grüße

[PeterC]

Hallo Rainer

die Kurbelgehäuseentlüftung kannst einfach prüfen:
bei laufendem Motor einfach oberhalb des 6 Zylinder den Schlauch runterziehen und schauen, ob 1. viel Gas und 2. viel Öl kommt.
Viel Gas, viel Öl: eher schlecht, da in diesem Fall die Kolbendichtringe langsam den Geist aufgeben.
Wenig Öl, wenig Gas: Kolbendichtringe und Ölnebelabscheider im Ventildeckel in Ordnung, aber evtl. der Ölabstreifring am Kolben (der unterste) defekt und das Öl kommt auf der Zylinderinnenseite in den Brennraum
Wenig Gas, viel Öl: Ölnebelabscheider im Ventildeckel defekt
Viel Gas, wenig Öl: andere Ursache. In dem Fall würde ich den Schlauch zwischen Turbo und Ansaugbrücke aufmachen: wenn dort viel Öl zu finden ist, spricht einiges für defekte Lager im Turbo.

Entweder sind die einfach ausgelutscht (lässt du den Motor / Turbo ein bißchen Nachlaufen zum Abkühlen?) oder die Lager im Motor (Kurbel- und Nockenwelle, Pleuel,...) sind verschlissen (wegen der höheren Belastung durch den Turbo), es fehlt Öldruck und das hat den Turbo getötet.

Das der Motor nicht mehr so rund läuft ist normal, da er offensichtlich Motoröl mit verbrennt und der Leerlaufregler die Dieselmenge nicht mehr weit genug zurücknehmen kann.

Schraubergrüße mit neuer, dicker Lippe
Peter

[TOYO-Positiv]

Kurbelgehäuseentlüftung das war das wort was ich gesucht habe

[RainerPhilipp]

@ Peter und TOYO-Positiv,
danke für Eure Antworten. Habe auch auf einen defekten Ölabstreifring getippt. Ich werde die Kurbelgehäuseentlütung mal prüfen. Die "Unregelmäßigkeiten" beim Leerlauf hatte ich eigentlich auf verschlissene Einspritzdüsen geschoben. Die Frage ist jetzt nur ob es dem Motor schadet noch mal schnell 600km nach Kiel und zurück zu fahren. Den Motor lasse ich immer, je nach vorheriger Belastung nachlaufen. Ich habe auch ein Motorölthermometer verbaut. (Misst die Temperatur in der Ölwanne.) Da gab es auch keine Probleme wegen überhöhter Motoröltemperatur. Mal sehen was die Entlüftung spricht.

Grüße

[RainerPhilipp]

So, die Freude ist riesengroß.
Habe mal die Entlüftung abgezogen. Der Motor qualmt aus der Entlüftung wie blöd. Massiver Ölnebel. Beim Zuhalten baut sich auch Druck auf. Das erklärt dann den Verbrauch. Tom habe ich gerade noch telefonisch erreicht. Der hat gemeint dass vielleicht ein Kolben gebrochen sein könnte. Das sind auf jeden Fall glänzende Aussichten. Der 78iger wird den Weg nach Kiel wohl nicht antreten.
Grüße

[PeterC]

Hallo Rainer

das klingt bös.
Ist der Qualm mit Abgas vergleichbar?
Da der Motor nur leicht unrund läuft tippe ich auf gebrochene / verschlissene Kolbenringe oder ein Loch im Kolben.
Wenn du sowieso alles auseinander baust (bauen lässt), lass auch die Einspritzdüsen überprüfen und ggf. einstellen. Nachtropfen gibt Löcher. Dazu neue Lagerschalen an den Wellen und Pleuels.
Gebrochener Kolben erscheint mir zu heftig, dann müßte es klappern.

Kopf runter mit 12er Vielzahnnuß und nachschauen. Sind die Zylinderlaufflächen noch ok oder haben sie Riefen? Kolbenböden ok?
Vieleicht gibt es in Bad Kissingen am Wochenende einen günstigen Motor. Das könnte sinniger sein als die alte Maschine in mühseliger Arbeit wieder in Schuss zu bringen.

Viel Glück
Peter

[TOYO-Positiv]

Siehe wab eln etc von mir ^^


Tante Edith sagt:

wabbeln-motorschutteln-im-leerlauf-fehler-gefunden-t26041.html

[RainerPhilipp]

@
Ich habe mich jetzt mal für ein paar Tage von dem Problem "ausgeklinkt" und geniese die Kieler Woche.
Danach wird mich die Realität wieder einholen.
Nachdem der Qualm aus der Motorentlüftung recht Ölhaltig ist nicht so sehr an Abgase erinnert gehe ich mal von einem Kolbenabstreifringproblem aus. Am Turbo kann es schon mal nicht liegen und wenn der Kolben ein Loch hat, dann müsste ja auch etwas Abgas aus der Motorentlüftung kommen. Ich denke jetzt mal solange Positiv bis ich eines besseren belehrt werde....
Auf so einen Act wie bei TOYO-Positiv bin ich nicht arg scharf.
Werde bei Rückkehr erst mal die Kompression prüfen und die Glühkerzen inspizieren. Da kann man auch schon mal erkennen ob eine besonders verkokt ist oder so. Dann mal Ventilspiel prüfen, ob hier ein großer Ausreisser dabei ist. Könnte auch auf was deuten.

Nach Bad Kissingen komme ich leider nicht, da ich ja in Kiel bin. Wenn der Schaden zu hoch wird, dann kommt ein anderer Motor in Betracht. Mal abwarten.
Nördliche Grüße

[RainerPhilipp]

So, kurzer abschließender Bericht zum hohen Ölverbrauch.
Am Mittwoch den Zylinderkopf mal schnell abgebaut und das ganze Ausmaß gesehen. 5 von 6 Kolben sind gebrochen. Das ist das AUS für den Motor. Heute Nachmittag wird ein "Neuer" Motor mit 60.000km eingebaut.
Die Frage stellt sich nur warum die Kolben hier gebrochen sind. Hat da jemand eine Ahnung? Ich möchte das nämlich für die Zukunft vermeiden.
Einige Angaben zum Motor: 280.000km (davon 210.000km mit Turbolader), Traboldfilter, Alltagsfahrzeug, also auch mal Kurzstrecken, bisheriger Ölverbrauch ca. 0,5 ltr. auf 10.000km.
Das ist bereits der 2. Motor (Der erste hat sich auf der Autobahn verabschiedet nachdem sich die Keilriemen aufgelöst haben). Da dieser Motor nur ein Rumpfmotor war habe ich den alten Zylinderkopf angebaut (hat jetzt 320.000km und ist noch top). Dabei habe ich auch die dickere Zylinderkopfdichtung eingebaut, damit der Motor weniger Kompression hat. Macht man so, habe ich mal gelesen, damit der Motor durch den Turbo nicht so stark belastet wird. Bin auf Eure Antworten gespannt.
Grüße

[PeterC]

Hallo Rainer

schöner Mist.

Ich habe das Foto angeklickt, aber konnte keinen Bruch erkennen ausser einer hellen Stelle oben rechts.
Was genau meinst du mit gebrochen?
Wenn alle Zylinder betroffen sind klingt es nach einer systematischen Überlastung des Motors:
- hoher Ladedruck (Wastegate ?)
- viel Einspritzmenge (zu viel rausgedreht?)
- hohe Brenn-und damit Abgastemperatur (Einspritzschwerpunkt zu spät: nur Wärme, kein Vortrieb)
- lange Schnellfahrt mit hoher Last (Autobahn...)

Hast du einen Temperatursensor im Abgastrakt montiert?
Bis 600° ist noch ok, danach wird es langsam eng. Dies tritt eher in unseren Gebieten bei langen Autobahnetappen auf.
Ist halt ein Sauger, der nachträglich umgebaut wurde. Fast 300 Tkm Laufleistung ggü. 500 Tkm erscheint mir nicht so abwegig.
Ist aber nur mein Gefühl, weitere Meinungen interessieren mich auch.
Welcher Erfahrungen (mit Fahrgewohnheiten) haben andere Turbofahrer gemacht?

Gruß
Peter

[mana]

Hallo Rainer,
wir hatten zwar telefoniert, aber mir fiel da noch was ein das ich zur Diskussion stelle:
Einspritzzeitpunkt zu früh.
Zur höheren Verdichtung käme dann noch der höher Druck bei der Verbrennung. Allerdings würde ich davon ausgehen, dass dann die Pleullager zuerst aufgeben.

Was sagt der Motorenbauer?

Grüße, Marcus.

[RainerPhilipp]

So, der Motor ist umgebaut. In der Summe doch recht zeitaufwändig.
Nochmals zum Schadenshergang, da der Riss am Kolben auf dem Bild tatsächlich nicht so gut erkennbar ist. Habe noch mal eines angehängt wo die Risse deutlicher zu erkennen sind.
Die Einstellung der ESP (Menge und Einspritzzeitpunkt) ist seit fast 2 Jahren unverändert. Menge ist o.k. er russt praktisch nicht. Zeitpunkt wurde von Tom´s Mitarbeiter mit der Messuhr damals eingestellt. Schnelle Autobahnfahrten meide ich, fahre so zwischen 105 und 115 km/h. Im letzten Jahr ist die
Öltemperatur nicht über 105° gestiegen. Da waren in Libyen schon Temperaturen von knapp über 120° dabei.
Das Wastegate hängt definitiv nicht. Ich habe eine Ladedruckanzeige eingebaut. Da ging noch nie über 0,55 bar. Öl und Kühlwasser waren immer ausreichend. Eine Abgastemperaturmessung habe ich nicht eingebaut. Ich denke mal zu hohe Temperaturen schaden auch dem Lader und der läuft noch nach über 200.000km problemlos. Offensichtlich ist es nicht so weit verbreitet, dass 5 von 6 Kolben hier den Geist aufgeben. Häufig ist es wohl der vom 6. Zylinder da hier die Kühlung am geringsten ist. Ich habe jetzt bei dem neuen Motor den Traboldfilter draussen gelassen (der nimmt ja einen Teil des Ölstromes weg, sodaß weniger für die Schmierung / Kühlung bleibt. Ob das übertriebene Vorsicht ist werde ich wohl nie erfahren. Vielleicht war ja doch die "natürliche" Lebenserwartung des Motors überschritten...
Grüße

[landcruiser]

Hat der Motor eine Kolbenbodenkühlung?

Von unten wird Motoröl dagegen gespritzt.

Wenn er sowas hat könnte Druck oder Volumen durch den Traboldfilter ev. nicht mehr für die "Düsen" gereicht haben? (reine Vermutung!)

[RobertL]

Das ganze ist natürlich eine schlimme Geschichte. Allerdings ist halt ein Turbo am 1HZ etwas wofür der Motor nicht gebaut ist. Dass da Kolben durchbrennen ist nicht soo unwahrscheinlich. Und wenn dann der Trabold noch Kühlkapzität wegnimmt......

Will jetzt nicht klugscheissen aber so richtig wundern tut mich die Sache nicht.