Verzeihung für die längere Abstinenz, aber Sabine und ich hatten in den letzten Monaten einfach zu viel mit unserem neuen Buch tun, das gerade erschienen ist:
![Bild](http://www.westalpen.eu/bilder/partisanen/bandengefahr.jpg)
Partisanenpfade im Piemont. Wege und Orte des Widerstands zwischen Gran Paradiso und Monviso. Ein Wanderlesebuch.
In dem Buch werden 23 Touren beschrieben, vom Stadtspaziergang durch Turin bis zur Hochtour auf über 3.000 Meter. An Schauplätze, wo die Geschichte der Resistenza wachgehalten wird und an Ort, wo selbstverständlich gut gegessen (und getrunken) werden kann.
![Bild](http://www.westalpen.eu/bilder/partisanen/usseglio.jpg)
Und das alles in den Westalpentälern zwischen Gran Paradiso im Norden und Monviso im Süden.
Ok, ich weiß, dass ich mich hier an ein Publikum wende, welches die Form der motorisierten Höhenwanderung präferiert, weswegen wir auch eine Tour aufgenommen haben, die wegen ihrer Länge (50 km) zweckmäßiger Weise mit dem Auto zurückgelegt wird, doch dazu später.
Ich denke, die von uns ausgesuchten Wanderungen könnten auch auf Autofahrer eine gewisse Faszination ausüben:
![Bild](http://www.westalpen.eu/bilder/partisanen/pioniere.jpg)
Im hintersten Zipfel des Angrognatals (bis Mitte des 20. Jh. nur über einen Saumpfad zu erreichen) geht's zur noch sehr gut erhaltenen Felsensiedlung Barma del'Ours, wo in den Redaktionsräumen der Partisanenzeitung "Il Pioniere" die ersten Ausgaben verfasst wurden.
![Bild](http://www.westalpen.eu/bilder/partisanen/dietrolatorre.jpg)
In den Lanzo-Tälern stehen noch einige Villen, die von den Partisanen ab 1943 in Beschlag genommen und zu Hospitälern umfunktioniert wurden. So auch ein Werksgebäude einer Elektrizitätsgesellschaft am Stausee "Dietro la Torre" auf 2.500 Meter Höhe. Und wir gehen über den mehr als 3.000 Meter hohen Colle Autaret, über den sich die Verletzten aus diesen Hospitälern, als die Deutschen immer weiter vorrückten, in Sicherheit bringen mussten (sie wurden von ihren gesunden Mitstreitern getragen).
![Bild](http://www.westalpen.eu/bilder/partisanen/orso.jpg)
Im Susatal folgen wir einer Partisanengruppe über den Colle dell'Orso nach Frankreich (die nahmen den zu diesem Zeitpunkt noch nicht von den Deutschen kontrollierten Übergang um Dokumente nach Frankreich zu bringen und ihre Widerstandsaktionen mit denen der französichen Resistance abzustimmen). Diese Gruppe nahm diesem Weg am 30. Dezember 1944. Von dieser Winterüberquerung liegen Original-Tagebucheinträge vor, die sich furchterregend anhören. Wir empfehlen deshelb auf die Sommermonate auszuweichen.
Zur Orientierung: dieser Pass liegt zwischen den Denzel-Kennziffern 409 und 411.
Und für die, die im Sommer wieder die Assietta unters Profil nehmen wollen und eine etwaige Begleitung allein schon bei dem Wort entnervt abwinkt, haben wir hier ein paar Argumentationshilfen zusammengestellt, die, wenn überzeugend vorgetragen, das Eis brechen sollten. Es geht ja hier nicht ums Gelände als solches, sondern um das Erfahren der historischen Dimensionen der in den Jahren 1938/1939 von Mussolinis Militär angelegten Straße, die das Susa- vom Chisonetal trennt:
![Bild](http://www.westalpen.eu/bilder/partisanen/assietta.jpg)
Dort, wo bereits im Jahre 1747 während des Österreichischen Erbfolgekrieges zahlenmäßig stark unterlegene Piemonteser angreifende Franzosen zurückschlugen, hatten auch die Partisanen der "Divisione Autonoma Val Chisone" Stellung bezogen, um die Außengrenzen ihrer Anfang 1944 befreiten "Repubblica Libera" zu sichern. Ein erster Angriff erfolgte am 17. Juli 1944 am Monte Triplex, ein zweiter - im Rahmen des "Unternehmen Nachtigall", mit dem die Nazis das Gebiet zurückerobern wollten - am 2. August 1944 am Monte Genevris. Nur noch einige Tage konnten die Stellungen gehalten werden, dann mussten sich die Partisanen ins Val Troncea zurückziehen.
Am Colle Basset steht direkt neben der Piste ein Gedenkstein für die Opfer der Brigata Monte Assietta, die während der Gefechte im Juli/August 1944 um Leben gekommen sind. Und etwas tiefer am verschütteten Ausgang des Tunnels unter der Costa Trecceira ein kleindes Denkmal für die gesamte Divisione Autonoma Val Chisone.
Und an der Verzweigung, wo's rechts hoch auf den Monte Genevris (zu Fuß
![Laughing :lol:](./images/smilies/icon_lol.gif)
Wer nicht über den Colle delle Finestre ins Susatal abfährt, sodern den Weg nach Süden ins Chisonetal nimmt, trifft, wenn man auf die Talstraße gelangt, direkt auf die Ridotta Carlo Alberto, die von der Partisanengruppe um Ettore Serafino gesprengt wurde, um die Straße für die vorrückenden deutschen Truppen unpassierbar zu machen.
Ist noch 'ne ganz neue Sicht auf die Dinge. Oder um's mit Goethe zu sagen: Man sieht nur was man weiß.
Falls gewünscht, kann ich beim nächsten Bodenseetreffen ein paar Fotos dazu zeigen.
Und noch ganz wichtig: Fahrverbote auf der Strada dell'Assietta:
Die Wintersperre gilt vom 31. Oktober bis zum 31. Mai eines jeden Jahres. Und wir haben's selbst erlebt, als wir zu Fuß Ende Mai mal dort oben waren, auch kontrolliert wird, ob diese eingehalten wird.
Darüberhinaus besteht in den Monaten Juli und August mittwochs und samstags ein Fahrverbot zwischen 9.00 und 17.00 Uhr.
Gruß Wolfram