Hallo Leute,
wie versprochen der Bericht vom Wechsel der ominösen „big end bearings“
beim 1 HD-T.
Uwe „landcruiser“ hatte sich bereit erklärt die Location zu stellen und hat auch für die Bilder gesorgt.
Nachdem wir den 80er an den vorderen Rahmenspitzen mit zwei Wagenhebern aus den Federn gehoben haben, soweit bis die Vorderräder eben den Boden verlassen, das Fahrzeug auf Böcken sicher abgestützt haben folgten erst einmal ratlose Blicke meinerseits.
Was mache ich hier eigentlich? Weiß ich überhaupt was ich tue???
Ich dachte mir, Ölablassen sei vielleicht eine sinnvolle und für den Laien durch ausmachbare Aufgabe.
Danach habe ich den Geber für die Ölstandsanzeige ausgebaut.
Ich wußte nicht wirklich wie es im Inneren der Ölwanne ausschaut und bevor ich irgendwelche
teuren original TOYOTA Geber abbreche habe ich das Ding lieber rausgeschraubt.
Kleiner Tipp der nicht im WHB steht:
Wenn man den Geber nach Lösen der 4 Schrauben um 180° dreht läßt er sich problemlos ausfädeln…
Und weiter geht’s:
27 Schrauben und 3 Muttern SW 10 der Ölwanne lösen und Ölwanne abnehmen.
Dabei sind diverse Verlängerungen von Vorteil, damit ist man immer schön weit weg von der eigentlichen Arbeit...
Wenn das mal so einfach wäre. Das Ding ist geklebt, und zwar großflächig!
Mit dem SST 09032-00100 kann man die Dichtmasse durchtrennen.
Es geht auch einfacher:
Vorsichtig einen Stechbeitel zwischen Block und Ölwanne stechen, den Rest der Dichtung dann mit einem angeschliffenen Malerspachtel durchschneiden, ggf mit vorsichtigen Hammerschlägen nachhelfen.
Und, wie man unschwer an meinen Armen erkennen kann, hat Rostvorsorge auch Nachteile.
Sollte man mal unter dem Auto arbeiten müssen sieht man sehr schnell aus wie ein Schwein…
Vorsichtig noch ein bißchen rumhebeln
…irgendwann ist die Ölwanne ab….
…und es offenbart sich der Blick von unten ins Kurbelgehäuse
Die meisten von Euch kennen das ja, diese Bildchen sind für die die so etwas noch nie gesehen haben oder nur aus dem WHB kennen.
Ja, irgendwann ist auch das erste Pleuellager raus:
Lagerschale unten Zylinder Nr.1.
Ein wenig unscharf zwar auf dem Foto aber ohne deutliche Abnutzungsspuren
Lagerschale oben Zylinder Nr.1:
Leichte Spuren, aber keine fühlbaren Rillen, Vertiefungen oder sonst irgendwelche komischen Sachen.
Zur Sicherheit noch mal mit der Mikrometerschraube nachgemessen
ob die neuen Schalen auch genau so sind wie die ausgebauten.
Sind sie!
Bei allen 6 Zylindern waren Schalen mit der Nummer 4 verbaut.
Die hatte mir ein kompetentes Forenmitglied im Vorfeld schon zum BTT mitgebracht, sodaß wir diese „kleine“ Maßnahme ohne Zwischenstop durchführen konnten.
Während ich unter dem öltropfenden Motor in der Grube rumgewerkelt habe, nach und nach Zylinder für Zylinder die Schalen getauscht habe, war Uwe so nett und hat schon mal die alte Dichtungsmasse von der Ölwanne gekratzt.
Anschließend hat er sie auch noch von außen gereinigt, sie sah anschließend aus wie nagelneu.
Ich habe die Pleuelschrauben mit den vorgeschrieben 37 Nm plus 90° wieder festgezogen, danach alles mehrfach kontrolliert, den Ölansaugstutzen mit der neuen Dichtung montiert.
Auch diese Schrauben mehrfach kontrolliert.
Anschließend haben wir alles einfach in der umgekehrten Reihenfolge wieder zusammen gebaut.
DIRKO Dichtung auf den Rand der Ölwanne geschmiert, die Wanne vorsichtig mit zwei Leuten „eingefädelt“ und auf die Stehbolzen gesteckt, Schrauben rein, festgezogen usw…
Öl aufgefüllt und mit Herzklopfen den Motor gestartet!
Knallt es gleich, macht er irgendwelche komischen Geräusche, klappert er jetzt???
Nein, nichts von alledem!
Er springt wie immer einwandfrei an, er baut den Öldruck auf wie gewohnt, das Laufgeräusch hat sich nicht verändert, die Rückfahrt von Uwe hat er problemlos überstanden (ca.40 km).
Mein Fazit der ganzen Aktion:
Das Aufbocken des Fahrzeuges am Rahmen bringt Platz zur Demontage der Ölwanne
Weitere Teile müssen nicht demontiert werden, wir haben den Lenkungsdämpfer am Rahmen gelöst
um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, muß man aber nicht unbedingt machen.
Ein Wechsel der Lagerschalen „eben mal so“ ohne Bühne oder Grube ist IMHO nicht möglich.
Rücklings auf dem Rollbrett liegend unter dem Auto diese Arbeit zu machen halte ich für sehr „engagiert“.
Allein die Schrauben mit 37 Nm und dann plus 90° anzuziehen ergibt für mich ein „Armgefühl“ von 100 bis 120 Nm, geschätzt.
Alle Lagerschalen zeigen ein absolut gleichmäßiges Verschleißbild, ohne jeden Ausreißer,
dazu werde ich später noch Fotos einstellen.
Manche Leute werden dann behaupten, daß der Motor keine 10 tKm mehr gehalten hätte.
Ich behaupte, er hätte noch 100 TKm oder 150TKm ohne Problem mit den „big end bearings“ gemacht.
Ich bin gespannt auf Eure Meinungen.
Ich möchte mich auf diesem Wege bei Uwe bedanken, er hat mich mit seiner Grube und tatkräftiger Hilfe unterstützt.
Bei Frans, er hat mir unkompliziert und schnell mit seinem „Riecher“, welche Teile ich genau benötige, weitergeholfen.
Und natürlich bei Markus Schwöppe, der mich am Lagerfeuer solange „belabert“ hat, bis ich mich endlich aufgerafft habe.
Und bei der Buschtaxigemeinde, von denen der ein oder andere hier im Forum auch schon mal „gemeckert“ hat.
Hätte ich den Gerüchten aus dem Internet geglaubt wäre ich schon seit 10 Jahren keinen Meter mehr mit dem Auto gefahren.
Beim 1HD-T ist die Sache mit den Pleuellagern genau wie die mit den Düsen:
Man sollte nach einer gewissen Laufleistung schon mal nachschauen.
Muß man nicht unbedingt, aber, wenn man´s getan hat, ist das Gewissen beruhigt.
Reinhold