Do, 26.12.2019
Nach dem Frühstück ging es nach Königsberg (Kaliningrad). Ich wollte schon mal erste Eindrücke sammeln.
Eigentlich brauchte ich nur der E28 rund 90km von Ost nach West zu folgen.
Das Einhalten der vorgeschriebenen Geschwindigkeiten vermieste mir ein LKW, der bedrohlich auf Kuschelkurs mit meiner Heckstoßstange fuhr.
Peinlich genau hielten sich die Autofahrer dagegen an die Stoppschilder an regelmäßig unbeschränkten Bahnübergängen. Auch Ampeln werden beachtet. Im „Prinzip“ funktioniert‘s auch, allerdings habe ich in etwa zwei Fahrstunden drei Unfälle mit Blechschäden gesehen. Einen vierten hat mein telefonierender Hintermann gerade noch mit quietschenden Bremsen verhindern können.
Die Hälfte der Strecke war vierspurig ausgebaut mit der Einschränkung von Fußgängerüberwegen. Die letzten 15 km sogar beleuchtet. Schön beleuchtet!
Modernste Designlampen mit Wikingerschiffchen on top!
Überhaupt, die Einfahrt nach Königsberg war regelrecht ein Kulturschock. Das allermeiste sehr modern, wie in beliebigen westlichen Großstädten. Industrieansiedlungen genauso wie Wohnhäuser. Klar gibt’s auch noch die Altbestände, aber alles Neue: chic!
Vergleicht man das mit der Situation in der „Provinz“, kann man sich kaum vorstellen, dass es ein und derselbe Verwaltungsbezirk (Oblast) ist.
Der Verkehr war am frühen Nachmittag recht heftig - ein Gedränge und Gemache, nur um ein paar Meter weiter vorne zu stehen.
An Engstellen dagegen geht es wieder ausgesprochen gesittet zu: es wird ganz fair im Reißverschlussverfahren eingegliedert!
Abseits der Haupt- und Durchgangsstraßen gehören allerdings tiefe Schlaglöcher, fehlender Straßenbelag und gänzlich unbefestigte Schmodderwege mit zum Alltagsbild.
Da mein Garmin-Straßennavi nur spärlichste Daten dieser Gegend hat ist es quasi nutzlos und ich orientiere mich am IPad mit Google Maps. So fiel mir dann auch das Fort No. 1a ganz in der Nähe auf. Es gehört zu einem Befestigungsring rund um Königsberg.
Da könnte man ja mal schauen ...
Rundherum wurde mit und an Maschinen gearbeitet und da es zwar offen, aber eingezäunt war fragte ich, ob ich eventuell zu der Befestigungsanlage hingehen und auch ein paar Fotos machen dürfte.
Ich würde an einen jungen Mann verwiesen, der mich kurz vorher auf der Zufahrt mit seinem LandCruiser überholt hatte.
Er sprach nicht nur gut deutsch, sondern bot mir auch eine persönliche Führung an. Auf Fotos bat er mich zu verzichten, da das Gelände noch nicht für Besucher freigegeben ist. Im Frühjahr 2020 sollen dann aber erste Teile zu besichtigen sein. Er hat das Gelände zunächst von der Stadt gepachtet und arbeitet jetzt mit einigen Männern daran den historischen Kern freizulegen.
Es ist irrsinnig viel Arbeit, die er da auf sich genommen hat.
Wenn ihr nach Kalinigrad kommen solltet, schaut Euch doch mal das Fort No. 1a an! Vielleicht meldet er sich auch unabhängig davon hier im Forum an!
Sein J12 Prado soll schließlich noch etwas schlaftauglicher werden.
Nun ging es in die City.
Direkt an der Universität befindet sich der letzte Führungsbunker von Kaliningrad vor der Kapitulation.
Bei Tripadvisor war die Bewertung sehr positiv und es wurde auch unbedingt ein Audioguide auf deutsch empfohlen.
Nun ja, in den rund 20 kleinen Räumen waren teilweise Szenen nachgestellt, Diaramen zu sehen, oder Infomaterial an den Wänden. Dazu hätte es den Bunker nicht gebraucht und den Audioguide hätte ich mir auch sparen können. Ihr merkt schon, meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Vielleicht ist es für jemanden, der sich nicht mit der Geschichte beschäftigt hat und für den Bunker ein neues Erlebnis sind, spannender.