Reisebericht Tunesien 12/2016

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steffen_k
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Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von steffen_k »

Hallo liebe Gemeinde,

ich war mit Offroad Adventure / Robby Fuchs über Weihnachten in Tunesien. Die Tour heißt Wüste Pur, der Name war Programm.

Vorbereitungen:
Mein HZJ78 ’99 hatte bereits vom Vorbesitzer einen Zusatztank, Windenstoßstange, 285’er Reifen, Turboumbau und eine geänderte Heckstoßstange. Ich habe nur noch die Winde eingebaut und einen einfachen Campingausbau hinzugefügt.
Ich habe vorsorglich diverse Gummibuchsen im Fahrwerk sowie die Rahmenbolzen und die Schäkel getauscht. Diese waren schon sehr angefressen, dazu kamen noch ein Ölwechsel und ein neuer Luftfilter.
Als Ersatzteile habe ich mitgenommen:
- Radlager vorne/hinten
- Achsschenkellager
- Stehbolzen-Kit
- Dichtsatz VA
- Kreuzgelenke vorne/hinten
- Kupplungsnehmerzylinder
- Dichtsatz Kupplungsgeberzylinder
- Bremszylinder hinten
- Öl-/Luft- und Dieselfilter
- Gewindestangen, Muttern, U-Scheiben, Rescue-Tape, Panzertape und Kabelbinder
- 10 Liter Motoröl
Also alles, was man noch mit „Bordmitteln“ tauschen könnte, wenn man eine Panne hat.
Alle Ersatzteile habe ich vakuumverpackt, damit sie trocken und sauber bleiben.
Ohne Wasser und Sprit, aber mit Innenausbau, Wagenheber, Werkzeug und allen Ersatzteilen wiegt der Toyo damit 2600 kg. Voll getankt und mit Wasser sind es dann ca. 2800kg.

Reisebericht

Tag 1: Abfahrt in Frankfurt um 12.30 Uhr zusammen mit Volker. Vorher habe ich noch schnell die letzten Lebensmittel eingekauft. Zufälligerweise wohnt Volker nur 1.5km entfernt von mir, wir kannten uns jedoch nicht. Wir haben uns vorher schon nur mal getroffen, um mein CB-Funkgerät auszuprobieren. Als Volker in meinen Toyo steigt, sagt er: „Wenn wir in Tunesien mal Zeit haben, musst du mich mal eine Runde in den Dünen mitnehmen, ich will mal erleben, wie so ein Toyo fährt.“
Volker fährt einen 110’er Defender (bereits umgebaut, große Räder, neues Fahrwerk, usw.). Das Ziel ist heute Lindau, wo wir den Rest der Gruppe treffen wollen. Wir fahren die A5/A81 runter und dann den Rest nach Lindau auf der Landstraße. Wir haben es nicht eilig und fahren zwischen 100 und 110 km/h, das spart Sprit, der Toyo begnügt sich mit 11 l/100km, ich lausche dem monotonen Geboller des Reihensechsers.
Wir haben beide CB Funk, was sich als recht praktisch herausstellt („Einsamer Wolf ruft Wolfshöhle, bitten melden“, ääh falscher Film, sorry). Volker ist bereits mehrfach offroaden gewesen, die Fahrt auf der Autobahn klappt gut, er fährt hinter mir, macht die Spur „dicht“ ich kann ausscheren, sehr angenehm zu fahren. Der Verkehr ist recht dicht, ab und zu stehen wir im stockenden Verkehr.
Wir treffen uns abends am Mc Donalds in Lindau mit Dirk (90’er Defender, frisch aufgebaut, elektronikfrei, große Räder, usw.), danach fahren wir auf einen Parkplatz für Wohnmobile und trinken den ersten Glühwein der Tour.
Ecki & Dany (Guides, 110’er Defender umgebaut, Fahrwerk, Räder, usw.) kommen gegen 22.30 Uhr an.

Tag 2: Die Nacht war saukalt, es war unter Null Grad, wir fahren zurück zum Mc Donalds zum frühstücken, dort treffen wir Uwe und Nicole (HZJ78, kompletter Neuaufbau von Tom’s Fahrzeugtechnik, Kosename „Schlumpf“, 3.500kg schwer, 1HD-T, Klappdach, usw.). Wir fahren gemeinsam Richtung Schweiz. Doch erst machen noch einen kurzen Abstecher nach Österreich zum tanken und Bier kaufen (kein Dosenpfand). Zum San Bernadino hoch muss ich ab und zu in den dritten Gang zurückschalten, im Tunnel hinter mir wird es dunkel. Ich fahre bewusst getriebeschonend, lieber mehr Drehzahl als voll auf dem Gaspedal stehen. Ich kann der Tanknadel beim Sinken zuschauen, der 4.2’er ist zufrieden aber gefräßig, er zieht sich den Diesel rein, als wenn die Erdölreserven der Erde unendlich wären.
Hinter dem San Bernadino Pass stößt dann noch Jan (110’er Defender, bereits umgebaut, große Räder, Winde, Käfig usw.) zu uns, er musste am Vortag noch arbeiten.
Wir fahren bis 50km vor Genua, die hilfsbereiten italienischen Autofahrer stimmen uns mit ihrem hirnlosen Fahrstil bereits auf Tunesien ein.
Im Ort angekommen, essen wir noch eine Pizza und übernachten auf einem abgelegenen Parkplatz. Dort warten bereits die letzten Teilnehmer: Ömer mit Sohn Mete (HJZ75, Innensausbau, Klappdach, orig Fahrwerk und Räder, das Auto wiegt 3.200 kg).

Tag 3: Wir fahren nach Genua in den Hafen. Dort angekommen, stehen wir bereits vor dem Hafen in einer Schlange. Als wir bis in die Schlange vor der Fähre angekommen sind, steigen wir aus und gehen zum Schalter der Polizei, dort warten bereits viele Leute, aber der Schalter ist noch nicht besetzt.
Wir gehen in den COOP-Mega-Store, der seinen Namen eindeutig verdient, dort gibt es einfach alles, wir decken uns mit Essen für die Überfahrt ein, trinken noch einen Kaffee und gehen zurück. Die Schlange bei der Polizei ist verschwunden, wir kommen sofort dran, die Schlange der Autos hat sich aber noch nicht bewegt, obwohl die ersten Tunesier bereits in Panik verfallen, sie könnten nicht mehr auf die Fähre kommen.
Wir sind die einzigen Offroader. Das obligatorische Gedrängel geht los, wir bleiben erstmal stehen und bewundern die Autos, die auch ohne Dachgepäckträger zwei Roller auf dem Dach tragen und nur noch 5cm Bodenfreiheit haben.
Ecki’s Plan ist, als Letzte auf die Fähre zu kommen und dann als Erste wieder raus. Leider geht der Plan nicht auf, die Autos, die niedriger als 2.2m sind, müssen aufs PKW Deck in den ersten Stock fahren, Jan, Uwe&Nicole können unten bleiben.
Auf der Fähre fangen wir an, die Zettelchen für die Einreise auszufüllen, einige Defenderfahrer sind erstaunt, dass zwei Toyos mehr kW eingetragen haben als ihre Defender PS. Wir lassen den Abend bei einem Bier ausklingen und gehen auf die Kabinen, die Einreiseformalitäten erledigen Ecki&Dany für uns am nächsten Morgen.

Tag 4:
Wir kommen gegen 18.00 Uhr in Tunis an, um 18.30 Uhr kommen wir von der Fähre, die Abfertigung bei der Polizei und dem Zoll geht recht fix. Man gibt einfach den Pass mit allen Zettelchen hin und die Beamten nehmen sich raus, was sie brauchen. Um 19.00 sind wir aus dem Hafen raus und treffen uns dort auf einem Parkplatz.
Wir fahren noch bis Hamamet und gehen ins Hotel, dort gibt es noch Abendessen & WLAN. Volker erzählt, dass er, Uwe, Nicole und Dirk 4 Wochen am Stück bleiben werden. Ömer, Mete, Jan und ich haben nur die ersten zwei Wochen gebucht. Dafür kommen nach zwei Wochen zwei andere Fahrzeuge dazu.
Ömer überlegt bereits, ob er noch zwei Wochen verlängert und ob Jan&ich seinen Sohn mit zurück nach Zürich nehmen könnten, da dieser in die Schule gehen muss.
Ich sage zu ihm: „Warte erstmal ab, ob dir das Sand fahren gefällt.“

Tag 5: Wir fahren von Hamamet nach Douz, zwischendurch tanken wir schon einmal voll für 1.14 Dinar/Liter. Es hat die letzten Tage stark geregnet, teilweise steht das Wasser 20cm hoch auf den Straßen. Ich sage: „Bisher hat es immer geregnet, wenn ich in der Wüste war.“
Wir nehmen die Autobahn bis Sfax, die Autobahngebühren sind ca. 5 Dinar. Ab Sfax fahren wir dann die ca. 300 km bis Douz auf der Landstraße. Auf dem Campingplatz steht außer uns nur noch ein deutscher T5 Camper. Wir gehen in die Stadt zum Essen. Zurück auf dem Campingplatz, machen wir noch ein kleines Feuer und trinken ein Gute-Nacht-Bier.

Tag 6: Heute ist das Ziel zu erstem Mal Sand. Ecki& Dany beginnen jedem Tag mit einer kleinen Morgenandacht: „Guten Morgen ihr Lieben, habt ihr alle gut geschlafen? Heute mal Tunesien und Sand. Hat jemand Fragen? Nicht, dann kann’s ja losgehen.“
Am Ortsausgang von Douz tanken wir noch mal und lassen das erste Mal Luft aus den Reifen, Dirk hat Probleme mit dem Abrieb der Wuchtperlen in seinen Reifen, obwohl er die Ventile immer nach oben stellt, klemmen die Ventileinsätze, wir schrauben sie heraus und ersetzen diese.
Wir wollen noch einen Cafe trinken, tunesisch typisch werden wir gebeten, uns erstmal zu setzen, es würde nur 3 min. dauern, bis die 4 Cafe schwarz und 3 Cafe au Lait fertig sind. Dort treffen wir auch unsere tunesischen Führer Ali&Ali, sie fahren einen HZJ105. Derzeit herrscht in Tunesien wieder mal Führerzwang.
Die Cafe schwarz kommen nach 30 min und als die Cafe au Lait auch nach 50 min nicht da sind, fahren wir ab.
Wir fahren die Piste Richtung Nationalpark, teilweise steht die Piste unter Wasser, wir fahren neben der Piste, als ich sehe, dass die vor mir fahrenden Fahrzeuge nur schwer vorwärts kommen, mache ich eine neue Spur auf, dort geht es aber keinen Deut besser, mit vier durchdrehenden Rädern schaffe ich es gerade so, nicht stecken zu bleiben. Die AT’s sind dafür halt nix.
Am ersten Cafe halten wir an, Ömer ist happy und sagt: „Krass geiles Offroad bis hierher.“ Ich entgegne ihm: „Ähhh, das war die Schnellstraße, Offroad kommt die nächsten Tage auf uns zu, das war garnix“ Er schaut etwas verdutzt.
Wir erreichen die ersten Dünen. Ömer rutscht schräg an einer Düne ab und bleibt beeindruckend schief stehen, Ecki zieht ihm mit dem Bergegurt raus und reißt sich dabei die Steckachse hinten links ab. Der Sand ist bretthart und griffig, aber eben auch rutschig, wenn man schräg fährt.
Die Kanten der Dünen sind sehr hart und die Fahrwerke leiden. Teilweise muss ich die Dünen mehrfach anfahren, weil ich zu langsam war, ich möchte jedoch nur ungern über den Kamm springen und mir die Vorderachse beschädigen. Ich fahre hinter dem Team Schlumpf und sage mir: „Wo die beiden hochkommen, muss ich ja auch hochkommen, ich habe ja schließlich fast das gleiche Auto, nur mit 700kg weniger Gewicht.“ Ich funke Ecki an: „Irgendwas ist komisch, irgendwie gehen meine Mundwinkel ständig nach oben.“ Er antwortet: „Gut so!“
Ömer’s HZJ75 tut sich teilweise sehr schwer, die Dünen rauf zu kommen, Ecki funkt: „Wir lassen Luft ab, geht mal auf 1 bar.“ Ich lasse bei mir aber 1.2 bar drinnen, da ich befürchte, dass mir der Mantel von der Felge springt. Ab jetzt fahren wir immer mit Allrad und Untersetzung, wenn ich sehe, dass der Schlumpf vor mir Probleme hat, mache ich direkt die HA-Sperre rein. Mein Toyo geht ziemlich problemlos die Dünen rauf&runter. Ich muss nur einmal rückwärts fahren, weil ich auf dem Kamm zu früh vom Gas gegangen bin. Vom Motorradfahren weiß ich, dass Wühlen, bis die Achse aufsitzt, nichts bringt, lieber probiere ich es noch mal mit mehr Schwung.
Die VA-Achse von Ömers HZJ75 sieht man öfters in der Luft, wenn er über die Düne kommt, seine Pralldämpfer fliegen davon. Wir suchen einen Platz zum Lagern. Ecki tauscht vor dem Abendessen seine Steckachse, die Verzahnung vom Mitnehmer ist auch hin.
Wir machen ein Lagerfeuer und essen gemeinsam.

Tag 7: Erneut Tunesien, wieder Sand. Der Sand ist immer noch fest, es kommen die ersten steileren Auffahrten, die Guides tun sich etwas schwer, uns zu folgen. Dünengürtel wechseln sich mit Schotter- & Geröllebenen ab. Das Fahrniveau steigt, wie Ecki& Dany es zuvor angekündigt hatten. Wir nehmen noch einen Cafe am Timbain. Abends grillen wir Kamelfleisch, das Dirk noch in Douz eingekauft hat. Ich fand es nicht so doll, es geht in die Richtung von Rind.

Tag 8: Heute ist das Ziel der verlorene See, es sind noch 20 km Luftlinie, mein Navi meint es wären 18 min, ich habe mir den Wegpunkt gespeichert, als ich vor zwei Jahren mit der Sportenduro dort war. Es fängt an leicht zu regnen, die Dünen fahren sich schwer, Ecki sagt: „Wir lassen nochmal Luft ab, geht mal auf 0.8 bar.“ Ich bleibe lieber bei 1.0 bar, da ich bis dahin keine großen Probleme hatte.
Ömer springt in einer Kurve der linke Vorderreifen von der Felge, den er zusammen mit Ecki wieder montiert. Ecki sagt: „Naja OK, vielleicht doch besser 1.0 bar auf der VA und nicht so stark lenken.“
Abbruch 1: Es geht zurück in die Ebene, Ecki sucht einen anderen Aufstieg. Ömers HZJ75 bleibt an einer Auffahrt hängen, er fährt rückwärts in eine Düne, eigentlich um Schwung zu holen, er bleibt jedoch stecken. Team Schlumpf fährt vor ihn, um ihn raus zu ziehen, dabei reißt sich Ömer seinen Brauchwassertank, der sehr exponiert hinter der HA montiert war, ab. Es steht eine längere Schrauberaktion an, um die total verbogene Halterung anzubauen. Ecki sagt zu Ömer: „ Die Trittstufe kannst du auch gleich demontieren, damit bleibt du auch nur hängen.“ Ab jetzt fährt Ömers Brauchwassertank auf Jans Dachgepäckträger mit.
Uwe fährt mit dem Schlumpf die Düne, ohne Anlauf zu nehmen, hoch. Der Schlumpf ist optimal ausgerüstet, hat Power ohne Ende (1HD-T Motor mit LLK) und einen Sound zum Niederknien.
Volker ist an der gleichen Düne der hintere rechte Stoßdämpfer abgebrochen.
Abbruch 2: Es geht zurück in die Ebene, Volker demontiert den Stoßdämpfer und sichert die Feder mit einem Spanngurt. Ich streichele meinem Toyo über Amaturenbrett und sage: „Wir machen nicht so einen Scheiß, gelle!“
Ömer bleibt an einer Düne verschränkt hängen, wir sagen ihm, er soll mal die Sperre rein machen, sein HJZ75 hat jedoch keine.
Es geht weiter, ich bleibe auf einem Dünekamm mittig hängen, weil ich zu langsam war, Ecki zieht mich mit meinem Bergegurt vorwärts raus.
Mein kinetischer Gurt ist für das Gewicht meines Toyos viel zu steif und dehnt sich kaum (Optimierung 1, 10to Tmax Bergegurt, 2 mal benutzt günstig abzugeben, leicht sandig).
Wir fahren höher und höher, eine Auffahrt will mir auch im fünften Anlauf nicht gelingen, dann probiere ich mal den dritten Gang und mit ganz wenig Gas fahre ich die Düne problemlos hoch. Wieder was gelernt!
Wir sind auf 225m Höhe angekommen und stehen vor einer Steilabfahrt.
Ecki erklärt uns: „Langsam, genau in der Falllinie fahren und wenn das Heck kommt Gas geben bis die Karre wieder gerade fährt.“ Er fährt als Erster runter. Bevor sich der Rest in der Gruppe einig ist, wer als Nächster fahren soll, fahre ich als Zweiter herunter, da ich ohnehin schon gerade vor der Kante stehe. Ich fahre im zweiten Gang in der Untersetzung, es rutscht ein bisschen, aber die Motorbremse ist stark genug, um die Geschwindigkeit niedrig zu halten. Unten angekommen, sind wir dann auf 164m, also 61m Höhendifferenz. Ein Mega-Spaß. Wir bleiben in der Ebene zum Campen.

Tag 9: Ziel erneut der See, noch 12km Luftlinie, mein Navi meint 10 min Fahrzeit .
Der Tag beginnt, wie der vorherige geendet hat, festfahren, anseilen und rausziehen. Der Schlumpf fährt direkt hinter Ecki und setzt auf einem harten Dünenkamm mittig auf. Ich ziehe ihn zurück. Wir wechseln die Positionen, nun fahre ich hinter Ecki. Eine lange sehr spaßige Auffahrt geht komplett im dritten Gang, wir brauchen lange, bis alle Fahrzeuge oben ankommen. Der Schlumpf fährt nun wieder vor mir, da ich die Spur kurz aus den Augen verloren hatte.
Bei einer steilen Auffahrt, in der deren Anfahrt ein Busch steht, komme ich auch mit sehr viel Schwung einfach nicht hoch, ich funke Ecki an, da selbst wenn ich da hochkomme, nach mir niemand mehr durch den aufgewühlten Sand hochkommt. Ecki kommt zurück und legt eine neue Spur. Ich muss umdrehen, kann aber von meiner Position aus Ecki’s neue Spur nur schlecht erreichen. Ecki funkt: „Steffen, du kannst auch von da wo du stehst zu mir hochkommen. Nimm mal richtig Anlauf, großer Gang + Gas und dann fährt du vor mir schräg im Bogen den Hang entlang.“ Ich habe etwas Puls, der Hang ist schräg genug, dass ich umfallen könnte, wenn ich stecken bleiben sollte. Es geht aber völlig problemlos. Ich bin total happy. Wieder was gelernt.
Volker hat teils große Probleme mit seinem springenden Hinterrad, da der hintere Dämpfer fehlt. Es sind noch 5.5km bis zum See, weit sind wir nicht gekommen, es ist bereits 16.00 Uhr. Am Lagerfeuer sage ich zu Ecki: „Ich möchte morgen ganz dringend zu See, irgendwie fängt jemand in meinem Auto an zu stinken!“

Tag 10: Der Tag beginnt, wie der vorherige geendet hat, festfahren, anseilen und rausziehen. Am Ende der ersten langen Auffahrt gebe ich zu wenig Gas und bleibe mittig auf dem Dünenkamm hängen. Ecki schimpft : „Du Standgasfahrer.“ Die Türen gehen vor Sand kaum auf. Uwe versucht mich vorwärts zu ziehen, er kann jedoch keinen Anlauf nehmen und bekommt mich nicht los. Ecki zieht mich dann rückwärts die Düne wieder runter, ich gebe mehr Gas, die Vorderachse steht kurz in der Luft, es geht problemlos.
Abbruch 1: Ömer kommt hier nicht weiter, Ecki sucht eine flachere Stelle. Trotzdem geht es nicht weiter. Ömers HZJ75 sitzt vorne und hinten auf zwei aufeinander folgenden Dünen auf, Ecki versucht ihn vorwärts mit der Winde zu ziehen und reißt sich sein textiles Windenseil ab. Uwe zieht Ömer rückwärts mit seiner Winde zurück.
Abbruch 2: Ecki nimmt nun einen sehr flachen Weg. Ich fahre mittlerweile überwiegend im dritten Gang. Wir erreichen den verlorenen See. Dort badet gerade in Gruppe Franzosen, die sich gerade eine Flasche Wein aufgemacht haben und Shisha rauchen. Der Pool ist recht voll, nur Ömer kann es nicht erwarten und geht schon mal baden. Dirk und ich wollen nicht warten, bis der Pool wieder frei ist, und gehen ein bisschen spielen, wir fahren zu ¾ um den See herum und probieren dann einige Wasserdurchfahrten aus. Wenn man schneller fährt, kommt das Wasser bis über die Motorhaube. Sauber sind die Autos zwar nicht, aber das Salz von der Anfahrt ist jedenfalls weg.
Wir beschließen, alle gemeinsam Richtung Süden in die Dünen zu fahren, um später zum See zurückzukehren. Wir senken noch mal den Luftdruck auf 0.8 bar. Ich lasse vorne lieber 1.0 bar drin. Wir fahren auf wunderschönen Dünen, an einem Anstieg stehen der Schlumpf und ich ca. 50m hinter Ömer an einer Auffahrt, die er auch im zweiten Anlauf nicht hochkommt. Ömer nimmt noch mal Anlauf und fährt die Düne schräg an, noch bevor das Team Schlumpf und ich „STOP“ funken können, legt sich der HZJ75 wie in Zeitlupe auf die linke Seite. Ich funke Ecki an: „Ömer liegt auf der Seite.“ und wir laufen zum Auto, Ömer und Mete sind unverletzt. Den Motor hat Ömer zum Glück sofort abgestellt.
Der Toyo wirft diverse Flüssigkeiten von sich.
Ecki und Uwe richten den HZJ75 von oben mit ihren Winden wieder auf, danach ich ziehe ich ihn mit der Winde aus der Düne heraus, während die anderen beiden von oben nachlassen. Ich ziehe den HZJ75 auf eine ebene Stelle. Der Rest der Gruppe bekommt davon erstmal nichts mit, da diese sich zwei Dünen weiter hinten festgefahren haben und noch mit der Bergung beschäftigt sind. Als sie eintreffen, steht der HZJ75 bereits wieder auf allen vier Rädern.
Wir schauen nach dem Ölstand. Das Öl steht mittig zwischen min&max, etwa dort, wo es am Vortag auch stand, da hatten wir schon mal einen Liter Öl nachgefüllt.
Zur Sicherheit drehe ich den Motor an der Kurbelwelle mit der Ratsche zwei Umdrehungen durch, Ecki und ich sind der Meinung, dass kein Öl in die Brennräume gelaufen ist. So lange lag er ja gar nicht auf der Seite.
Wir sagen Ömer, er soll mal kurz den Anlasser betätigen, der Motor dreht nur kurz an und bleibt mit einem hässlichen Klack-Geräusch stehen. Ich sage: „OK, es hilft ja nix, wir machen die Glühkerzen raus.“ Erst die Kontaktleiste ab, dann die Zuleitung isolieren, da ich nicht weiß, ob bei warmen Motor nicht auch vorgeglüht wird und abfackeln möchte ich die Karre nicht auch noch.
Ich drehe vorsichtig mit der Ratsche an der Glühkerze des ersten Zylinders, „knack“ sie ist lose und sie lässt sich mit dem Finger rausschrauben. Sie ist trocken, die Zweite ebenfalls. Die Dritte baue ich erstmal nicht aus, da diese etwas unzugänglich unter dem Saugrohr sitzt. Dann die sechste, sie ist nass von Motoröl. Scheiße! Fünf ist trocken, vier Upps vergessen, auch nass.
Ich drehe den Motor von Hand an der Kurbelwelle durch und aus dem sechsten Zylinder sprudelt das Öl. Als der dritte Zylinder komprimiert, geht es nicht weiter, also muss auch diese Glühkerze raus. Nachdem ich einige Anbauteile abgeschraubt habe, geht es mit spitzen Fingern. Der Rest der Gruppe lässt mich in Ruhe schrauben, Uwe und Ömer reichen mir das Werkzeug an. Wir legen Lappen und T-Shirt’s über den Motor und ich drehe den Motor weiter, nun kommt das Motoröl aus allen Zylindern. Erklären kann ich mir dies nicht, denn im Luftfilter ist kein Motoröl zu sehen. Ausbauen können wir den Luftfilter leider nicht, da Ömer darüber eine Druckluftfanfare montiert hat. Als mir Nicole ein Toffifee anbietet raunze ich sie an: „Nicht jetzt, ich bin am schrauben, später vielleicht.“ Nicole sagt: „Ich lege sie dir auf deinen Beifahrersitz.“
Nachdem kein Öl mehr aus den Zylindern kommt und ich bereits etwas angestrengt vom kurbeln bin, sage ich Ömer, er soll mal den Anlasser betätigen. Der Motor dreht ohne metallische Geräusche durch, ich bin zuversichtlich, dass er keinen Schaden genommen hat. Der Motorraum sieht nun aus wie Sau. Ich fange an, die Glühkerzen wieder einzubauen, bei der Dritten fällt mir die Mutter aus den Fingern. Dirk tapt einen kleinen Magneten an einen Stock und Uwe holt mir eine Taschenlampe. Damit fische ich die Mutter wieder aus dem Motorraum. Ich bin fertig und sehe aus wie ein Schwein, ich triefe bis zu den Ellbogen vor Motoröl. Jan hat mir bereits Wasser und Handwaschpaste bereitgestellt. Ich schicke Mete, in meinem Schrank nach der Dose Bremsenreiniger zu suchen, die ich eingepackt hatte. Er ist noch so klein, dass er auch in die Ecken der Schränke schauen kann, ohne das Auto auszuräumen zu müssen. Es findet die Dose und ich dusche den Motorraum großzügig ab.
Ich setzte mich in einiger Entfernung in eine Düne und zünde mir eine Zigarette an und sage zu Ömer: „Ich rauche jetzt auf, dann ist der Bremsenreiniger verflogen und dann haben wir eine 50/50-Chance, dass er anspringt oder tot ist.“ Ömer ist etwas entsetzt und fragt. „Was meinst du genau mit tot?“
Uwe antwortet ihm: „Motorschaden, Ende Gelände.“ Ich sitze noch in der Düne, die Zigarette ist zu Ende, ich sage zu Ömer: „Dreh mal kurz den Anlasser.“ Ömer dreht den Zündschlüssel und der Motor springt sofort an und läuft wie gewohnt ruhig. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Eine große Qualmwolke zieht über mich hinweg. Alle jubeln und Ömer ist so happy, dass er auf mich springen will. Ich kann mich gerade noch mit meinen Knien schützen und Ömer spricht kurzzeitig eine Oktave höher.
Ich sage: „Ich wollte noch anmerken, dass ich es nicht dulde, dass sich ein technisches Gerät meinem Willen widersetzt.“
Beim Aufstellen ist ein Hinterreifen von der Felge gesprungen, Ömer, Uwe und Ecki montieren diesen wieder mit Hilfe eines Spanngurtes. Ich esse meine zwei Toffifee. Wir fahren aus den Dünen heraus auf eine Ebene zum campen. Wir füllen noch einen Liter Motoröl und 2 Liter Kühlwasser auf. Die Schäden sind überschaubar, die Scheibe der Fahrertür ist geplatzt, die Kotflügel vorne und hinten sind leicht eingedrückt. Dirk hat noch eine Folienscheibe dabei, mit der wir die Fahrertür verschließen. Hauptsache, niemand wurde verletzt.

Tag 11: Wir fahren zurück zum See, nun sind wir alleine und gehen ausgiebig baden und waschen uns. Mir klebt immer noch das Motoröl unter den Fingernägeln. Nachdem wir fertig sind, gehen auch Ali&Ali baden. Wir schauen noch mal nach dem Ölstand bei Ömers HZJ75. Es steht unter der min-Markierung. Ich räume meinen Schrank mit den Ersatzteilen aus und hole meinen 10 Liter Kanister mit Motoröl. Ich fülle noch mal 2 Liter Öl nach.
Nicole, Volker, Dirk und ich gehen noch mal in den hinteren Teil des Sees spielen. Ecki fragt, ob nun jemand von uns vorneweg fahren möchte, Volker wird auserkoren, uns nun zu eine Spur zu legen. Während Volker uns oben auf einem Dünengürtel entlang führt, fährt Ecki mit Ömer einen anderen Weg. Wir fahren uns diverse Male fest und bergen uns gegenseitig, das geht mittlerweile ganz automatisch. Jeder hat seinen Bergegurt entweder an der Fronstoßstange aufgewickelt oder im Beifahrerfußraum liegen. Bei jeder steilen Dünenabfahrt schlagen das Rollenseilfenster und die Windenstoßstange in den Boden ein (Optimierung 2+3, neuwertiges Rollenseilfenster günstig abzugeben).
Ich fahre ganz hinten und höre über Funk Jan: „Ich brauch mal schnell jemand der mich anseilt.“ Ich komme über die Düne und sehe, dass er seitlich abgerutscht ist und sehr schräg steht. Das linke Vorderrad steht in der Luft, ich frage: „Soll ich mich mal vorne auf die Stossstange stellen?“ Er antwortet: „Bitte nicht anfassen!“ Dirk zieht ihn raus.
Es geht weiter, wir können Ecki und Ömer zwar nicht mehr sehen, haben jedoch noch Funkkontakt.
Wir bleiben stehen, um einen fahrbaren Weg zu suchen, dann hören wir Motorengeräusche, es ist eine Gruppe französischer Toyofahrer. Der dritte bleibt bei mir stehen und fragt ob wir Hilfe benötigen, ich danke ihm und sage: „Nein, wir suchen nur einen neuen Weg.“
Später treffen wir wieder Ecki und Ömer. Wir fahren ins Tal zum campen.
Die 285’er Reifen gehen im Sand zwar super, jedoch schleifen sie sowohl an der Vorder- wie an der Hinterachse (Optimierung 4).

Tag 12: Ecki fragt, wer heute vorne fahren möchte, es geht Richtung Dekanis-Berge. Wir haben bereits abends am Lagerfeuer Hölzchen gezogen und Uwe hatte den Kürzeren. Nach ca. einer ½ Stunde sagt Ecki: „Jan/Steffen, wollt ihr mal vorne fahren? Das Team Schlumpf hat auf der zweiten Tour noch genug Gelegenheit dazu.“
Ich fahre vor, es ist bedeckt, die Sicht ist extrem schlecht, es ist sehr schwierig, zu erkennen wie die Hänge geneigt sind. Ich steige mehrfach aus, um zu Fuß den Weg zu suchen. An einer Kante bleibe ich hängen. Uwe zieht mich raus. Es geht weiter. Ich fahre weit vor der Gruppe und fahre in eine spitz zulaufende Senke. Ich schlage recht heftig in den harten Gegenhang ein. Das Auto ist eingeklemmt. Ich funke Ecki an: „Ich glaube, ich habe da ein Problem.“ Ecki kommt und fragt: „ Hängst du?“ Ich versuche nochmal mit vorwärts-/rückwärts Schaukelbewegungen frei zu kommen, doch der Hang ist zu fest und zurück ist es zu steil, ich hänge definitiv fest. Ecki fährt vor mich und wir hängen meine Winde bei ihm ein. Mit vier durchdrehenden Rädern und dem Zug der Winde hebt sich die Front über die harte Kante und ich bin wieder frei.
Ich sage zu Jan. „It’s your turn, ich habe die Schnauze erstmal voll.“ Jan fährt ca. 100m weit und fährt sich fest. Die anderen Defender bergen ihn.
Ecki übernimmt wieder kurzzeitig die Führung. Gegen Nachmittag sammeln wir uns auf einem Plateau und Ömer sagt: „ Ja, das war jetzt fast etwas zu einfach.“ Ich dokumentiere dies auf Video, um es ihm später immer wieder vorspielen zu können.
Ömer fragt Ecki: „ Soll ich jetzt mal vorne weg fahren, aber da hätten die anderen wahrscheinlich Probleme nachzukommen!“
Ecki antwortet. „Nee, lass mal lieber! Eine goldene Wüstenregel besagt „Lass niemanden vorneweg fahren, der seine Seitenscheibe zutapen muss“.“
Dirk legt gleich noch einen nach und sagt: „Regel Nummer zwei besagt: „Lass niemanden vorneweg fahren, der seinen Wassertank auf dem Dachgepäckträger eines anderen transportieren lassen muss“.“ Alle müssen lachen.
Wir campen auf dem Dünenkamm, es ist windstill. Das Lagerfeuer will nicht so richtig brennen und qualmt stark. Ich sage: „Ich hätte da noch so ca. 100 Liter Diesel auf die ich verzichten könnte.“

Tag 13: Wir brechen auf, es läuft gut bis Ömer Eckis Spur um ca. 50 cm verfehlt, seitlich abrutscht und dann noch mal rückwärts fährt, bis sein Vorderrad in der Luft steht. Ich funke: „Ömer, Stop!“ Ecki zieht ihn vorwärts raus.
Es geht weiter, an einer Abfahrt verbiegt sich die Stosstange von Ömers HZJ75 und schleift beim Einfedern leicht am Rad. Wir ziehen die Ecken mit meiner Winde wieder nach außen und schlagen mit einem Fäustel von oben auf die Beulen, die sich auf der Blechstoßstange gebildet haben. Nun kommen die Räder nicht mehr in Kontakt mit der Stoßstange.
Wir machen eine ausgiebige Kaffeepause, mir ist langweilig und ich frage Volker: „ Magst mal Toyo mitfahren?“ Volker erwidert: „Au ja.“, Als er auf dem Beifahreseitz Platz genommen hat, sagt er: „Du hast ja richtig Platz hier drinnen.“ Ich tuckere knapp über Standgas im zweiten Gang in der Untersetzung ein Paar Dünen runter und dann im dritten Gang mit 1500 U/min wieder hinauf. Volker meint. „So untertourig kann ich meinen Defender nicht fahren, der braucht da schon mehr Drehzahl.“ Ich sage: „Ist halt ein Schiffsdiesel.“ Ich halte an und frage: „Jan, willst du auch mal?“ Nächste Runde mit Jan.
Als wir wieder zurückkommen, steht Dirk schon bereit und möchte auch eine Runde mitfahren, er steigt ein und sagt: „Du hast ja Platz hier drin und leise ist es auch.“ Nach dieser Runde nimmt Dirk mich in seinem frisch zusammengebauten 90’er Defender mit Automatik mit. Ja, es ist eng und lauter als im Toyo. Nachdem wir die Runde zu Ende gefahren sind, frage ich Ömer: „Willst du mal sehen wie das Auto fährt, wenn es 400 kg leichter ist?“ Ömer ist baff und meint: „ So geht das mit meinem auf keinem Fall. Was muss ich da machen, damit es so geht?“ Ich antworte: „Naja, erstmal Gewicht raus und dann vielleicht 255’er Reifen.“
Wir fahren weiter. Ecki sagt: „Genießt es noch mal, das sind die letzten hohen Dünen.“ Wir kommen auf eine Ebene und fahren entlang des Zaun des Nationalparks. Dany spielt nur für Ömer „Leichtes Gepäck“ von Silbermond.
Kurze Zeit später hält Volker an und legt sich direkt unter seinen Defender, nun ist auch der zweite Stoßdämpfer abgebrochen. Wir suchen die Teile im Sand zusammen. Besonders ärgerlich dabei ist, dass er das Fahrwerk gerade frisch eingebaut hatte. „Die schlechte Nachricht: der erste Dämpfer hat 50 km gehalten, die Gute: der zweite immerhin 250 km.“
Wir fahren nur noch wenige km weiter und schlagen dort unser Lager auf. Volker, Jan und ich trinken das mittlerweile obligatorische „Ankerbier“. Volker ist genervt von seinem Fahrwerk. Mete wippt nur fünf Mal auf der Heckstoßstange auf und ab und schon fangen die Hinterräder an, vom Boden abzuheben.
Ich möchte unbedingt meinen neuen Esbit Grill ausprobieren, schließlich habe ich ihn extra für die Tour gekauft, auch die 5kg Holzkohle, die ich die ganze Zeit mit mir rumgefahren habe, wurden bisher nicht angerührt. Ich habe noch 30 Nürnberger Rostbratwürstchen. Volker steuert noch eine Packung Nudelsalat bei. Der Grill funktioniert sehr gut, ich bin zufrieden. Nicole backt Fladenbrot mit Zwiebelstückchen, das ich mit Uwe gegen zwei Würstchen tausche. Mhhhhh, super lecker.
Die Ali’s verabschieden sich da sie bereits nach Douz fahren wollen. Ich schaue noch schnell auf den km-Zähler der HZJ105, er zeigt 682.000 km, damit sind alle Zweifel, was die Langlebigkeit des 1HZ-Motors angeht, ausgeräumt. Das Lagerfeuer will nicht so richtig brennen und qualmt stark. Ich sage: „Ich hätte da noch so ca. 100 Liter Diesel, auf die ich verzichten könnte.“

Tage 14: Heute ist das Ziel leider schon wieder Douz, Jan, Ömer, Mete und ich müssen zur Fähre, Volker, Uwe, Nicole und Dirk bleiben noch zwei weitere Wochen. Die Piste nach Douz gestaltet sich mühsam, da Volker ohne HA-Dämpfer kaum mehr als 40 km/h fahren kann. Ich fahre mal ein Stück voraus, bei 100 km/h ist der Land Cruiser voll in seinem Element, aber man muss schon ziemlich wach sein, denn bei einer kleinen Düne muss ich schon stark bremsen, damit ich nicht abhebe. Ok, 60-80 km/h sind auch genug.
Wir kommen gegen 14.00 Uhr auf dem Campingplatz an. Ömer, Volker, Ecki und Jan starten direkt in die Stadt, um Volkers Stoßdämpfer schweißen zu lassen, Jans Defender hat mächtig Vorspur, da er sich die Spurstange verbogen hat. Ömer lässt gleich alle Öle tauschen, das Auto waschen und kauft eine Plexiglasscheibe für die Fahrertür, die wir später am Abend mittels Panzertape befestigen.
Ich gehe erstmal heiß duschen, dann bekommt der Toyo eine kleine Durchsicht. Im Abscheidebehälter des Luftfilters ist ein Schnapsglas voll Sand, der Luftfilter ist nahezu sauber, das Öl steht bei Maximum, Motor und Getriebe sind trocken, alles ist gut.
Danach gehen Dany, Nicole, Uwe, Dirk und ich in die Stadt, wo bereits der Markt für den nächsten Tag aufgebaut wird. Zwischendurch treffen wir Ecki, Volker und Jan die immer noch auf der Suche nach jemandem sind, der Jans Spurstange richten kann. Wir kommen schon in der Dunkelheit zurück auf den Campingplatz, Jan und Ömer sind immer noch nicht zurück.
Ich geh noch schnell mal in die Stadt, um mir einen Kaftan zu kaufen.
Nachdem Ömer und Jan zurück sind, gehen wir in die Stadt zum Essen, Cafe trinken und Shisha rauchen. Wir machen noch ein Lagerfeuer und ich hole den Rest meines Whiskys raus. Ein schöner Abschluss.

Tag 15: Es heißt Abschied nehmen. Das Team Schlumpf sagt noch: „Schade Steffen, dich hätten wir gerne noch zwei Wochen mitgenommen, einen guten Mechaniker kann man immer brauchen .“ Ich lasse ihnen meine restlichen 4.9 kg Holzkohle da und Volker gebe ich meine letzte Dose Bier.
Wir fahren um 9.00 Uhr Richtung Tunis ab. Dieses Mal fahren wir nur Landstraße. Ich fahre ganz hinten, Ömer hält sehr viel Abstand zu Jan. Ecki funkt: „Ömer, das ist eine Gruppenreise.“ Er antwortet: „Ich verstehe nicht.“ Ich sage: „Du sollst dichter auf Jan auffahren.“
Ömer erklärt: „Ich kann nicht schneller fahren, meine Seitenscheibe vibriert so stark, dass das Panzertape reißt. Ecki funkt zurück: „Ja danke, dann sag das doch, dann halten wir an und finden eine Lösung dafür.“ Wir halten an und Ömer tapt einen Zollstock zwischen Scheibe und Außenspiegel fest. Ich wollte ja noch einen Ast quer auf die Scheibe tapen, um diese auszusteifen, aber er meinte, es ginge auch so.
Gegen Mittag halten wir in einer kleinen Stadt an, um etwas zu essen. An einem Stand, an dem viele Einheimische stehen, stellen wir uns an. Es gibt Baguette mit Harissa, Salat und Ei, echt lecker. Danach noch einen Cafe und weiter geht’s.
Zwischendurch halten wir noch an, um frisches Harissa zu kaufen. Wir kommen gegen 17.00 Uhr in Hamamet im Hotel an.
Wir schauen zum Glück noch mal auf die Fährtickets, eigentlich dachten wir, die Fähre fährt erst nachmittags ab, laut Ticket müssen wir aber schon um 9.00 Uhr im Hafen sein und die Fähre soll um 11.00 Uhr abfahren.
Ich sage: „Klasse, da kommen wir ja schon gegen Mittag in Genua an und schaffen es vor 24.00 Uhr noch nach Hause und können noch Sylvester feiern.“ Ecki und Dany fragen, ob sie uns zum Hafen bringen sollen, da Jan aber ein Navi hat und ich den Track schon auf der Hinfahrt aufgezeichnet habe, glauben wir, das auch alleine hin zu bekommen. Im Grunde fährt man solange Richtung Tunis, bis man der erste Schild „La Goulette“ sieht und folgt dann der Beschilderung. Wir sagen Ecki& Dany sie sollen lieber mal zum Wellness gehen, Ecki sagt jedoch: „Ich werde mich lieber um das Auto kümmern.“ Wir vereinbaren als Abfahrtszeit 7.30 Uhr, Ecki meint, das sei zu früh, 8.00 Uhr würde auch noch locker reichen, ich habe aber gerne etwas Puffer und außerdem sind wir an keinem Tag der Tour pünktlich losgefahren. Wir verabreden uns für 19.00 Uhr zum Abendessen.
Ich gehe duschen und danach in die Medina, um mich mit dem Messer rasieren zu lassen. Das typische handeln um den Preis beginnt, er will 20 Dinar, ich sage: „ Muahahaha, das ist ja viel zu teuer, da suche ich erstmal weiter, maximal 10 Dinar.“ Bei 12 Dinar treffen wir uns, die Einheimischen bezahlen wahrscheinlich 5 Dinar. Naja, was soll’s. Danach möchte ich noch tanken fahren, damit wir am nächsten Morgen nicht soviel Zeit verlieren. Ich frage die Security vom Hotel, wo die nächste Tankstelle ist. Obwohl ich glaube, die Wegbeschreibung verstanden zu haben, kurve ich 30min lang durch das mittlerweile dunkle Hamamet und komme unverrichteter Dinge zurück.
Zum Abendessen gibt es wieder Büffet mit reichlich Auswahl, Essen im Überfluss. Danach setzten wir uns noch in die Lobby, trinken ein Bier, schauen Videos und nutzen das WLAN.

Tag 16: Wir treffen uns um 7.00 Uhr zum Frühstück. Ecki&Dany sind auch schon aufgestanden. Um 7.28 Uhr tippt Jan auf seine Uhr, wir sind jedoch noch beim Essen.
Wir verabschieden uns von Ecki& Dany und fahren gegen 7.50 Uhr los. Auf der Autobahn mache ich dann noch einmal Dinar-Vernichtungs-Tanken und mache die Tanks randvoll.
Ich stelle fest, dass mein Zusatztank nur 120 Liter Inhalt hat. Der Vorbesitzer meinte immer, es seien 170 Liter. Naja, so lernt man sein Fahrzeug kennen. Auf der Autobahn läuft Ömer noch ein Wahnsinniger vors Auto, Ömers HZJ75 malt vier schwarze Striche auf die Straße.
Um 8.58 Uhr kommen wir vor dem Hafen an und parken rückwärts auf einem großen Parkplatz ein, Ömer dotzt dabei einen parkenden LKW an. Action bis zum Schluss! Es entsteht aber kein Schaden, der LKW-Fahrer ist freundlich.
Wir schnappen uns unsere Papiere und stellen uns in zwei verschiedenen Schlangen an, um die Bordkarten zu holen. In der Schlange, in der Jan& ich stehen, geht es gar nicht vorwärts, da der Ticketdrucker nicht richtig funktioniert und der Schalter ab und zu geschlossen wird. Ich wechsele in eine Schlange daneben, es hat sich noch nichts bewegt. Obwohl nur 10 Leute vor mir stehen, dauert es 90 min, bis ich drankomme. Als ich dran bin, dauert es nur 30 sek., bis ich die Bordkarte in der Hand halte. Warum brauchten die 10 Tunesier vor mir dann 90 min?!
Jan und Ömer sind bereits wieder an den Autos und werden von den Zigarettenverkäufern belagert. Ich möchte eigentlich keine Zigaretten kaufe, da ich nur gelegentlich rauche. Bei einer Tafel Schokolade und 20 Dinar gebe ich dann doch nach und nehme eine Stange. Wir fahren in den Hafen, Ömer vercheckt seine 10 Jahre alte Jacke gegen zwei Stangen Zigaretten. Ich kaufe noch eine für 25 Dinar. Echt lästig, die Händler.
Polizei und Zoll gehen flott. Man gibt einfach den Pass mit allen Zettelchen, die von der Einreise übrig sind, dem Beamten und er nimmt sich raus, was er braucht. Der Zoll lässt uns quer zu den Fahrspuren an den vor uns stehenden Tunesiern vorbeifahren, die hohen Bordsteine stellen kein wirkliches Hindernis dar.
Vor der Fähre heißt es dann wieder warten, Ömer packt die Nespresso-Kaffeemaschine aus und ich habe an einer Mautstation noch einen großen Pfannkuchen gekauft, den wir gemeinsam verputzen.
Um 12.00 Uhr dürfen wir auf die Fähre, gegen 12.30 Uhr legt die Fähre ab, nur 1.5 h Verspätung, das ist für tunesische Verhältnisse ultra-pünklich.
Wir gehen in die Kabinen und treffen uns später in der Bar. Mete ist sehr ruhig und etwas grün im Gesicht. Ömer fragt, ob ihm schlecht sei, er antwortet: „ Mir ist halt schwindelig.“ Ich gebe ihm eine Reisetablette, 30 min später fängt er bereits wieder an, Dummheiten zu machen, also geht es ihm auch wieder besser.

Tag 17: Wir kommen um 11.20 Uhr in Genua an. Obwohl die Fähre nicht voll war, geht das Entladen nicht vorwärts. 30 min geht gar nichts und zur Ausfahrt hin geht wieder das panische Gedrängel los. Ich stehe in der Schlange neben Ömer und sehe, dass mittig unter dem Auto eine Flüssigkeit raustropft. Zuerst denke ich noch, es ist Kondenswasser, bei meinem Auto tropft jedoch nichts und es wird auch nicht weniger. Ömer legt sich unter das Auto und sieht, dass es aus der Leitung zur Innenraumheizung kommt. Die ist bei mir bereits tot gelegt.
Die Temperaturanzeige von Ömer’s HZJ75 steht schon über der Mitte, ich sage zu Ömer: „Heizung auf, volles Rohr.“ Die Temperatur sinkt, wir lassen dem Motor noch kurz abkühlen und öffnen vorsichtig den Deckel des Kühlers. Es ist kein Kühlwasser zu sehen. Ömer füllt 4 Liter Wasser nach. Ich schaue in die Reparaturanleitung, der Kühlkreislauf enthält 10 Liter Kühlflüssigkeit. Mit den 2 Litern vor vier Tagen sind das dann insgesamt 6 Liter pures Wasser, die nachgefüllt wurden.
Ich habe Ömer, der in der Schweiz wohnt, bereits auf der Fähre gefragt, ob es für ihn OK wäre, wenn Jan&ich etwas schneller fahren und nicht auf ihn warten. Es sagt: „Kein Stress, Jungs, ich habe ja nur 400 km bis nach Hause.“
Jan&ich geben Gas, die Autobahn ist zwar leer, aber hilfsbereite Italiener finden sich trotzdem. Um 14.00 Uhr fahren wir an Mailand vorbei, um 14.30 Uhr fahren wir bei Chiasso in die Schweiz. Gott sei Dank, kaum noch Italiener auf der Autobahn! Dann durch den Gotthard, den wir um 15.20 Uhr hinter uns haben. Wir haben Hunger und wollen noch was essen, Jan kennt das Ace Cafe in Luzern, das direkt neben der Autobahn liegt. Leider haben diese nur ein Sylvesterbüffet und wir könnten nur eine Portion Pommes bekommen. Wir fahren weiter.
Um 17.45 Uhr fahren wir bei Basel aus der Schweiz raus. Wir fahren an jedem Rasthof runter, es sind jedoch alle Mc Donald’s, Burger King’s und Restaurants zu. Ich schicke Ömer noch eine WhatsApp: „Fülle unbedingt Kühlerfrostschutz nach.“
Zwischendurch verweigern die Scheibenwischer an Jans Defender den Dienst. Erst am zehnten Rasthof gibt es noch was zu essen. Jan schaut nach den Sicherungen, aber sie sind alle OK. Noch regnet oder schneit es nicht und wir fahren alle halbe Stunde auf einen Parkplatz, wo Jan seine Scheibe putzt.
Das Tempo rächt sich, Jan muss tanken und auch bei mir ist nix mehr mit 11 Litern Verbrauch. Nach 600km geht die Reserve-Lampe an und ich muss aus dem Zusatztank nachfüllen. Egal, sind ja noch 120 Liter drin.
Ab jetzt fahre ich vorne, da wir erstmal zu mir nach Frankfurt fahren. Jan fährt dann am nächsten Tag nach Braunschweig weiter. Höhe Mannheim frage ich Jan per Funk: „Geht’s noch oder sollen wir wieder anhalten?“ Jan antwortet: „Nee, solange es nicht schlimmer wird geht’s noch.“ Es fängt an zu schneien, meine Windschutzscheibe und die Waschdüsen frieren zu. Ich drehe die Heizung voll auf. Jan sagt: „Wenn das so weiter geht, ist für mich gleich Schluss.“ Es hört auf zu schneien, wir fahren an eine Tankstelle, Jan putzt seine Scheibe, ich fülle Scheibenwaschwasser incl. der Flasche Glasreiniger nach, die ich in Douz gekauft hatte. Hauptsache, es friert nicht ein. Um 21.00 Uhr sind wir in Frankfurt. Genua-Frankfurt, etwas über 800 km in 8 h mit dem Geländewagen, net schlecht. Ich drücke meinem Toyo einen dicken Schmatzer auf und sage: „Hast du gut gemacht, nächstes Wochenende wirst du schön sauber gemacht und gewartet, Danke!“

Zusammenfassung:

Ich kann die Tour für den geübten Fahrer uneingeschränkt empfehlen, für den Einsteiger mit einem gut vorbereiteten Fahrzeug ist es sicherlich eine Herausforderung, der Einsteiger mit einem schlecht vorbereiteten Fahrzeug sollte lieber die Finger davon lassen.
Ich kenne meinen Toyo nun sehr viel besser und vertraue ihm deutlich mehr. Eigentlich fährt er fast überall hoch und runter, wenn man ihn lässt. Die Schäden, die ich bisher erkennen konnte, sind drei durchgebrannte Birnchen. Ansonsten blieb die Haube zwei Wochen lang zu. Trotzdem gibt es einige Punkte die ich noch verbessern werde, bevor es auf die nächste Tour geht. Ich möchte 100kg abspecken, also ich nur 5 kg, die restlichen 95 kg muss der Toyo bringen. Ich möchte das Rollenseilfenster und das Stahlseil gegen ein Alufenster mit Textilseil tauschen, das sollte 20 kg bringen. Außerdem steht das Alufenster 10 cm weniger weit nach vorne.
Die 19 mm starke Bodenplatte, auf der der Innenausbau verschraubt ist, werde ich gegen eine 9mm starke Platte tauschen, das bringt auch noch mal 20 kg (sind schon 40kg). Die hinteren Schiebefenster möchte ich gegen isolierte Platten tauschen, wahrscheinlich macht das noch mal 5 kg (das sind dann 45 kg), Den Innenausbau kann ich sicher auch noch mal um 5 kg erleichtern (das sind dann 50 kg), den Rest werde ich bei Sprit, Essen und Wasser sparen. Damit läge das Auto fahrfertig bei 2700 kg. Dann muss die Windenstoßstange noch10 cm zurück versetzt werden und das Fahrwerk muss ca. 5 cm höher, damit die Reifen nicht ständig schleifen.

Bilder und Videos folgen.

Gruß Steffen

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superXcruiser
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Registriert: Sa 1. Dez 2001, 17:35
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von superXcruiser »

das ist ja ein sehr sehr ausfürlicher Bericht. Ich könnte mir alle Details gar nicht so merken.

Dank dir für deine Erlebnisse.

bis denn
Fahrt los, sonst kommt ihr nicht an.

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steffen_k
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von steffen_k »

Hi superXcruiser,

merken kann ich mir das auch nicht alles, aber ich habe mir jeden Tag Notizen gemacht. Sonst gehen die ganzen Details über 2 Wochen hinweg verloren.

Gruss Steffen

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Rebhuhn
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von Rebhuhn »

Danke für den Report !!!

:D :D
HDJ80, HDJ100, BJ42

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Portugal-Fan
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von Portugal-Fan »

Danke Steffen fürs Teilen (und Teilhaben) deiner Erlebnisse!
Liest sich echt sehr kurzweilig ;-)
Beste Grüße,
Ingo
KDJ150L (Basis), 5-Gang Automatik, 7-Sitzer, Nestle-Fahrwerk Advanced, UFS 3-fach, 285/70R17 auf 7,5x17", Nestle D7219D4D, Rockrails "so far, so good"

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JWD
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von JWD »

Moinsen Steffen,

danke für den ausführlichen Bericht.
Kannst Du etwas zur allgemeinen Stimmung in den Städten und Dörfern sagen?
Chut chon
Maik

Neben einem Hund ist ein Buch Dein bester Freund.
In einem Hund ist es zu dunkel zum Lesen.

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Michi070166
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von Michi070166 »

Interessanter Bericht, danke dafür Steffen!
Auf die Bilder bin ich gespannt.

Schön wenn einer dabei ist der mit Werkzeug umgehen kann :biggrin:

War der tunesische Führer von eurem Veranstalter oder habt ihr die Vorort engagiert?
Gab es Kontrollen durch die GN/Polizei und wie war deren Präsenz?
Grüße vom Fuzzymobil, Michi.
Hier könnte ihre Werbung stehen!

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steffen_k
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von steffen_k »

@ JWD & Michi: Ich war das fünfte Mal Tunesien seit 2009. Für mich war die krasseste Veränderung, dass es kaum noch Touristen gab, weder die Pauschaltouris, die in den weißen HZJ105 durch die Gegend gefahren werden, noch die individual Offroader, mit 4x4 oder Motorrad. Wie bereits beschrieben waren wir auf der Fähre die Einzigen Offroader. Auf dem Rückweg waren 4 Motorräder und 4 4x4 auf dem Camping Platz, aber normalerweise ist auf der Piste zwischen Douz und Park echt Verkehr und man trifft alle halbe Stunde jemanden.

Die Kontrollen im Land waren wie immer, auf der Landstraße und in den Städten gibt es Checkpoints, bei denen aber nur die Einheimischen angehalten werden. Ich kenne das nur so, dass man da direkt "durchgewunken" wird.

Die tunesischen Guides haben uns erzählt, dass wir die erste Gruppe in dieser Saison (seit Oktober) sind, die sie begleiten. Die Guides hat der Veranstalter schon vorher gebucht, er kennt sie schon von anderen Touren. Ali 1 hat auch sehr gut deutsch gesprochen.
Eine Gruppe Italiener hat mir gesagt, sie hätten den Guide direkt vor Ort gebucht.

Die tunesischen Guides können nicht verstehen, warum die Europäer so große Angst vor Terroranschlägen haben, aus ihrer Sicht hat sich im Land selbst nichts verändert und das ist auch meine Meinung. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unwohl gefühlt! komisch war für mich eher, dass die Security am Hotel die Auto mit Spiegeln abgesucht hat und man durch einen Metalldetektor laufen musste um ins Hotel zu kommen.
Für die Bevölkerung ist der Rückgang des Tourismus natürlich nahezu der Entzug der Lebensgrundlage, ich kann gar nicht verstehen womit sich die Einwohner in Douz über Wasser halten. In Ksar Ghilane waren wir nicht, aber wie ich von anderen Leuten gehört habe, ist es auch dort wie ausgestorben.

Gruss Steffen

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RobertL
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Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von RobertL »

steffen_k hat geschrieben:
Die tunesischen Guides können nicht verstehen, warum die Europäer so große Angst vor Terroranschlägen haben, aus ihrer Sicht hat sich im Land selbst nichts verändert und das ist auch meine Meinung. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt unwohl gefühlt!


Also ich weiß jetzt nicht genau wieviele Touristen in den letzten 2-3 Jahren von Terroristen in TUN erschossen wurden, aber es waren doch wohl mind. 50 - 60. Ganz gezielt und genau deshalb, weil sie Touristen waren. Das waren keine "Kollateralschäden"!

Das reicht aus dass TUN zumindest von den Anbietern von Pauschalreisen vom Plan gestrichen wird. Auch viele Individualtouristen lassen sich dadurch abhalten.

Wie kann man das nicht verstehen? In der Türkei passiert gerade fast genau das gleiche dass die Touristen ausbleiben, aber eher durch "Kollateralschäden"

Und wenn du dich mal unwohl fühlst in einer Terrorsituation dann ist es auch meist zu spät um noch darüber berichten zu können. Terroranschläge haben halt mal die Eigenschaft, dass man sie nicht "riechen" kann. Das Argument, dass du dich nie unsicher gefühlt hast in TUN, ist im Prinzip Unsinn im Zusammenhang mit Terroranschlägen.

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steffen_k
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von steffen_k »

Hallo Robert,

kannst du mal eine Quelle für die 50-60 ermordeten Touristen in den lezten 3 Jahren nennen?

Darf ich deine "Argumetation" derart interpretieren, das Paris, Nizza und Berlin für dich jetzt tabu sind?

Gruss Steffen

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RobertL
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Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von RobertL »

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Anschla ... taoui_2015

wären mal 38 und hier wären es noch 20

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Anschlag_in_Tunis_2015

Und das darfst du nicht so interpretieren. In Paris, Nizza und Berlin wären nicht ganz gezielt Touristen das Ziel. Außerdem geht es doch in deinem Fred um Tunesien, oder?

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quadman
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von quadman »

Moin.

Herzlichen Dank für diesen tollen ausführlichen Bericht.
Da habt ihr ja viel erlebt auf dem Weg zum See. Bei uns hat es sich bisher zum Glück immer nur auf das Bergen beschränkt...


Gruß Stefan



Ps Robert, wann warst du das letzte Mal vor Ort?
Hilux 2.5 xtracab, 235/85R16, Snorkel, OME schwer, Webasto ThermoTop, Tempomat, Zusatztank, Alu UFS, ARB-bar, Dachkonsole und ein gullwing mobile workshop canopy.
Hilux 2.4 xtracab duty, 235/80R17, Snorkel, Ironman HD, Tempomat, Zusatztank, Dachkonsole, Alu UFS und eine graugrüne Wohnkabine.

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steffen_k
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von steffen_k »

Also Robert, ich kann dir irgendwie nicht richtig folgen. Es sind zwar 50 Menschen in Tunesien ermordet worden, aber in Paris, Nizza, Berlin waren es geanuso viel. Der Hintergrund war aber immer der gleiche: "Fanatisten ermorden Andersgläubige" und da sind im Ausland eben Touristen die primären Ziele.
Da die Deppen aber auch Anschläge gegen Moslem verüben (Ankara, Ismir) geht es wahllos gegen alle die nicht ihrer Meinung sind. Deswegen werde ich jetzt nicht anfangen grundsätzlich im Ausland Angst zu haben, dass ständig ein Anschlag passieren kann.

Gruss Steffen

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RobertL
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Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von RobertL »

Was hat das damit zu tun wann ich vor Ort war?

Ich nehme zur Kenntnis dass ihr mich nicht versteht und offenbar die Tunesier auch die Europäer nicht. Ich habe versucht eine Erklärung zu liefern warum die Leute und viele Reiseagenturen das Land meiden. Wenn ihr meint das wäre kein Grund dann kann ich das auch nicht ändern. Habe meinen Ausführungen nichts mehr hinzuzufügen.

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toyotamartin
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Re: Reisebericht Tunesien 12/2016

Beitrag von toyotamartin »

naja das ist in Tun genauso wie in Jugoslawien, ich hatte das Pech genau zu Beginn der Auseinandersetzungen von Griechenland heimwärts zu fahren,mir als Österreicher haben die Militärs/Milizen /kroatische Polizei nix getan --ganz im Gegenteil die achteten auf meine Unversehrtheit. Trotzdem war ich von Wohlfühlen bzw Sicherheitsgefühl sehr weit entfernt- Bürgerkrieg / Krieg /Terror ist nunmal das Allerletzte was man braucht /will
Es war sehr schwierig sich durch die beginnenden Kampfhandlungen durchzuschwindeln..überall Strassensperren Panzer und vorallem die Fanatiker,aber die sind eh überall DAS Problem!Und,was mir gerade noch einfällt die schlechte Versorgung --wenig zum Knabbern,Alkohol in Massen aber auch kein Benzin das musste ich von den Milizen schnorren.

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