Durch das Baltikum und über Schweden zurück

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Matze
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Durch das Baltikum und über Schweden zurück

Beitrag von Matze »

Oder warum Schnapszahlen nicht immer sooo geil sind



Letztes Jahr, angeregt durch einen TV Bericht über den Slitere NP in Lettland, haben wir (Kerstin und ich mit unseren Kindern Julia (16) und Max (14) und Hund Leni (11) und Wohnwagen beschlossen dort Urlaub zu machen.
Da unser Zeitfenster recht begrenzt ist, und wir auch in dieser Konstellation nicht wild auf ultralange Autofahrten sind, haben wir (eigentlich ich, aber das ist für den Verlauf der Geschichte Wurst) beschlossen die Ostsee mittels Fähre ¨zu machen¨.
Nach dem Besuch des Baltikums sollte es dann wieder per Schiff nach Schweden gehen und zum Schluss eben auch nach D mittels eines solchen.

[Werbung on]Nach ausgiebiger Suche im Zwischernnetz habe ich beschlossen unseren Clubfreund Werner Boor von Nordtur Reiseservice mit dem Raussuchen der Fährverbindungen zu behelligen. Das hat er bisher immer stets zu unserer vollsten Zufriedenheit erledigt [Werbung off] Es gibt viele weitere die das auch super können

Es fiel die Wahl auf Travemünde - Liepaja in LV,
Tallin - Stockholm und Trelleborg - Travemünde.

Kostenpunkt war irgendwas um 1100 € für HZJ80 mit 6 Meter Wohnwagen, 4 Pers und Köter.

Ein bischen doof ist es, dass die Fähren meist spät im Baltikum ankommen. Unsere war nach 27 h Fahrtzeit erst morgens um 1:00 in LV.
5Km südlich ist der Campingplatz (CP) Verbelnieki auf dem wir dann den Rest der Nacht auf dem Parkplatz, und nach einem leckeren Frühstück im ¨Restaurant¨ den Rest des Tages dort verbracht haben.


Der CP liegt direkt am Strand. Feinster Sand, weder Algen noch Steine oder eine grössere Anzahl von Touris trübten das Bild. Nur das Wasser war dort etwas kalt.

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Am nächsten Tag fuhren wir weiter auf die kurische Nehrung.
Wenn man schon mal dort in der Gegend sei, sollte man sich das nicht entgehen lassen. Hiess es. Na Ja …... Wer schon mal in DK an der Nordseeküste durch die Kiefernwälder gefahren ist weiss wie`s da auch aussieht.
Südlich Kleipeda (ehemals Memel) setzt man in ca 7 Minuten auf die Nehrung über. Kosten ca 40 € mit Gespann. LT hat noch bis Ende des Jahres ihre eigene Währung, die Litas.
Zum 1.1.15 ¨dürfen¨ die bei der €-Draghgödie mitspielen.
Danach geht`s knapp 50 Km durch lichte Kiefernwälder und Dünenlandschaft. Kosten für die NP Strassenmaut ca 25 €. Die Kosten für Fähre und Maut werden nur auf dem Weg nach Süden kassiert.
Kurz vor der russischen Grenze liegt der Ort Nidda mit dem einzigen CP auf der Nehrung. ¨Leicht¨ überbucht (auf unserem Platz standen wir zu dritt, der Nachbarplatz war mit 2 Familien belegt (das war auf diesem CP überall so) dafür aber volle Kanne 46 €/Tag.
Nidda ist nett aber eben auch kein Muss. Die Dünen etwas südlich auch. Ja - nett ist die kleine Schwester von Scheisse.
Hier meine ich aber tatsächlich nett in der ursprünglichen Version, aber eben auch nicht mehr.

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Die „Kurenwimpel“ wurden ehemals an den Masten der kurischen Fischerkähne befestigt.


Zurück nach Norden ein kleine Zwischenstopp in Liepaja um auf dem wirklich sehenswerten Markt mit Markthalle in Jugendstil einzukaufen. Tipp: überall gibt es eingelegtes Fleisch für Schaschlik zu kaufen. OBERLEGGA.

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Weiter ging es richtung Kuldiga mit Europas breitestem Wasserfall(ca 250 Meter).

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Kuldiga (Goldingen) hat eine schöne Altstadt in der schon einige Holzhäuser renoviert wurden, aber auch dort ist noch viel zu tun. Die ¨Errungenschaften¨ der Sovjetzeit sind nicht in einer Generation zu beseitigen.

Übernachtet haben wir auf dem Winz-CP Pliennieki für 8 €.
(Strasse 120 ca. 5 Km Richtung Renda)

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Weiter ging es über Ventspils Richtung Norden an die Küste .
Es war unglaublich warm. Tagsüber 35 Grad und mehr, nachts immer noch fast 30. Im Wohnwagen wurde es auch nachts nicht mehr kühl. Wären wir doch nach I oder F gefahren, da war es wesentlich kälter.
Nächster CP war Mikelbaka kurz hinter dem Leuchtturm. Toller Strand und das Wasser war warm.
2 Tage im Schatten mit viel Baden, lesen und was man sonst noch so macht.
Weiter an der Küste nach Kolka und die Bucht von Riga bis nach Riga.
Dort landeten wir auf dem City CP von Riga. Eine absolute No Go Area. Er befindet sich hinter den Messehallen auf einem schattenlosen Platz mit dem Charme eine Industriebrache in einem skandinavischen Krimi.
Teuer ist datt da auch noch. Hier als Tipp: der CP in Jurmala, DER Badeort von Riga ca 25 KM westl.von Riga soll sehr OK sein. Riga selber ist sehr sehenswert. Wir haben ganz Tourilike eine Stadtrundfahrt gemacht und danach den Nachmittag die Innenstadt erkundigt. Leider haben uns über 37 Grad doch am nächsten Tag aus der Stadt getrieben.


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Weiter ging es in den Gaujas NP. Der Pludmale CP lag schattig direkt am Fluss Gauja.
Viele Ausflugsmöglichkeiten. Über den CP können Kanutouren gebucht werden. Kanus und Personen werden für kleines Geld Stromaufwärts gebracht und man fährt dann einfach den Fluss wieder runter. IIRC 3 Tagestouren inkl Transport und Kanu 85 €

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Die Gauja aus der Seilbahn fotografiert


Nach 2 Tagen abhängen und div Besichtigungen direkt nach Tallin.
Tallin selber hat auch einen City CP und einem direkt am Hafen. Diesmal waren wir gewahrschaut und haben uns die erst angesehen. Man kann den Grad der NoGo Area zu Riga tatsächlich noch steigern.
Ausserhalb in Jüri haben wir den Platz "Kivi Talu" gefunden auf dem wir 3 Tage blieben. Leider nur eine Dusche, aber da wir nur ca 6 Familien da waren war das egal.


Tallin ist toll ! Die Eesten sind mit der Restauration von Tallin erheblich weiter als die Letten mit Riga. Es war eigentlich nicht zu merken, das es sich hierbei um ein ehemalige Stadt im Ostblock handelt.
Diese Stadt könnte auch irgendwo in Schweden etc liegen.

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Dann mit der Fähre nach Stockholm.
Einchecken um 15:00, Ankunft nächster Tag um 10:00. Die Fahrt durch die Stockholmer Schären ist schon schön.
Fast hätte ich nett geschrieben, aber das stimmt nicht.Übernachtet haben wir auf dem CP in Bredäng. Vorteil ist, dass es einen U-Bahn Anschluss in ca 500 Metern gibt. Mit der T-Bahn (Tunnelbana) ist man ohne Umsteigen in ca 15 Minuten an der Centralstation oder Gamla Stan / Alttstadt. 4 Personen zahlen dafür ca 20 € hin und zurück. Keine Parkplatzsorgen. Mit dem Auto würde die selbe Strecke 45 Minuten und mehr dauern.


Der Platz selber sollte vorgebucht werden, da er aus obigen Gründen sehr beliebt ist. Braucht man keinen Strom findet sich evtl auch ohne Buchung ein Plätzchen. Stockholm bietet Besichtigungsmöglichkeiten für viele Tage. Leider stellte sich unser Hund als Handicap raus, da sie kaum irgendwo mit reindurfte. Aber Gamla Stan bietet auch so viele schöne Stunden. Frau und Kinder waren im ABBA Museum und fanden es toll. Ich saß da 2 Stunden direkt davor und habe mich mit ¨Super Trooper¨, ¨the winner takes ....¨ na ja Ihr wisst schon, beschallen lassen.
Egal, es gab WiFi !!

Als letzte Station ging ers für 4 Tage zu meinem absolutem lieblings CP, Hätteboda in Urshult / Smaland.
Kein Strom, kein fliessendes Wasser. Keine Sat-Schüsseln, seltens ein Ghettoblaster, dafür Lagerfeuer und manchmal echte, von handgemachte Musik. Leute die noch miteinander redeten und nicht auf irgendwelche Bildschirme starrten.

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Waffelbacken über’m Lagerfeuer. Das Leben im Wald ist entbehrungsreich ;-)


Leider war das Wetter da schon mehr so mässig, so dass uns der Abschied nicht schwer fiel. Zurück dann mit der TT Line, das erste Mal nicht über Nacht, sonder mit einer Trucker Fähre von 16:45 bis 0:45. Wir hatten aber eine Kabine gebucht um uns zurückziehen zu können. Das ist, zumindest ohne Hund, nicht nötig, da es genügend Sitzmöglichkeiten etc an Bord gibt.


Dieser kleine Bericht soll und kann keinen Reiseführer ersetzen.

Da waren wir mit ¨Baltikum¨ aus dem Reise Know How Verlag und den beiden Städteführer Riga und Tallin aus dem "Der Tour" Verlag gut versorgt.
Karten waren von Reise Know How. Auch sehr gut.



Ich wurde von Freunden gefragt wie es denn mit der Sicherheitslage resp dem Sicherheitsefühl aussieht. Nirgendwo und nirgend wann im Baltikum haben wir und unwillkommen oder unsicher gefühlt. Die Menschen dort sind durch die Bank wirklich sehr nett .In Nidda und in Riga wurden wir von älteren auf Deutsch angesprochen.
Die unter 40 jährigen können fast alle englisch, häufig sogar allerbest. Klar, da es sich für diese kleine Zielgruppe nicht lohnt, Kinofilme zu synchronisieren.
Die schauen die im Original. Das übt.
Einkaufsmöglichkeiten sind erstklassig. Sehr häufig ist die Kette ¨Rimi¨ vorhanden. Unseren ¨Familas¨ in nichts nachstehend, in vielen Bereichen besser. Es steckt die schwedische Kette „ICA“ dahinter.
Auch ¨Elvie¨, ¨Maxim¨ oder ¨Konsum¨ sind gut. In den kleinen Dörfern werden wohl die alten Läden aus der Sovjetzeit unter dem Namen ¨Top¨ geführt. Auch dort gibt es alles was man braucht.
Das Preisniveau liegt im Durchschnitt unter dem unsrigen, nur Butter war mit ca 2,3 € ¨etwas¨ zu teuer
Diesel lag bei ca 1,25 und Benzin bei 1,27 im eher angenehmen Bereich. In Schweden wurden 1,57 €uronen aufgerufen.
Die Strassen sind in Estland super in Lettland teilweise sehr ¨hoppelig¨ wir mussten mehr als einmal den Kaffee oder das Salz im WoWa wieder auffegen, da die Schrankklappe nicht gehalten hat. Über Litauen können wir nicht viel berichten da wir dort nur kurz waren.
Der Hund wurde im Baltikum überall gern gesehen. Nur an einem Strand (Nidda) stand ein Hundeverbotsschild.Spannend war auch die große Anzahl der verschiedenen Nationalitäten. Gerade auf den CP fiel dies sehr stark auf.
Die meisten kamen aus den baltischen Nachbarstaaten. Aber auch viel aus Russland oder Bulgarien und Ungarn. Auffallend auch viele Italiener und Franzosen und dafür, im Verhältnis, wenige Deutsche und noch weniger Niederländer.
Sogar einen Isländer haben wir unterwegs getroffen.

Am Ende des Urlaubs haben wir schon überlegt nächstes Jahr wider dorthin zu fahren. Erst wieder Fähre, mit längerem Besuch von Litauen. Dann auf dem Landweg über St Petersburg nach Helsinkiund dann per Fähre zurück. Oder, wie Julia vorschlug, Island ?



Schaun mehr mal ;-)






Jetzt hatte ich schon fast das mit der Schnapszahl vergessen. In Riga haben die Kinder bei 111 Mückenstichen aufgehört zu zählen. Leider alle bei mir. Die shycviecher lieben mich
Gruss Matze


On the sixth day man created god


http://www.jagd-fakten.de/alle-fakten-z ... nem-blick/

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Ozymandias
Beiträge: 8989
Registriert: Do 27. Mär 2003, 21:16

Re: Durch das Baltikum und über Schweden zurück

Beitrag von Ozymandias »

Schöner Bericht, Danke :-)

Grüße Ozy

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Der Steppenwolf
Beiträge: 3464
Registriert: Mi 12. Feb 2003, 21:59
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Re: Durch das Baltikum und über Schweden zurück

Beitrag von Der Steppenwolf »

Tack Matze.

Das Baltikum hat auch seinen Reiz, besonders außerhalb der Hauptstädte.

Gruß

Martin
. . . .dranbleiben. . . .

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ochim1103
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Re: Durch das Baltikum und über Schweden zurück

Beitrag von ochim1103 »

Schöner bericht, Matze. Baltikum sehenswert, Kurische Nehrung habe ich nur von der russischen Seite befahren! Litauen lohnt sich auch. Ich habe die Fährverbindung Sassnitz nach Klaipeda gewählt.
Joachim Fritz
>Als deutscher Tourist im Ausland steht man vor der Frage, ob man sich benehmen muß oder ob schon deutsche Touristen dagewesen sind.<
Kurt Tucholsky (1890 - 1935 (Freitod)),

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lehencountry
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Registriert: Sa 18. Mär 2006, 00:11
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Re: Durch das Baltikum und über Schweden zurück

Beitrag von lehencountry »

schön und interessant zu lesen Matze.
Danke

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