In die Runde ums Lagerfeuer am vorletzten Wochenende auf dem „Ersatz-BTT im Westerwald“ aka „Rhein-Main-Lahn-Taunustreffen“ wurde ich nach einer kurzen Vorstellung herzlichst aufgenommen – ich denke, eine kurze Vorstellung würde auch hier passen:
Alles begann vor etwa 10 Jahren, nachdem meine Frau und ich auf unseren Rucksackreisen durch die Weltgeschichte immer mal wieder Overlander und ihre Fahrzeuge trafen. Das wäre doch auch was für uns! Technisch wenig versiert, entschieden wir uns ziemlich naiv und spontan für einen gebrauchten sonnengelben LC, ursprünglich umgebaut von Innovation Campers. Ein 73er mit Turbodiesel (KZJ73) und Aufbau inkl. Aufstelldach ab der B-Säule. Innenausbau und Zeltstoff im dazu passenden schicken Türkis (wer´s mag). Der sah damals so aus:
- KZJ73
Wir haben einige zehntausend Kilometer auf die Uhr gefahren auf Reisen quer durch Europa: Pyrenäen, Spanien, Portugal, Schweden, Kroatien, etc. Leider sind die vielen intensiven Fahrzeugnutzungsjahre und mehr als 300 TKM nicht ganz spurlos an ihm vorbeigegangen, so dass wir aufgrund sich häufender kleinerer Pannen und Defekte (die Elektrik des Innnenausbaus war der Horror…) und dem Wiederauftauchen der braunen Pest (die vom Verkäufer gründlich übermalt worden war) 2015 wieder Abschied von ihm genommen haben – wie gesagt, ich habe weder die Kenntnis noch die räumlichen Möglichkeiten viel selbst zu schrauben.
Dies jedoch nicht, ohne uns um einen Ersatz zu bemühen, der unseren Ansprüchen eher entspricht: 4-türig, damit auch als Alltagsfahrzeug gut einzusetzen, neu und unverbastelt und damit so zuverlässig, wie die LCs es ja sprichtwörtlich sind. Ihr ahnt es schon, es wurde ein GRJ76.
Da er zuerst auch als Alltagsauto genutzt werden sollte, haben wir den Innenausbau recht einfach gehalten: Schubladenauszüge mit Boxen drin, darüber eine selbsterdachte Holzkonstruktion zum aufklappen und innen schlafen können, dazu ne ordentliche Engel-Kühlbox (Danke an Benjamin Krenzer für die Unterstützung der Umsetzung!) So konnte der Wagen sowohl mit eingebauter Rückbank täglich genutzt werden, oder alternativ nach schnellem Ausbau der Rückbank als vollwertiger Reisewagen. Das sah dann so aus:
- Innenausbau
Damit haben wir wiederum schöne Trips quer durch Europa unternommen und zwar recht beengt, aber unauffällig das Outdoorleben genossen.
Die doch sehr beengten Platzverhältnisse, insbesondere bei Regenwetter, haben förmlich nach einiger Zeit nach einem weiteren Ausbau geschriehen und so haben wir den Entschluss gefasst, den 76er als reines Reisefahrzeug für zwei Personen nach unseren Vorstellungen und Bedürfnissen umzubauen. Ein Aufstelldach sollte es werden, um Stehhöhe zu haben und im Auto auch bei schlechtem Wetter sitzen zu können. Dazu ein einfacher Ausbau mit Stauräumen für Kisten und Taschen, um alles sicher verstauen zu können. Kleidersäcke an den Seiten nehmen einen Großteil der Wäsche auf und sind gleichzeitig in bequemes Rückenpolster. Die beiden hinteren Seitentüren sollten so genutzt werden, dass man einfach an die Kühlbox ran kommt, auf der anderen Fahrzeugseite wollen wir den kompletten Küchenkram griffbereit haben.
Damit begann die Suche nach einem Ausbauer, der das nach unseren Wünschen umsetzen kann – und will. Leider hörten wir von den üblichen größeren Anbietern in der Szene immer wieder die gleichen Einschätzungen: Der 76er ist zu kurz dafür, ihr könnt da niemals oben drin schlafen, ihr kommt da gar nicht hoch, das hat noch keiner gemacht, warum nehmt ihr nicht unseren Standardausbau und kauft nen 78er, etc. etc.
Wir haben uns davon aber nicht beeindrucken lassen, denn in den letzten 10 Jahren hatten wir doch schon einige Reisserfahrungen gesammelt und eine recht gute Vorstellung davon, was wir für uns benötigen und wie wir uns mit der Ausstattung wohl fühlen: Sie sollte einfach aufgebaut sein, leicht, auf jeden Fall auf Basis des 76ers, da er einfach die perfekte Dimension für uns hat. Und nein, wir brauchen keine feste Kochstelle drinnen, keine Spüle in irgendein Möbel integriert und das Bett soll einfach mit dem Dach aufstellbar sein, um Stehhöhe zu haben.
Beim BTT in Wetzlar bin ich dann endlich fündig geworden: Direkt neben mir stand ein in Belgien zugelassener grauer 78er mit Aufstelldach, das perfekt an die Fahrzeugproportionen angepasst war. Auch der Innenausbau kam schon nah an unsere Wunschvorstellung heran (bis auf das eingebaute Diesel-Ceranfeld) und schnell waren die Kontaktdetails des niederländischen Ausbauers ausgetauscht.
Also auf in die Niederlande und den Ausbauer kennenlernen: Ein perfekter erster Eindruck: Kleine individuelle Ausbaugarage, jahrelange Erfahrung und einfach ein mega freundlicher Mensch, der begeistert von seinen bisherigen Projekten berichtete. Und Paul hatte richtig Lust, sich an etwas neuem auszuprobieren und den 76er aufzuschneiden und für uns die erste Aufstelldach-Variante für dieses Modell zu konstruieren.
Dann kam Corona – und im Sommer diesen Jahres ist er endlich fertig geworden:
So, und jetzt heisst es, den 76er zu nutzen, zu reisen, die Welt zu entdecken
(ist nun doch etwas länger geworden, die (Wieder)-Vorstellung)
VG
Jörg
