Als die 12. Tokyo Motor Show am 29. Oktober 1965 die Tore öffnete, erwartete die Besucher am Stand der Toyota Motor Corporation ein riesen Paukenschlag: Nach nicht einmal einem Jahr Entwicklungszeit wurde dort der erste japanische Supersportwagen präsentiert, der Toyota 2000 GT. Ein aufregend gezeichneter Gran Turismo mit wunderschönen Rundungen und einem grandiosen 2-Liter Sechszylinder unter der langen Haube. Ein Debüt, das die Sicht der Welt auf die japanische Automobilindustrie grundlegend veränderte und uns ein legendäres Chromjuwel bescherte, bei dessen Anblick man auch heute noch Gänsehaut bekommt.
Entwickelt wurde der 2000 GT in Zusammenarbeit mit Yamaha, die den technischen Teil übernahmen. Der Motor kam aus dem Toyota-Regal und wurde von den Yamaha-Motorenbauern nochmal gründlich den Wünschen und Erfordernissen angepasst: Zwei Liter Hubraum, sechs Zylinder, obenliegende Nockenwellen, Doppelvergaser und zentral in den hemisphärischen Brennräumen angeordnete Zündkerzen. Der damals weltweit modernste und leistungsstärkste Sechszylinder seiner Klasse war und ist an sich schon eine Show. Die Auspuffanlage allerdings, die (ja tatsächlich) ein Instrumentenbauer entwickelt hat, vertont diese Show perfekt. Wenn er angefeuert wird, stellen sich alle Härchen auf, es läuft einem eiskalt den Rücken runter und ganz automatisch erscheint das breiteste Grinsen.
Ohne Übertreibung: Dieser GT der alten Schule ist magisch, verdreht die Köpfe, erzeugt Gänsehaut.
Schon vor der Serienproduktion sorgte der 2000 GT für Aufsehen: Nach der Teilnahme beim Japanischen Grand-Prix im Mai 1966 fuhr im Oktober ein Vorserienfahrzeug auf der Hochgeschwindigkeitsteststrecke von Yatabe in der japanischen Präfektur Saitama gleich drei Weltrekorde und dreizehn (!) internationale Klassenrekorde.
1967 wurde die endgültige Serienversion in Tokyo vorgestellt, in glänzend-güldenem Kleid und begleitet von der 18-jährigen Twiggy, dem ersten Supermodel der Geschichte. Eine Kombination, die erneut für Gesprächsstoff sorgte.
Durch die Rennerfolge 1966 und 1967 ermutigt sandte Toyota kurz darauf gleich fünf Fahrzeuge zu Caroll Shelby nach Kalifornien: Die japanische Zentrale hatte 500 tsd. Dollar in ein neues Renn-Programm investiert, und Shelby sollte in einem ersten Schritt insgesamt drei der neuen Supersportwagen für die 1968er SCCA-Meisterschaft in der Importwertung vorbereiten. Toyota hatte sich einen Namen mit "vernünftigen" Autos gemacht, und nun wollten sie auch auf den Rennstrecken beweisen, was sie können.
Zwischen 1967 und 1970 wurden lediglich 351 Exemplare wurden gebaut, und nur 150 davon verließen Japan. Zwei davon wurden sogar noch ihres Daches beraubt: In "Man lebt nur zweimal" dienten sie als Dienstwagen von 007. Warum ein Vollcabrio? Weil der großgewachsene James Bond alias Sean Connery schlicht nicht kameratauglich in den recht kompakten 2000 GT gepasst hat, und ein Targa mit herausragendem schottischem Haupthaar hätte sicher seltsam ausgeschaut. Und auch wenn es das Cabrio nie in Serie gab: Es ist von berauschender Schönheit.
Ich habe die große Ehre, mindestens einmal im Monat vor diesem Bildnis von einem Auto stehen und darüber reden zu dürfen. Und in ein paar Wochen wird sich meine Welt wieder einmal für drei Tage auf links drehen: Dann nämlich sitze ich auf dem Beifahrersitz, während die Rallye-Weltmeisterin uns im Rahmen des "Oldtimer Rendezvous Saarlouis" durch Lothringen und das Saarland steuert. Es wird mal wieder schwer sein, danach wieder in einem "normalen" Auto Platz zu nehmen.
