als "stiller Mitleser" möchte ich mich nun auch mal kurz vorstellen.
Mein Name ist Oli, ich bin ende 40 und wohne in Regensburg. Ich bezeichne mich als Rechtshänder und experimentierfreudiger Selbermacher, aber ich weiß auch wo meine technischen Grenzen sind um es von einem Profi machen zu lassen.
Bis vor einem Jahr habe ich von Toyota Land Cruiser oder Buschtaxi eigentlich noch nicht viel gehört. Auch die 4x4 Welt mit all ihren Fachbegriffen (Untersetzung, Diff Sperre, Leiterrahmen, etc.) war zu diesem Zeitpunkt wie eine Fremdsprache für mich, die man aber noch lernen kann.
Ohne Allrad zu Reisen fanden wir auch erstmal nicht ungewöhnlich. Obwohl ich mit meiner Partnerin Jasmin gerne in entlegene Gegenden abseits des Massentourismus reise, ohne 4x4 sind wir bis jetzt ganz gut zurecht gekommen.
Vorgeschichte:
Nachdem wir seit 2017 mit unserem selbst ausgebauten VW T5 LR und dem verfügbaren Jahresurlaub viel in Europa unterwegs waren (von Nordkap bis Griechenland war einiges dabei), haben wir für Ende 2022 Sabbatical genommen, um endlich eine längere Reise außerhalb Europas anzutreten. Für 7 Monate wollten wir nach Australien, uns dort ein 4x4 Fahrzeug kaufen, es auf unsere Campingbedürfnisse individualisieren und das Fahrzeug am Ende hoffentlich wieder verkaufen bevor es zurück nach Hause geht.
Jetzt denkt der ein oder andere vielleicht schon an VDJ, aber soweit war es noch nicht!
Im Dezember '21 musste die bereits begonnene Reiseplanung für Australien leider durch die Covid-19 Pandemie auf Eis gelegt werden. Down Under war für Touristen verriegelt und auch wenn seit März '22 eine Einreise wieder möglich ist, hätte uns die Zeit für Visa, Planung, Route, etc. nicht mehr gereicht, um stressfrei und gut vorbereitet los zu kommen. Wir brauchten also einen Plan B und durch den festgelegten Sabbatical Zeitraum September bis März blieben uns als alternative Reiseziele Südamerika oder Afrika.
Die Wahl viel relativ schnell auf südliches Afrika, allerdings nicht wie geplant mit einem Fahrzeugkauf vor Ort. Bei unseren Kaufrecherchen sind wir damals leider nicht wirklich weiter gekommen und ein 4x4 Fahrzeug für 7 Monate zu mieten, war uns deutlich zu teuer. So entschieden wir uns das eigene Fahrzeug per RoRo nach Gqeberha (damals noch Port Elizabeth) Südafrika zu verschiffen, ein VW T5 langer Radstand ohne Allrad jedoch mit Seikel Höherlegung und ATR.
Meine Vorstellungsrunde soll jetzt auch nicht mit einem Reisebericht ausarten. Als kurze Zusammenfassung nach 30tkm durch Südafrika, Lesotho, Eswatini, Mosambik, Malawi, Tansania, Sambia, Botswana, Simbabwe, Namibia kann ich berichten, dass der VW trotz fehlendem Allrad "fast" überall gut durchgekommen ist und wir außer 3 Platten Reifen in Namibia keine Pannen hatten. Nach diesem Abenteuer wissen wir nun ganz gut wie man Fahrsituationen vorher besser einschätzt, wenn es erforderlich ist mit Sandblechen umzugehen hat und wir einen Reifenwechsel in persönlicher Rekordzeit (20 min) schaffen um das abendliche Braai mit einem kühlen Bier bei Sonnenuntergang nicht zu verpassen.
Der Bulli hat uns auf unseren Reisen wirklich gute Dienste erwiesen. Wie kommt es nun aber, dass ich plötzlich stolzer Besitzer eines GRJ78 bin?
Um unseren fehlenden Allradantrieb in A zu kompensieren und die entsprechende Sehenswürdigkeit dennoch erleben zu dürfen, sind wir auf lokale Tour Anbieter mit Allradfahrzeugen ausgewichen. Unsere erste Buschtaxi Bekanntschaft hatten wir am Sani Pass. Es war jetzt nicht superspektakulär wie uns der HZJ dort mit Untersetzung zur höchsten Bar Afrikas gefahren hat, aber sehr schön war es dennoch und es war unsere erste Fahrt mit einem LC.
Ein wirklich beeindruckendes LC Erlebnis hatten wir bei unserer 7 Tage Serengeti/Ngorongoro Krater Tour. Die Materialschlacht auf den extremen Wellblechpisten dort hat der LC beachtlich weggesteckt. Auch wenn an der ausgenudelten Kiste wirklich alles gewackelt und gescheppert hat, wir hatten eine pannenfreie Tour und zur Krönung hat mich der Guide sogar 30min "Probefahren" lassen. Das Lenkungsspiel und die Kupplung waren, sagen wir mal, gut eingefahren aber es gab eine Menge Sympathiepunkte.
Weitere Punkte sammelt der Land Cruiser bei einer Tiefsand Tour durchs Hoanib Flussbett in Namibia. Für uns schier unglaublich was der Guide dem Fahrzeug abverlangen konnte ohne stecken zu bleiben und er am Ende noch die 10m hohe und sehr steile Uferkante rauf fährt, nur damit wir eine bessere Sicht auf die darunter laufenden Wüstenelefanten zu haben. Go Anywhere?
Den finalen Stein hat dann in Namibia die Living Desert Tour nähe Swakopmund ins Rollen gebracht. Bei Reifenluftdruck 0,7/1,1bar katapultiert uns der LC mit 4.5 Liter Reihensechszylinder mit waghalsigen Schräglagen und extremen bergauf Fahrten über die Dünen. Es war unsere erste Benziner Erfahrung im Land Cruiser, wir sind von der Kraft und dem tollen Drehzahlband begeistert. Es war eine wunderbare Achterbahnfahrt mit tollen Ausblicken über Wüste und auf den Atlantik die uns bereits während unserer Afrikareise die Weichen stellte. Wenn wir zurück in Deutschland sind werden wir uns einen J7 kaufen. Und nach dem Wüstenerlebnis spricht für uns auch nichts gegen einen Benziner.
Fahrzeugkauf:
Zurück in Deutschland gingen die Recherchen bei den üblichen Importeuren los. Die Neuwagenpreise für einen GRJ78 sind wirklich abschreckend, aber streng nach dem Motto "wenn nicht jetzt, wann dann" mussten wir da durch.
Unseren Pumba haben wir dann Anfang Mai '23 bei Tom bestellt, ein GRJ78 LX Modell 2023 in weiß als Bestandsfahrzeug bereits auf dem Weg nach Dubai. Die geplante Auslieferung für Ende Juni ist dann zwar durch Reedereiverzögerung und Urlaubszeit in der Werkstatt bei Anfang August geworden, aber für ein Fahrzeug dass man die nächsten 30Jahre fahren will wirklich kein Ärgernis, Hakuna Matata. Laut ein paar Berichten hier, kann das auch um einiges länger dauern.
Was haben wir bestellt:
Land Cruiser GRJ 78 LX
Außenfarbe: weiß
Innenausstattung Farbe: grau
Toms Euro6 mit 272PS/200KW
Drehzahlmesser
Dreiecksfenster
Klimaanlage manuell
Carbon Innenraum/Pollenfilter
Elektrische Fensterheber + Zentralverriegelung
Zusatztank 90ltr
Freilaufnaben Automatik orig. Toyota
Frontairbags (Fahrer + Beifahrer)
ABS ESP HAC
Reifendruckkontrollsystem
Extras die mit dazu kamen:
Hohlraum + Unterbodenschutz
Diff Locker Terrain Tamer vorne und hinten
Edelstahl Auspuffanlage seitlich um Platz für einen Zusatztank zu haben
Tom's Alufelgen 8x16 ET-10 mit 285/75R16 BFG-AT
Spurverbreiterungen 30mm hinten
Gummilippen vorne, Kunststoffverbreiterungen hinten und Spritzlappen
Die Abholung in Enzlar hatte dann nochmal die ein oder andere positive Überraschung am Fahrzeug:
Original Toyota Winde verbaut
Powerbox im Motorraum verbaut
Kleine Konsole mit Getränkehalter, 120W KFZ-Buchse und 2x 2,1A USB Anschlüssen
Tom hat sich wirklich viel Zeit genommen mir die ganzen Fahrzeugfunktionen, Ganggruppen, Winde, etc. zu erklären und beim ersten Motorstart gabs Entenpelz durch und durch. Mit etwas Ladung (original Felgen, Quersitze, etc.) liegt er mit dem original Fahrwerk ganz gut auf der Straße. Auch von den original Veloursitzen sind wir jetzt nicht so enttäuscht, wie es öfter berichtet wurde. Die 1,5 Beifahrerbank ist auf jedenfall bequemer als die VW Doppelsitzbank ohne Lehnenverstellung.
Die am Fahrzeug bereits durchgeführten Upgrades sind übrigens Tip Top ausgeführt. Die Hohlraumversiegelung schwitzt überall raus, da wurde nicht gespart und die Dichtfugen an den Kotflügeln sind so perfekt wie maschinell angebracht.
Damit fährt er erstmal ganz gut, lässt aber noch auch eine Menge Spielraum für Erweiterungen und Verbesserungen. Wir wollen es langsam angehen, haben jetzt auch keinen fixen Termin zu dem das Fahrzeug reisefertig sein muss und das Geld für den ganzen Spaß muss auch erstmal verdient werden.
Was kommt kurzfristig noch mit dazu:
Obwohl wir die original Stoßstange mit Toyota Winde haben, wird es eine richtige Windenstoßstange geben. Ob dann aber auch gleich eine dazu passende Winde (Warn VR EVO 12S) kommt oder ich die Toyota Winde mit Stahlseil da reinfriemel, muss ich mir erst noch anschauen.
Heckstoßstange mit Reserveradhalter schwenkbar
Entlüftungen höher legen (Zumindest von den Diffs, mal sehen ob ich an Getriebe und Verteilergetriebe überhaupt von unten ran komme)
Airlineschienen links rechts
Hubdach
Bordelektronik mit LiFePo4
Flight Case Möbel Eigenbau
Und dann gibt es noch eine wohl nie enden wollende Liste an "man braucht es", "man will es" oder "völlig unnötig" Themen die ich hier jetzt nicht weiter zur Diskussion stellen will.
Erste Erfahrungen nach ca. 1.000km:
Verbrauch bei 120-130km/h ~18Liter
Verbrauch bei konstant 100km/h ~15Liter
Die zwei Nächte mit provisorischem Bettausbau am BTT waren wunderbar!
Einen richtigen Offroad-Einsatz gab es noch nicht, aber für eine Schlammpackung mit H4 im Wald hat es schonmal gereicht.
Abschließend möchte ich kurz anmerken dass ich natürlich die Forum Suche verwende um meine vielen Fragen zu beantworten. Leider sind jedoch bei manchen älteren Beiträgen teilweise die angegebenen Links ungültig, keine Bilder vorhanden, oder es gibt diverse Unterschiede von HZJ zu GRJ
oder durch das Produktionsdatum, die es erforderlich machen die "selbe Frage" nach Jahren nochmal zu stellen.
Ich freue mich hier im Forum endlich offiziell angekommen zu sein.
Gruß,
Oli
- BTT 2023
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