Polen, Ukraine, Moldawien

[lehencountry]

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Thomas, mir gefällt es, dein Bericht, ich sitz hinten rechts und genieße die Landschaft.
Czernowitz, meine Ohren werden lang.
Mein Opa wurde dort 1902 geboren. War in den 20er Jahren chaffeur für einen Parfüm Fabrikanten. Wie damals üblich, der Fahrer ohne Dach und erzählte mir, oft Probleme auf den Fahrten über Land. Was war er nun?
Geboren als Österreicher. Ab 1918 war Czernowitz rumänisch. Nach dem WW2 kurz russisch, dann wieder rumänisch, jetzt Ukraine.
Seine Vorfahren kamen im 19. Jahrhundert aus der Gegend von Koblenz. Meine Mutter auch dort geboren, erzählte von strengen Wintern, Schneeverwehungen bis zum Hausdach, Schulwege 4km. Kam in den Kriegsjahren zurück nach Deutschland .. Breslau. Hatte dann meinen Vater zufällig per Brief an der Front kennengelernt. Mein Vater hatte ihr angeboten, falls es brenzlig wird in Breslau, soll sie den Zug zu seinem Heimatort nach Bayern nehmen. Gott sei Dank hat sie den Zug verpasst, der Zug wurde durch Bomben kpl. zerstört. Im nächsten Zug kam sie sicher an, bei den Eltern meines Vaters.
Hab auch überlegt mal nach Czernowitz zu fahren.
Danke für deinen Bericht, ich sitz ja hinten drin. [SMIRKING FACE]



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[lehencountry]

Ich stell mir manchmal vor...
mein Vater war 19 als er 1939 eingezogen wurde. War kurz in biscaya Südfrankreich. wegen Hitze hatten sie das Autodach abgeschnitten. Bekamen dann Befehl an die Ostfront..
fuhren mit dem offenen Auto in das kalte Russland. Er erzählte mir wie er Propaganda erlebte. Angebliche Bomben über Leningrad sah er, wie die deutschen Bomber die Bomben schon vorher in der Ostsee fallen ließen, um nicht in dem Abwehrschirm zu geraten. Mit 19 Jahren in den krieg bis 45. Denk mir oft was die Jugendlichen damals erlebten.
Nur zum jetzigen Ukraine Krieg...jeden Morgen wenn ich aufwache denke ich, wie ist ein Krieg in Europa in der heutigen Zeit noch möglich. ?????

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[thores]

Hallo Werner,
dann hast Du ja eine ganz persönliche Beziehung zur Hauptstadt der Bukowina!
Die Studentin, die die Führung im Universitätsgelände gemacht hat, ist auch eine begeisterte Anhängerin ihrer Heimatstadt und der Bukowina!
Wenn Sie von ihrer Heimat erzählte, bekamen ihre Augen einen ganz speziellen Glanz!

Ich habe hier noch einen speziellen Gruß für Dich, aufgenommen vor dem Rathaus in Czernowitz, Anfang Januar 2023:

[lehencountry]

Vielen Dank Thomas. Besonders die Anreise durch die Karpaten würde mich interessieren. Hast du davon noch mehr Fotos?

[thores]

… da muss ich Dich enttäuschen, Werner, ich bin nur in Sichtweite, quasi parallel, zu den Karpaten gefahren. Aus meiner Erinnerung früherer Fahrten gehen in die jeweiligen Täler zwar Wege hinein, aber es gibt nur ganz wenig Durchgangsstraßen auf die andere Seite des Bergrückens. Parallel ist es noch schwieriger, weil man da ja von Tal zu Tal immer über einen Grat müsste.


Quelle: Kartenmaterial Google Maps

[thores]

Nun ging's in den (angeblich) größten Weinkeller der Welt, ca. 20km südlich von Chisinau: Milestii Mici

Basis ist der unterirdische Abbau von Muschelkalk, der ein riesiges Labyrinth an Stollen hinterließ. In den 60/70er Jahren kam dann der Gedanke auf dort Wein einzulagern. Moldawien ist im ehem. Ostblock wohl der bekannteste und beliebteste Lieferant von Wein gewesen.
In Zusammenhang mit der "Wende" um das Jahr 1990, fielen plötzlich die Abnehmer aus und es wurden Lagerflächen benötigt. Allein in diesem 200km langen Stollensystem, 30 bis 85m unter der Erde, sind nun 1,5 Mio Flaschen gelagert, dazu noch eine für mich unzählige Anzahl von Fässern!
Früher konnte man mit eigenem Auto durch einen Teil dieser unterirdischen Welt zur Besichtigung fahren, heute sind es elektrobetriebene Gefährte.

Die Fassade der rechten Bildhälfte sind zur Zeit nur bemalte Bauverkleidung, ich nehme an, dass darunter renoviert/restauriert wird



Hier ging es zu den Elektrokarren und dem Stollensystem



Eine Besonderheit, ich habe extra nachgefragt, die Weine werden auch bei langjähriger Lagerung weder umgefüllt, noch neu verkorkt. Das spezielle Klima soll die Diffusion (ich glaube, das ist der verkehrte Begriff, aber ihr wisst, was ich meine) durch den Korken verhindern.



In einem Bereich sind diese "Flaschenfächer" noch vergittert und abgeschlossen. Sie werden dann an Weinliebhaber vermietet und deren Weine dort gelagert. Nicht nur Putin hat dort eigene Vorräte, auch deutsche Namensschilder tauchen auf





Da sieht man noch schön die Schürfspuren am Muschelkalkflöz



Eingang zu den Verkostungsräumlichkeiten



Von diesen "Brunnen" gibt es zwei. Im Sommer soll aus dem einen Rotwein und dem anderen Weißwein fließen. Ob es wirklich Wein und kein gefärbtes Wasser ist ...









Soweit eine schöne heile Welt! - Nebendran sah es schon etwas anders aus:





Für etwa 4 Euro habe ich in einem Geschäft auch mal eine Flasche hiesigen Rotweins erworben, aber leider, mein Geschmack war es nicht. Ich bin eher ein Freund junger, frischer Weine, Typ "Winzerschoppen" ...



... so einen Wein habe ich aber auch noch gefunden, bei einer "Oma", der selbstgekelterte aus der Plastikflasche!!!

[thores]

Nächstes Event: Der Markt! (Chisinau)

Schön aufgereiht vor den Markthallen: Mengen von "Dolmus", wie in der Türkei



Es fing ganz harmlos an ... mit den Ständen vor den Hallen



dann alleine zwei riesige Hallen nur für Fleisch





Unter überdachter Freifläche alles rund um Gemüse, Obst, Gewürze, Süßigkeiten, etc.







zig Stände mit Haushaltgedöns



Ich schätze mal mindestens 2000qm für Gold-, Silber- und Modeschmuck



Inzwischen hab' ich den Überblick verloren und noch nirgends das Ende des Marktes erreicht, auf jeden Fall bin ich auch allen möglichen, auch elektrischen, Gerätschaften für Haus, Küche und Garten begegnet.



Meine Aufnahmemöglichkeiten waren, genauso wie ich, erschöpft - ich wollte da nur noch raus ... puuuh

Das einzige was mir als Vergleichsmöglichkeit einfiel, war der Basar in Istanbul, wie ich ihn Anfang der 70er erlebt habe.

[Flambeau]

Hallo Thomas,

sehr schöne Bilder, sehr informativ.
Klasse finde ich speziell die vom
Markt. Schön bunt, die Stände.
Da hätte ich mal die Palette von Trocken-
Früchte eingekauft für zu Hause und zum
Naschen.
Lebensmittelmässig sind die aber gut
versorgt. Das Fleisch sieht aber recht
appetitlich aus. Schönes Rindfleisch
Kommen noch mehr?

Danke & Grüsse
Martin

[Jelonek]

in Czernowitz unbedingt übernachten in Villa Mozart ! habe wir auch gemacht ...

[thores]

in Czernowitz unbedingt übernachten in Villa Mozart!

... sicher? Ich habe in der Ukraine jetzt nur die Villa Mozart in Truskavets (von der gibt's hier weiter vorne auch ein Foto) und ein Hotel Mozart in Odessa gefunden

[thores]

Da hätte ich mal die Palette von Trocken-
Früchte eingekauft für zu Hause und zum
Naschen.

...ja, ja, wollte ich auch - ich konnte mich nur nicht entscheiden von welchem Stand

Aber im Ernst, da hätte ich bestimmt Spaß bei der Einfuhr in die EU gehabt!

Lebensmittelmässig sind die aber gut
versorgt. Das Fleisch sieht aber recht
appetitlich aus. Schönes Rindfleisch
Kommen noch mehr?

Die Versorgung ist generell kein Problem in Moldawien ... aber die Preise! Wenn man den offiziellen Angaben glaubt, liegt der Durchschnittsverdienst bei umgerechnet 200-300€/Monat. Alles was importiert wird ist teurer als bei uns und selbst der moldawische Wein aus dem Laden dürfte dann ein Luxuskauf sein.
Das mit den Weinpreisen traf mich auch persönlich sehr hart - bei den Reisevorbereitungen wähnte ich mich dort quasi im Schlaraffenland, sah mich nur noch weintrinkend durchs Land tingeln!

Meine persönliche Annahme, auch geprägt von Gesprächen mit Moldawiern, ist, dass das Ganze nur funktioniert, weil ein größerer Teil im Ausland Geld verdient und die Landbevölkerung Selbstversorger ist.

Jetzt kommt aktuell noch dazu, dass Russland die Gaspreise für das Land extrem erhöht, um damit auch die EU-zugewandte Regierung durch Proteste der Einwohner in Bedrängnis zu bringen.

Falls es je zur Annektion der Ukraine kommen sollte, wäre die Republik Moldau dann nur noch ein erweiterter Sommerspaziergang.

[thores]

Nun wird Chisinau wieder verlassen ...





... und dort ein letzter Kaffee aus der Siebträgermaschine genossen



Auf dem Land war es eine frostige Nacht





Ziel ist jetzt ein sogenanntes Eco-Village (Riscova) als Pilotprojekt für zukunftsgerechtes, nachhaltiges Leben in einer Dorfgemeinschaft. Dieses Konzept scheint aus den 90er Jahren zu stammen und hat sich wohl schon etwas an den realen Alltagszwängen abgeschliffen.





Kindergarten



Nicht nur das Wartehäuschen wurde "beblumt", sondern nebendran auch der Müll getrennt! Immerhin!



Gärten dienen grundsätzlich auch der Selbstversorgung





Der Zugang zur Projektleitung mit Seminarbereich





Im ursprünglichen Stil restaurierte Häuser



Gemeinschaftsplatz für Versammlungen oder Feiern, mit überdachter Bühne



Noch schnell etwas "shoppen" im Dorfladen



Tschüss Riscova und ...



... tschüss Moldawien!



Auf der Ukrainischen Seite der Grenzabfertigung hatte ich noch ein nettes Gespräch mit einem "Grenzer" der seinen Dienst zusammen mit seinem Hund versah!
Wenn ihr jetzt an einen Schäferhund, oder ähnliches denkt ... weit gefehlt!
Es war etwas Chihuahua-Gemischtes, dass sich auf einem ausgedienten Sessel, mitten zwischen den Abfertigungshäuschen platziert hat! Dienstbeflissen patrouillierte er auch in gewissen Abständen an den wartenden Fahrzeugen!
Leider konnte mir der Grenzpolizist keine Fotos erlauben - naja, war mir schon klar gewesen.

Übrigens, deutsche Hundekuchen sagten ihm durchaus zu ...

[thores]

Resümee Republik Moldau

Ein kleines Land mit noch weniger Bewohnern , überwiegend Agrarflächen und „Gegend“, touristisch überhaupt nicht erschlossen, aber das sehe ich mehr als Vorteil.
Wenn man überhaupt von Tourismus reden kann, sind es eher die Backpacker, der über den Flughafen Chisinau anreisen. Ausländische Fahrzeugkennzeichen, außer den direkten Nachbarn Ukraine und Rumänien, sind mir nicht aufgefallen.

Die Bevölkerung habe ich aufgeschlossen, freundlich und hilfsbereit erlebt - Reisende sind eher Attraktion als lästige Eindringlinge.

Januar ist aus meiner Sicht die verkehrte Reisezeit und Hotels sind die verkehrte Unterkunft!

Gut vorstellen kann ich mir einen „Buschtaxi“-Urlaub mit Übernachtungsplätzen irgendwo in der Pampas, oder im Bereich von Gehöften, als Selbstversorger. Aber bitte irgendwann zwischen Frühling und Hebst!

Dadurch, dass es schon Abspaltungen separatistischer Gebiete gibt, dürfte es eine schwierige politische Situation sein dieses Land durch die Zeit zu steuern, zumal in Transnistrien ja bereits russische Truppen stationiert sind.

Man kann der Regierung nur eine glückliche Hand wünschen und uns, dass uns das Reiseland Moldawien erhalten bleibt.

[lehencountry]

Danke Thomas
Gibt es denn ausser Transnistrien noch/ schon andere separ. Gebiete?

[thores]

Im Süden gibt es noch ein zergliedertes Gebiet namens Gagausien, das irgendwie autonom war/ist, aber trotzdem mit der Regierung in Chisinau kooperiert. Alles etwas undurchsichtig für Außenstehende - durch den Wandel der Geschichte leben auf dem Gebiet Moldawiens sehr viele verschiedene Ethnien.

Um in gagausisches Gebiet zu fahren muss aber keine förmliche Grenze passiert werden.

[Cheldon]

Im Herbst 2015 und 2017 waren wir in den Karpaten sowohl in der Ukraine als auch in Rumänien mit unserem Sprinter unterwegs.
Eure Tour im Winter war sicherlich nicht nur hinsichtlich der Witterung in der Ukraine ein „Nervenkitzel“.


Mit freundlichen Grüßen
Rolf