Samstag, 22.12.2018
Leider fiel ein Erkundungsgang durch die Görlitzer Altstadt wegen Dauerregen aus und es gab nur eine kleine Autorunde. Das hat dann aber doch gereicht, um zu wissen, dass ich irgendwann hier noch mal einen Besuch abstatten werde.
Das Frühstücksbüffet war ausreichend, genauso wie das Zimmer - für 40,-€ inkl. Frühstück dürfen die Erwartungen nicht so hoch liegen.
Die Einreise nach Polen verlief für mich recht überraschend! Wenn ich auch nicht mehr mit schwerstbewaffnetem Militär und schikanösen Grenzkontrollen gerechnet hatte, so erwartete ich doch zumindest eine Passkontrolle und ggf. auch einen prüfenden Blick ins Fahzeuginnere, gefolgt von der Frage, wohin die Reise denn gehen solle!
Nichts dergleichen ... anscheinen gehört Polen auch zu den Unterzeichnern des Schengenabkommens ... wie beschränkt und vorurteilsbehaftet man doch ist!
Das heutige Tagesziel war das Eulengebirge, genauer gesagt sollte es zum Projekt „RIESE“ gehen. Es handelt sich um ein gigantisches unterirdisches Stollenbauwerk aus dem 2.WK, das jedoch nicht mehr fertiggestellt wurde. Insofern ist auch die letztendliche Nutzung nicht hundertprozentig geklärt ... Fabrikanlage, Schutzanlage, Führerhauptquartier wird immer wieder erwähnt.
Für die Fahrt wollte ich nach meinen gestrigen Erfahrungen die A4 meiden und den kürzeren Weg über Land wählen. Abgesehen vom Run auf jedwedes Einkaufszentrum mit entsprechendem Verkehrsaufkommen, fielen mir besonders zwei Gruppen von Autofahrern auf: einmal die, die es geruhsamer angehen lassen und auch oft unter der erlaubten Geschwindigkeit blieben und dann noch die Mischung aus jüngeren 75-PS-Seatfahrern und Männern in den besten Jahren, die schon etwas mehr Geld für ihr Gefährt auf den Tischgelegt haben - beide aber mit Rallyeambitionen und als ob es „kein morgen“ mehr gäbe ...
So wunderte es mich nicht, dass der nächste Stau durch Bergungsarbeiten eines von der Fahrbahn abgekommenen Autos verursacht wurde.
Ich passierte die Städte Hirschberg und Waldenburg, bis ich schließlich in Walim landete. Erstaunlicherweise wollen oder können die Bewohner dieser ländlichen Gegend mit englisch oder deutsch nicht viel anfangen und für die Verständigung müssen dann Zettel und Kuli, oder Hände und Mimik dienen.
Unterwegs fielen mir noch Friedhöfe auf ... vielleicht liegt es ja an den bevorstehenden Feiertagen ... auf jeden Fall waren dort viele Besucher und die Grabstätten waren übervoll mit farbenfrohen Blumen!
Meine heutige Unterkunft habe ich dank „noclegi“ gefunden, ein hübsches altes Anwesen, zu einem Preis von 100 Zloty mit Frühstück, das sind knapp 25,-€. Auch hier sah es mit englisch oder deutsch schlecht aus, aber zu meinem Glück war ein Verwandter anwesend, der schon seit gut zwanzig Jahren in Regensburg arbeitet. So war es recht interessant sich mit ihm zu unterhalten.
Schließlich war ich noch im teilerschlossenen Stollen Rzeczka, unweit meiner Unterkunft. Eine Besichtigung war nur als Führung möglich und das auch nur auf polnisch. Den offerierten Audioguide habe ich mir gespart, da ich mir die Texte vorher schon im Internet durchgelesen hatte.
Die ersten zwanzig Minuten erzählte der Guide (Führer wäre wohl missverständlich!) in zugiger Kälte vor dem Stollentor Grundsätzliches aus der damaligen Zeit und auch später im Stollen waren seine Berichte, wie ich es aus einzelnen Wörtern schließe, sehr weit ausholend. Zu allem Überfluss müsste man auch noch kitschige Audiosequenzen mit flackernden, wackelnden oder blitzenden Lampen aushalten. Mein Fall war es nicht. Ob ich mir noch weitere Stollenteile ansehe, weiß ich nicht - vielleicht fahre ich morgen auch gleich weiter nach Breslau.
Und jetzt schaue ich mal nach einem Bier und einer warmen Mahlzeit!