Kupplung entwickelt Eigenleben

Light Duty (Bundera/Prado): 1984 - 1996
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hoshymann
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Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von hoshymann »

Hallo zusammen,

seit mehreren Wochen habe ich Probleme mit der Kupplung in meinem HZJ 78.
Erst dachte ich, es sei lediglich der Feder-Rückstell-Mechanismus am Kupplungspedal, der schwergängig schwergängig ist, oder so. Nun ist es allerdings Auf einer kurzen Fahrt gestern deutlich schlimmer geworden und heute musste ich den Troopy stehen lassen.

Das Fehlerbild:
Wenn ich das Kupplungspedal trete, trennt die Kupplung scheinbar wie gewünscht. Ich lege also einen Gang ein und lasse die Kupplung dann vorsichtig kommen. Dabei wird schlagartig aber nicht vollständig eingekuppelt und das Kupplungspedal bleibt nur wenige Millimeter von der Bordwand stecken. Erneutes Treten des Kupplungspedals hat keine Wirkung, die Kupplung rückt nicht wieder aus. Erst wenn ich das Kupplungspedal von Hand zurück zu mir ziehe (oder mit dem Fuß dahinter hake), kann ich durch erneutes Treten der Kupplung auskuppeln.
Dieses Verhalten trat über die letzten Wochen nur sporadisch und kurzzeitig auf, nun tritt es dauerhaft auf.

Erste Untersuchungen:
Das Gestänge am Kupplungspedal sieht in Ordnung aus und Pedal an sich ist nicht schwergängig.
Geber- und Nehmerzylinder sowie die Leitungen dazwischen scheinen unbeschädigt und rostfrei zu sein. Ich konnte nirgendwo am System austretende Hydraulikflüssigkeit feststellen.
Die Kupplungsflüssigkeit ist etwas dunkel.
Wenn ich das Kupplungspedal über einen bestimmten Punkt hinaus betätige, zieht es sich sogar selbst an die Bordwand heran.
Der Nehmerzylinder bewegt sich beim Durchtreten des Kupplungspedals zwar in die gewünschte Richtung, fällt aber nach kurzer Zeit in die Ausgangsposition zurück obwohl das Kupplungspedal weiter turchgetreten bleibt.

Videos:
Ich habe Videos von dem Verhalten gemacht, damit ihr euch das besser vorstellen könnt.
Betätigung Kupplungspedal:

Nehmerzylinder beim Durchtreten und Halten des Kupplungspedals:

(Das Quietschen kommt vom Ausrücker in der Getriebeglocke und existiert schon seit Jahren. Sollte also nichts mit dem aktuellen Problem zu tun haben.)

Meine Fragen:
Gehe ich richtig in der Annahme, dass im Geber- und/oder Nehmerzylinder etwas undicht sein müsste um dieses Fehlerbild zu produzieren oder kann es noch etwas anderes sein?
Gibt es einen Weg herauszufinden, welcher der Zylinder defekt ist oder kann ich nur bei einem anfangen und gucken ob es hilft?
Hat jemand von euch Erfahrungen mit dem Zerlegen bzw. Instandsetzen der Kupplungszylinder? Ist das mit handwerklichem Geschick und geläufigem Werkzeug auch selbst zu machen oder sollte da ein Fachmann ran?

Off Topic:
Wenn ich die Skizzen im Werkstatthandbuch richtig deute, scheint mein Geberzylinder einen Unterdruckspeicher zu besitzen. Wozu ist das gut und kann das etwas mit dem Problem zu tun haben?


Vielen Dank für eure Hilfe!
Beste Grüße
Mark

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FrankBerlin
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von FrankBerlin »

Hallo Mark,

wenn Geber- oder Nehmerzylinder im Inneren defekt sind (Gummiführung/-ring), muß das aus meiner Sicht nicht mit einer Undichtigkeit verbunden sein. Den Letzteren hatte ich mal auseinander, nichts Aufregendes. Es gibt für beide Überhol-Kits, wenn die Innenwand vom Zylinder noch in Ordnung ist (z.B. Rost) . . . Das Quietschen könnte auch von dem rostigen Stift kommen, der in die Gabelmulde drückt. Test: WD40

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Viel Erfolg!
HZJ78 (2006) seit 2010

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hoshymann
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von hoshymann »

Hallo Frank,

vielen Dank für deine Erfahrungen und die Fotos!
Das klingt als könnte ich mich da durchaus selbst dran machen.

Was hat dich denn damals dazu bewogen den Nehmerzylinder zu zerlegen? Ich bin immernoch unentschlossen welchen ich zuerst machen soll oder ob ich direkt beide überhole :think:

Und hat irgendjemand eine Idee, ob und wie ich den Land Cruiser fur ein paar Kilometer fahrtauglich bekommen könnte? Würde lieber in der Einfahrt meines Vaters Schrauben als auf der Straße :wink:

Viele Grüße
Mark

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Hiasl
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von Hiasl »

hoshymann hat geschrieben: Und hat irgendjemand eine Idee, ob und wie ich den Land Cruiser fur ein paar Kilometer fahrtauglich bekommen könnte? Würde lieber in der Einfahrt meines Vaters Schrauben als auf der Straße :wink:
Moin Mark,
bei nur wenigen Kilometern würde ich ein Zugfahrzeug mit Bergegurt hernehmen, da dein Motor ja läuft, hast du Brems- und Lenkunterstützung, also alles recht entspannt.
Viel Erfolg !
GRJ 76, vorher HZJ 71 und HZJ 78

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onkel
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von onkel »

Motor warmlaufen lassen ein paar Minuten, dann abstellen, ersten Gang rein und dann starten .
Mit dem ersten Gang dann die paar Km fahren .
Gruß Onkel,

Gestern war heute noch morgen

HZJ 78 Steelfront
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hoshymann
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von hoshymann »

Danke ihr beiden, das klingt nach zwei sinnvollen Ideen.
Meint ihr zum Ziehen würde ein normaler Kombi ausreichen (Ford Focus oder ähnliches)?
Der Land Cruiser ist ja schon recht schwer.

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Hiasl
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von Hiasl »

Der Focus wird da schon kämpfen müssen, aber wenn du hoffentlich nicht 100x anfahren musst, wird's gehen.
Wo bist du denn zu Hause, evtl kann dir ja auch ein Buschtaxler helfen ??
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FrankBerlin
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von FrankBerlin »

Was hat dich denn damals dazu bewogen den Nehmerzylinder zu zerlegen?
Ich hatte aus einem ganz anderen Grund damals das Getriebe draußen und habe das Teil nur mal aus Spaß geöffnet, um mir den Zustand von dem blauen Teil und der Innenwand anzusehen. Dazu brauchst du nur die Gummimanschette vom Korpus krempeln und das blaue Ding nach draußen befördern. Ich glaube, der Kolben läßt sich auch mit einer spitzen Zange greifen und rausziehen. Oder eben die Kupplung vorsichtig betätigen?
Der Nehmerzylinder hat ja einen sehr simplen Aufbau, mit dem könntest du anfangen. Hinterher entlüften.
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Theo
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von Theo »

Hallo,

das gleiche Kupplungsproblem hatten wir mal bei einem Hilux mit 2L Motor.
Die schnellste Reparatur war der Tausch von Geber und Nehmerzylinder.
Das kann man gut auf der Straße machen.

Später kann man immer noch, wenn die Zylinder nicht zu rostig sind honen und Überholsätze einbauen und die Zylinder in Reserve legen.
Hongerät und Bremsenpaste kommen zu den Überholsätzen dann noch dazu.

Viel Erfolg


Theo
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hoshymann
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von hoshymann »

Danke euch allen für die vielen Tipps!
Ich werde mal probieren die Zylinder auf der Straße auszubauen und dann in unserer Werkstatt zu überholen. Falls sie zu schlimm aussehen, muss ich sie eben tauschen.

Ich werde meine Erkenntnisse dann hier teilen für die Nachwelt :wink:

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Uli_Ddorf
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von Uli_Ddorf »

Hallo Mark,

wichtig ist, dass die Zylinder innen glatt sind. Ist (nicht zu viel) Rost dran, kannst du das mit 400 und 600/800 Schmirgel mit Öl drauf entfernen und dann polieren. 1 - 2 mm kleinerer Bohrer als der Zylinder innen hat in die Akku Bohrmaschine, Schmirgel so drum wickeln, dass er sich festzieht, viel Öl drauf und glätten. Wenn das nicht hilft, kannst du immer noch neu kaufen... Aber meistens klappt es damit.

Gruß Uli
Das Rentnerleben ist zu kurz, um faule Kompromisse zu machen...

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hoshymann
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von hoshymann »

Hallo Uli,

das ist ein wirklich guter Tipp da es mit einfachen Mitteln machbar ist.
Ganz vielen Dank dafür!

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onkel
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von onkel »

tolle Idee, einen 20er Bohrer in eine Akkubohrmaschine zu spannen .....
Gruß Onkel,

Gestern war heute noch morgen

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_Malte_
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von _Malte_ »

Das geht schon. Ich habe futterseitig abgedrehte 20er, die passen auch in den Akkuschrauber.
Ich täte aber lieber einen Holzstab nehmen und das manuell machen, bevor man da den Bohrer verkantet.
Oder um einen kleineren Bohrer erst mehrmals einen Lappenstreifen wickeln und dann erst den Schmirgel drum.
meine bisherigen 4x4: Patrol K160-->Toyota LJ70-->Toyota KJ73-->LR Defender 90

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cruisermaddin
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Re: Kupplung entwickelt Eigenleben

Beitrag von cruisermaddin »

Natürlich gibt es abgesetzte Bohrer, auch schon zu kaufen.
Ich würde trotzdem niemals mit einem ´mit Schmirgelpapier umwickelten 18er Bohrer in ein 20er - recht tiefes Loch - hineinschleifen, in der Hoffnung das das nicht hakt´ schon alleine meiner Handgelenke zuliebe.......

Das wäre ja auch ein radialer Schliff - der eingesetzte Kolben samt filigranem Dichtring arbeitet weiterhin axial..... :ka:
Zuletzt geändert von cruisermaddin am Mo 20. Mär 2023, 10:06, insgesamt 1-mal geändert.
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