thores hat geschrieben: Hilft in diesem Fall das Beizen des erhitzten Edelstahlbereichs bis einschließlich der Schweißnaht
Neee!Weil: Du weißt nicht exakt, wo der Edelstahl aufhört und der Waldwiesenstahl anfängt.
Da man aber "Schwarz-Weiß-Verbindungen" eh vermeiden soll, quasi wie der Teufel das Weihwasser, ist es eigentlich indiskutabel, schließlich ist der Edelstahl als solcher ja auch nicht mehr vorhanden. Bekommt man durchs Beizen wirklich die Chromoxydschicht wieder zurück, wenn vielleicht gar kein Chrom mehr da ist?
Zunächst gilt: Nicht rostenden Stahl gibt´s nicht. Es gibt Stähle, die schnell rosten (z.B. 1.0037 ff.) und solche die langsam und gaaanz langsam rosten (z.B. 1.4301, 1.4571 u.ä.).
Wenn man aber schon dazu gezwungen ist, verschiedene Stahlsorten miteinander zu verschweißen, gilt außerdem, dass man immer den Zusatz nehmen sollte, der dem höherwertigen Stahl näher kommt als dem niederwertigen. Verschweiße ich also St37 mit 1.4301, muss ich von aktivem Gas (MAG) auf inertes Gas (MIG) umrüsten, weil ich auch einen höherwertigen Schweißzusatz brauche, der darüber hinaus zwar in der Schweißpaketseele ohne Probleme läuft, dort aber, wenn ich vorher einen SG2 verarbeitet habe, Partikel mit nimmt, die nicht erwünscht sind. Ergo muss ich eine andere Seele verwenden.
Wer das alles beherzigt, muss aber auch die Korinthen zu Ende kacken und darf auf keinen Fall Funkenflug auf den Edelstahl bringen. Schrupp- und Schleifscheiben dürfen beim Edelstahl nicht zum Einsatz kommen, wenn vorher damit der Waldwiesenstahl bearbeitet wurde. Es ist peinlichst darauf zu achten, dass, wenn der Edelstahl noch in der Verabeitung ist, kein Flugrost kommt. Kleinste Partikel lassen den Rost keimen. Und so weiter, und so weiter, und so weiter.
HJ61-Freak hat geschrieben: FERTAN arbeitet anders. Das wandelt den Rost in eine andere Substanz um, ergibt so ein schwarzes Pulver. Es löst den Rost somit vom Material. FERTAN kann, wenn die angelöste Schicht mit reichlich Wasser entfernt wurde, ohne Probleme überschweißt werden.
Da ich FERTAN nicht kenne, kann ich nur sagen: Auch im hohen Alter lernt man nie aus.
Wenn das Zeug wirklich sooo gut ist, spricht ja nix gegen die Verwendung.
Ein Datenblatt und die chemische Zusammensetzung würden mich dann jetzt aber schon interessieren. Wirklich keine Säure on Board?
HJ61-Freak hat geschrieben: Beim Schleifen drückt man den Rost schön in die Materialporen, sieht zwar oberflächlich metallisch blank aus, ist es aber darunter in 99% aller Fälle nicht. Beim Schmirgeln kommt man gerade nicht in die mikroskopisch kleinen Vertiefungen rein, wo der Rost somit verbleibt. Flexen mit Schruppscheibe ist wirksam, trägt aber bei massiven Rostbefall auch Unmengen an gesunden Material ab (=Materialschwächung über den Rostbefall hinaus). Sandstrahlen ist sehr gründlich, führt aber bei dünnem Blech leicht zu unerwünschten Oberflächenspannungen, welche Verwerfungen hervorrufen können. Außerdem wird durch den Beschuss eine Kraterlandschaft auf der Oberfläche erzeugt, welche die Materialstruktur durch ungleichmäßige Verdichtung des Stahls nachteilig verändert. Als Folge hat das Material mitunter andere Eigenschaften als vorher, z.B. können sich bei Vibrationen schneller Spannungsriße entwickeln. Deswegen beschießt man z.B. Gußpleuel zur Materialverfestigung mit Stahlkugeln.
@Florian: Das ist ja alles richtig. Aber die meisten reden von ihrer Werkstatt, nicht von ihrem Labor. Und die meisten reparieren und restaurieren ein Auto, nicht den Large Hadron Collider.
Und genau dieserhalb und desterwegen, halte ich die Verwendung von Edelstählen bei den Karosseriearbeiten für leicht übertrieben. Aber das ist meine Meinung. Ich weiß: es gibt auch andere.
Schönen Abend an alle!
Gruß
Christoph...