Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95 (D4D

1996 - 2001
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huntingtom
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Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95 (D4D

Beitrag von huntingtom »

Hallo,

da die Hinterachse wegen Durchrostung Öl verlor, habe ich mich zu einer technischen Restaurierung meines KDJ95 entschieden.

Kurz hatte ich überlegt:

1.) nur Hinterachs-Gehäuse ersetzen (erstes Toyota Angebot 4.600€) und dann 3-8 Jahre fahren mit nur punktuellen Rostarbeiten - irgendwann ist er dann aber nicht mehr wirtschaftlich rettbar!
2.) einen neuen LC zu kaufen - mind. 1 Jahr Lieferzeit / kein Rabatt / Stand August 2021
3.) Einen restaurierten G (mit H Zulassung) zu kaufen - ohne Ausstattung und Komfort 30-40.000€
4.) Einen restaurierten G zu kaufen -mit LC ähnlichem Alter + Ausstattung 50-85.000€

Da der LC J9 noch kein „PC auf Rädern“ ist und mir immer Fahr- Freude bereitet hat, hatte ich mich dann entschieden ihn ernsthaft zu retten und auf neue Beine zu stellen.- In 10 Jahren strebe ich eine „H-Zulassung“ an.

Das originale Projektziel war eine (proaktive) Rost- technische Komplett- Restauration unten (plus event. notwendige punktuelle Erneuerung des Fahrwerks, Tank Anlage + Zahnriementausch, …).

Mein Projektpartner war die Firma S-Tec in Graz - direkt im Magna Werk (ex. Steyr-Daimler-Puch Werk) - der Geburtsstätte des ersten und auch des aktuellen Mercedes G.
Die Firma S-Tec macht Umbauprojekte an Neufahrzeugen bzw. restauriert und verkauft u.a. Schweizer Militär Mercedes G (Plastik Sitze und ohne Ausstattung kosten dann um die 30.000€)

Grundvoraussetzung war auch, daß danach ein Wertgutachten mindestens den Investitionsbetrag plus einen Restwert abdeckt. - Man will ja nicht von einer gegnerischen Versicherung nur mit 7000€ abgespeist werden.

Ohne günstige Bezugsquellen für die Original- Ersatzteile (-Danke an Frans) wäre dieses Projekt aber sicher nicht in diesem Umfang möglich gewesen!

Und nun die Frage hat sich der Aufwand gelohnt?

Ja !!! - er fährt sich wieder wie ein Neufahrzeug!

ZB.: Man spürt wieder das zarte Trampeln der Hinterachse auf einer Betonautobahn.

Unten habe ich jetzt sehr lange eine Ruhe und es sind nur unkritische Rostarbeiten ausständig (Türen + Motorhaube kommen in Phase 2 in ca. 2-5 Jahren dran).

Wirtschaftlich ist es ein Liebhaberthema, kurz und mittelfristig ist es nicht günstiger als ein Neufahrzeug (ausser bei hoher Eigenleistung)!
Langfristig (künftiger Oldtimer Werterhalt) ist es sicher billiger als ein Neuwagen. - Immer vorausgesetzt man ist mit einem „alten“ Auto zufrieden!

Zur Frage gab es Probleme:

Ja natürlich, schließlich war es ein sehr großes Projekt!
Dass die Probleme so umfangreich sind und solange dauern, hatte ich aber nicht erwartet.

1.) Das Projekt wurde direkt nach der ersten Zerlegung deutlich erweitert (Fahrwerk komplett Sanierung + alle Diesel/ Kraftstoff- Leitungen + kompletter Tank + Bremsen + alle Gummilager)

2.) Aufgrund von Covid Ausfällen, Weihnachtsurlaub und Lieferproblemen (vor allem das Fahrzeuglager) war das Fahrzeug für mich 3 Monate lang nicht verfügbar (1,5 Monate waren geplant).

3.) Nach dem Zusammenbau gab es überaschend Startprobleme /Motoraussetzer die mit 2 neuen Injektoren + SHV behoben wurden. - ich hatte bereits vor der Sanierung einen leichten Leistungsverlust im unteren Drehzahlbereich bemerkt. - der wurde dadurch behoben.

4.) Kurz nach der Übergabe wurde ein neuer! Injektor wieder defekt, der sehr schwer zu diagnostizieren war und wieder 2,5 Monate Standzeit erforderte, da der Wagen nach Tausch der restlichen 2 Injektoren (durch Fa. S-Tech) trotzdem nicht mehr im warmen Zustand startete bzw. lief.

Daher wurde der Wagen von meinem Projektpartner zur großen Toyota „Fachwerkstätte“ gestellt , die leider nicht mehr sehr kompetent ist und sehr lange - ca. 30 Arbeitsstunden in 2 Monaten! „ohne Plan am Motorproblem herumgepfuscht“ hat. (- sogar die Endstufe der Soundanlage wurde verdächtigt, da sie beim Einschalten ja zuviel Strom über die eigene 16mm2 Leitung zieht ???!!) - Schlußendlich wurden auf treiben von Fa. S-Tec alle Injektoren wieder ausgebaut und nochmals geprüft - und die am Anfang neu verbauten Injektoren wurden beim vermessen als defekt diagnostiziert und daher ersetzt.
- dieser Aufwand wurde zum Glück komplett von der Fa. S-Tec auf Gewährleistung erbracht. - ich mußte nur warten können.

Mit dem End-Ergebnis der Restauration (und auch mit der Kompetenz + Reklamations- Handling von meinem Projektpartner) bin ich auf jedem Fall sehr zufrieden.

Mein Wertgutachten (Marktwert) erreichte nach der Restauration schlussendlich 32.000€! - Ich habe nun auch eine spezielle Youngtimer Vollkaskoversicherung mit diesem Betrag abgeschlossen.


Anbei ist noch meine Projektkalkulation und ein paar Fotos.

lg,
Thomas

Bilder vorher/nachher:

vorher_Fahrgestell_1
vorher_Fahrgestell_1


Bilder vorher/nachher:
Dateianhänge
vorher_Fahrgestell_2
vorher_Fahrgestell_2
vorher_Hinterachse
vorher_Hinterachse
vorher_Heck_ohne_Fahrgestell
vorher_Heck_ohne_Fahrgestell
nachher_Fahrgestell restauriert
nachher_Fahrgestell restauriert
Landcruiser_Restaurierung_Kalkulation_Phase1
Landcruiser_Restaurierung_Kalkulation_Phase1
Landcruiser_Restaurierung_Kalkulation_Phase2
Landcruiser_Restaurierung_Kalkulation_Phase2

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huntingtom
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Re: Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95

Beitrag von huntingtom »

hier noch weitere nachher- Fotos:
Dateianhänge
Hinterachse_restauriert
Hinterachse_restauriert
Unterboden_restauriert
Unterboden_restauriert
LC90_fast_Fertig
LC90_fast_Fertig

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Fuxl
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Re: Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95

Beitrag von Fuxl »

Sehr schön geworden!

Soviel investieren nur die wenigsten in einen J9.
Hoffentlich bleibt er dir jetzt lange erhalten!

mfg
Roland

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Butterfass
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Re: Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95

Beitrag von Butterfass »

Sehr cool und sehr richtig!
Grüßle Jörn
DO9BJ
Gesendet von meinem C64.
BJ42LV-MW 1984
KDJ95 2001
MB100 1993
S124 300TE 4Matic 1992
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Hanomag Perfekt 400
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huntingtom
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Re: Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95

Beitrag von huntingtom »

Hallo Roland + Jörn,

mein J9 sagt danke für die Komplimente!

Ich hoffe er hält wieder 2 Jahrzehnte :-)

Wenn was ansteht wird es halt gemacht. - da gibt es bei mir keine Altersdiskriminierung ;-)

lg,
Thomas

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df4ij
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Re: Projektbeschreibung technische Restauration eines KDJ95

Beitrag von df4ij »

Hallo Thomas,

sowas nenne ich nachhaltig. Werterhaltung ist besser als Neukauf.

Gruss
Uli aus Ostfriesland
---------------------
J9, 163 PS, BJ 2002, 3türer, grün, Original kein Rost, kein Winter, keine Salzwasserfahrten,
fühlt sich mit Kabe hinterdran wie im Urlaub

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