netzmeister hat geschrieben:2030 ist völlig illusorisch und mit Karacho am Ziel vorbeigeschossen. Aber mit Sinn und Verstand wird das Thema von keiner der vielen Seiten angegangen.
Ich beschäftige mich ja hin und wieder mit dem Thema. My 2 Cents, so ganz allgemein:
- Es gibt eine Mobilitätswende, ganz ohne Frage. Die dauert aber locker 20 Jahre.
- Es muss zwingend eine Mischlösung sein: Verbrenner, Hybride (Otto und H2) und BEV werden parallel existieren, jedes mit seiner eigenen Berechtigung. Wenn man das in ein durchdachtes Mobilitätskonzept einbindet und sich dann noch in den Köpfen durchsetzt, dass Mobilität neu gedacht werden muss, KANN das durchaus was werden.
- Auch in 20 Jahren werden wir nicht alle rein batterieelektrisch unterwegs sein. Das ist, wenn man vernünftige Menschen fragt, auch gar nicht das Ziel.
- Wenn man es richtig angeht, müssen wir dafür weder unsere Freiheit noch unsere Flexibilität noch unsere Lust an Mobilität aufgeben.
Dass ich den Großteil meiner mindestens 60 tsd. km jährlich nicht mit dem Land Cruiser fahre, hat nur wenig mit Umweltschutz zu tun: Der Land Cruiser ist schlicht zu schade zum runterreiten, er braucht das doppelte von meiner Alltagskutsche und ist nur 2/3 so schnell und agil. Das ist purer Eigennutz, und insofern funktioniert die Steuerung über den Geldbeutel sozusagen wunderbar. Den größten Teil meiner Fahrzeit verbringe ich tatsächlich in einem kleinen Lieferwägelchen ohne jedweden Schnickschnack (bis auf FH und AC), der mit seinen 90 PS gerade mal 5-6 Liter Diesel braucht, bei 2 Metern Ladefläche 800 kg zuladen und 1,8 Tonnen ziehen darf, bei 130 urgemütlich ist und zur Not auch lässig 160 läuft. Was zum Geier will oder brauche ich denn mehr? Das ist pure Vernunft. Auf Langstrecke.
Aber auf Kurzstrecke und innerorts gibt es tatsächlich noch schlauere Lösungen.
Ich habe hin und wieder ja das große Vergnügen, die verschiedensten Autos bewegen zu dürfen. Und zwischen herzrasender Unvernunft und gähnend langweiliger Vernunft ist da wirklich alles dabei, was das Herz begehrt oder ablehnt. Bezogen auf PKW-Neuwagen war in den letzten Jahren nur ein Auto dabei, das ich mir sofort und ohne nachzudenken vom Fleck weg kaufen würde, und das ist der aktuelle RAV4 Hybrid. Die TNGA-Plattform ist eine Wucht (niedriger Schwerpunkt, neutrale Gewichtsverteilung, wahnsinnige Agilität und solide, berechenbare Fahrdynamik), Platz ist ausreichend viel vorhanden, Verarbeitung und Qualitätsanmutung sind wieder auf hohem Niveau, er bietet ein gerüttelt Maß an Luxus (von dem ich mindestens die Hälfte nicht brauche)...und der Hybrid Synergy Drive ist der Knaller. 222 PS Systemleistung hat das Ding, und der schiebt "wie Sau". Und innerorts bin ich im EV-Betrieb flüsterleise rein batterieelektrisch unterwegs. Mein Durchschnittsverbrauch beim RAV4 Hybrid liegt bei 5,7 Litern, und ich bin angemessen hurtig unterwegs. Da kann man nicht meckern.
Wenn der demnächst als Plug-in-Hybrid kommt, ist das Ding der Hit. Wenn ich mir dann noch aussuchen könnte, was von dem ganzen überflüssigen Luxus-Gelumpe ich rauswerfe (um damit Gewicht und Verbrauch zu senken und die Agilität noch zu erhöhen), dann fiele mir keine bessere Lösung für den Alltag ein. Denn, und jetzt kommt ein entscheidender Punkt: Geladen würde das Ding mit Strom aus meiner Photovoltaik. Und DANN ergibt diese Lösung FÜR MICH auch Sinn.
In 10 Jahren hat der eine Brennstoffzelle und hier um die Ecke ist eine H2-Tankstelle.
Und wenn ich dann Bock habe, steige ich in den BJ42.
Mit anderen Worten: Mobilitätslösungen sind immer individuell. Und es gibt Fälle, in denen BEV sinnvoll sind. Nichts ist schwarz/weiß.
Und demnächst gibt es übrigens einen schönen langen Artikel zum Thema Wasserstoff. In meinen Augen wird das nämlich völlig zu unrecht weitestgehend ignoriert.
Da zitiere ich alles, denn ich würde nahezu jeden einzelnen Satz unterschreiben
Wir fahren seit 2007 einen J12, von 2008-2017 fuhren wir als Daily Cruiser zusätzlich einen RAV4-D4D, der Nachfolger ist seit Sommer 2017 ein RX 450h - und ja, Hybrid funzt selbst im ländlichen Raum & im Mischverkehr mit überwiegend Land-/Kreisstraßenverkehr und wenig Stadtverkehr.
Und in unserem Behörden-Fuhrpark hatten wir zunächst einen (im Leasing sackteuren) Golf E und seit 2 Jahren einen (im Leasing halb so teuren) BMW i3 (schade um das Konzept) - auch das funzt im Regionalverkehr, Netzi hat mMn also vollkommen recht - der Mix macht’s, je nach Anwendung.
Liebe Grüße, Tscharlie
Die Welt ist das, was Deine Gedanken daraus machen.