bikemaniac hat geschrieben:Hallo,
Weiss jemand ob die Drehmomente in den Werkstatthandbüchern sich auf trockene oder geölte/gefettete Schrauben beziehen?
Lucas
Drehmomente beziehen sich in der Regel auf trockene aber "geputzte" Gewinde. Ausser es wird explizit anders angegeben, also zb. bei den Zylinderkopfbolzen oder dergleichen.
Bei einer Schraubverbindung ist immer die Vorspannkraft die entscheidende Größe. Die muss erreicht werden, damit der Verbund seiner Aufgabe gerecht werden kann. Und wenn man sich Verbindungen mit Dehnschrauben und deren Verspannungsdiagramme anschaut, dann wird auch klar warum.
Der "Umweg" über Drehmomente oder Drehwinkel wird halt genommen, weil man die direkte Vorspannkraft nicht so leicht messen kann. Dabei kommen dann sperrige Formeln zum Einsatz, die über den Aufbau der Schraubverbindung und Gewindesteigung, aber auch Bauteilbeschaffenheit und eben nicht zuletzt der Reibwert zwischen den Gewindepartner (Schraube und Gewinde) von Drehmoment -> Vorspannkraft schließen lassen sollen.
Es gibt durchaus Methoden, bei denen das direkt gemacht wird, also wo Bolzen mittels Hydraulik vorgespannt werden und dann eine Mutter nachgeführt wird. Damit ergibt sich dann direkt die erwünscht Vorspannkraft. Es gibt wohl auch Ultraschallmethoden, bei denen man von der akustischen Leitfähigkeit auf die Spannung schliessen kann.
Die Genauigkeit der Drehmomentschlüssel in Bezug auf die spätere Vorspannkraft ist aber eher mäßig, man spricht da von rund 25% Abweichungen. Dabei spielt die Toleranz der Dremos eben nur eine (meist kleine) Rolle.
Die Dremos sollte man ja auch eher im oberen Bereich nutzen, sprich 80NM werden mit einem 20-100NM-Schlüssel angezogen und nicht mit einem 40-220NM-Schlüssel. ALso Faustformel (für die Praktiker): oberen 30% des Drehmomentbandes der Schlüssel sind brauchbar. Der absolute Fehler bezieht sich idR auf den Höchstwert und relativ zu kleinen Messwerten hat der dann einen großen Einfluss.
Fazit:
Es macht eh jeder seins und Argumentiert, dass er noch nie nen Rad verloren hat und seine Methode deswegen funktioniert.
Ich nutzte am Auto Dremos für größere Momente oder Dehnschrauben, den Rest mache ich "von Hand". IdR. säubere ich die Gewinde grob (wenn nötig) und ab und an ist da auch mal Fett drauf. Irgendwo am Kardan passiert das "automatisch".
Radbolzen und die Naben schmiere ich in der Tat mit Graphitfett, damit die Bolzen nicht fest gehen und die Räder auch wieder runter kommen.