Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

1990 - 1998
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Just 8/2
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Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von Just 8/2 »

Moin Gemeinde,

da die org. Scheinwerfer bei unseren Alteisen doch eine relativ bescheidene Lichtausbeute des Abblendlichts - gerade auch im Vergleich mit modernen Fahrzeugen - haben, habe ich mich dem Thema etwas beschäftigt und angefangen, die Scheinwerfer an unserem 80er zwecks besseren Lichts umzubauen.

Der Umbau selbst ist zwar noch nicht abgeschlossen, nachfolgend aber schon mal Teil 1 von 3 unseres Erfahrungsberichts

Hier also der org. Scheinwerfer

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Ein klassischer Scheinwerfer mit Streulichtscheibe und H4 sowie H1 Birne.

Man kann zwar die Lichtausbeute dadurch etwas verbessern, indem man die Scheinwerfer über ein Arbeitsstromrelais und größerem Kabelquerschnitt mit Strom versorgt und auch bessere Birnen (z.B. Philips X-treme Vision oder Osram Night  Breaker) verwendet, das Resultat bleibt aber trotzdem bescheiden.

Der Hauptgrund dafür ist - neben der uralten Konstruktion als solches - das Alter der Fahrzeuge und somit der Zustand der Reflektoren, die oftmals schlichtweg hinüber sind.

Bei unserem 80er war die Verspiegelung stellenweise überhaupt nicht mehr vorhanden - siehe 12Uhr / 5Uhr / 8Uhr auf dem Bild

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Fotografiert man mit Blitz, wird der schlechte Zustand der Verspiegelung/Beschichtung noch deutlicher - der Reflektor des wenig genutzten Fernlichtscheinwerfers (rechts) zeigt den Unterschied deutlich auf.

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Jetzt kann man natürlich hingehen und den alten Reflektor entweder neu verspiegeln/beschichten lassen (was im Oldtimerbereich durchaus üblich ist) oder sich einen neuen Scheinwerfer kaufen. Das neu beschichten lassen ist ein Stück günstiger als für viel Geld einen org. Scheinwerfer beim Toyota Händler zu erwerben - gerade dann, wenn man den Reflektor bereits ausgebaut anliefert.

Im Netz/Zubehör finden sich auch einige neue Scheinwerfer für kleines Geld, die aber dann i.d.R. nicht über die oft notwendige Leuchtweitenverstellung verfügen. Wer also im Zubehör kauft oder beschichten lassen will, muss zwangsläufig seine Scheinwerfer zerlegen/öffnen - dazu dann später.

Alternativ zum Streulichtscheinwerfer gibt es natürlich auch Klarglasscheinwerfer - für den 80er z.B. diese hier von Depo (auch als ganzes Set mit Blinkern und Begrenzungsleuchten erhältlich)

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Die Depos haben eine durchaus akzeptable Verarbeitungsqualität und eine homogene Ausleuchtung, sind E geprüft, verfügen über Echtglas und sehen zudem als solches gut aus.

Nachteile sind jedoch, dass auch die Depos nicht über eine Leuchtweitenregulierung verfügen, die funktionslose Innenblende ca. 20 Prozent der Reflektoren verdeckt und somit Licht „kostet" und das diese Blende nicht nur schief montiert sein kann, sondern auch noch gut 10 mm in der Höhe zu klein geraten ist.

Im direkten Vergleich mit dem Original.

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Und die Blende im Detail - die nach unten einen ca. 10 mm Spalt breiten offen lässt.

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Von hinten/außen sehen die Gehäuse weitestgehend baugleich aus, jedoch fehlt z.T. die Auswölbung der Verschraubung der Leuchtweitenregulierung - also die „Nösel", in die die Schrauben von innen hineingedreht werden - und natürlich die Kabeldurchführung der Leuchtweitenregulierung.

Da ja nun der Depo nur die Ausgangsbasis für den eigentlichen Umbau darstellen soll, war also erstmal zerlegen der Scheinwerfer (Original und Depo) angesagt, denn optimal wäre das Beibehalten des hinteren org. Gehäuses bei Verwendung des Klarglases und der Freiflächenreflektoren.

Im Netz war jedoch kein Bericht zu finden, ob die Teile tatsächlich miteinander kompatibel sind - also das Ganze auf gut Glück zerlegt … und soweit vorweggenommen sei, alle Teile lassen sich untereinander tauschen und passen ohne Nachbearbeitung sehr gut…

Um eine Scheinwerfer sauber in seine Einzelteile zerlegen zu können sollten erstmal alle äußeren Anbauteile entfernen - also Zierleisten, Höhenversteller, Gummiabdeckungen, Birnen, Belüftungsschläuche und ganz wichtig die Klammern die das Glas am Gehäuse halten.

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Hat man alles Äußere entfernt muss der Scheinwerfer im Gesamten erhitzt werde, denn die Dichtmasse zwischen Glas und Gehäuse ist sehr fest und klebt wie „sau". Das Trennen der Teile ohne erhitzen geht nicht! Stellenweises erhitzen mittels Heißluftpistole ist übrigens auch zwecklos!

Man braucht also entweder einen Backofen - was aber dann die gesamte Küche blockiert oder aber man nehme einem Pappkarton, eine Heißluftpistole und ein Fleischthermometer.

Letzteres hört sich etwas seltsam an, funktioniert aber gut

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Beim „Backen" im Karton habe ich den Scheinwerfer vom Luftstrom der Heißluftpistole getrennt, damit der Scheinwerfer sich gleichmäßiger/schonender erwärmt und so keinen Schaden nimmt. Das Thermometer dann so einstechen (in den Karton natürlich) das sich die Spitze auf Höhe des Glases befindet.

An die Temperatur habe ich mich dann herangetastet - ca. 15 Minuten bei 105 Grad ist ausreichend. Höhere Temperaturen würden das Trennen zwar noch vereinfachen, da der Kleber weicher würde, aber so irgendwie wollte ich das dem noch zu verwendendem Kunststoffgehäuse bzw. den inneren Kunststoffteilen des org. Scheinwerfers nicht zumuten.

Die Regelung der Temperatur über die „Flügel" des Kartons funktioniert übrigens ebenfalls gut - wenn die Temperatur erreicht ist, einfach den Karton ein Stück öffnen und offen lassen und die Temperatur weiter beobachten.

Ist der Scheinwerfer gut durchgeheizt, rausnehmen, auf das Glas legen (Handtuch drunter) und mit einem Schlitzschraubendreher zwischen Glas und Gehäuse gehen.

Achtung:

dann NICHT den Schraubendreher drehen oder versuchen zu hebeln - das Glas kann dabei absplittern.

Besser ist es, das Glas mit dem Schraubendreher nach unten zu drücken (gegenhalten) während man das Gehäuse nach oben zieht. Das Ganze wird so unter Zug gestellt und löst sich langsam voneinander. Haben sich Glas und Gehäuse etwas gelöst, kann man mit einem Spachtel den Spalt „durchfahren".

Eventuell muss der Scheinwerfer nochmals nachgewärmt werden. Beim Trennen ist trotz der notwendigen Kraftaufwendung etwas Feingefühl notwendig.

Der gut 20 Jahre alte Kleber des org. Scheinwerfers ist ein ganzes Stück hartnäckiger und somit schwerer zu trennen als der des neuen Depo.

Hat man jetzt Glas und Gehäuse erfolgreich getrennt, lassen sich die Reflektoren über die Höhenversteller heraus drehen. Die Reflektoren hängen jeweils an einem Punkt in einem Kugelgelenk - dieses lässt sich ausklippen.

Bis hier lässt sich das alles relativ schnell durchführen und ist in 30 Minuten locker erledigt.

Zeitaufwändig ist jedoch dann das absolut rückstandlose Entfernen der Dichtungsmasse/Kleber aus dem Gehäuse und vom Glas - das dauert dann mal locker 60 -90 Minuten. Das Zeug ist echt hartnäckig! Hierzu den Kleber stellenweise mit der Heißluftpistole erhitzen und mit einem Schraubendreher heraus- bzw. abpulen und anschließend mit Verdünnung, Pinsel und Lappen die Reste entfernen.

Wer nur seine org. Scheinwerfer restaurieren will, der lasse seine Reflektoren neu beschichten und baue alles in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen. Wer wie in unserem Fall seine org. Scheinwerfer auf Klarglas umbauen will, der nehme eben die Reflektoren und die Glasfront des Depo.

Die Innenblende würde ich dann jedoch weglassen - eben weil sie die Reflektoren zu 20 Prozent abdeckt - was dann so aussieht: (Achtung: der Scheinwerfer ist auf dem Bild nur provisorische zusammengesteckt (eben für das Bild) - der Abstand/Spalt zwischen den Reflektoren ist bei richtiger Einstellung relative klein und stört die optische Erscheinung eigentlich nicht)

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Wer diesen Umbau mit hochwertigen Birnen und Arbeitsstromrelais kombiniert, erhält schon eine echte Verbesserung zum org. Scheinwerfer. Der TÜV muss einen solchen Scheinwerfermix jedoch abnehmen und eintragen, denn die Prüfnummern der unterschiedlichen Hersteller passen nicht mehr zueinander - genau genommen handelt es sich hier um einen Eigenbau mit geprüften, zugelassenen Teilen.


Für unseren Umbau dient die gezeigte Kombination nur als Basis - mehr dazu in Teil 2.
Viele Grüße

Just 8
...nach längerer Abwesenheit wieder im BTF :D

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j8 RR
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Re: Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von j8 RR »

Just 8/2 hat geschrieben:....
Man braucht also entweder einen Backofen - was aber dann die gesamte Küche blockiert oder aber man nehme einem Pappkarton, eine Heißluftpistole und ein Fleischthermometer.

Letzteres hört sich etwas seltsam an, funktioniert aber gut
.....
[

Das nenne ich konstruktives Basteln :rofl:
Man hat hat ein Problem und versteht es zu lösen, auf einfache Weise :thumbsup: :thumbsup:

Klasse Bericht :!: Sehr schön!

Ich bin echt gespannt wie´s weitergeht!

Reinhold

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Just 8/2
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Re: Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von Just 8/2 »

j8 RR hat geschrieben:Klasse Bericht :!: Sehr schön!

Ich bin echt gespannt wie´s weitergeht!

Reinhold


Danke Reinhold!

Weiter geht es erstmal mit Umbau auf Xenon (mit TÜV), dann Blinker entweder in die Scheinwerfergehäuse kombiniert mitTagfahrlicht (in einer selbst geferigten Blende) oder Tagfahrlich/Standlicht als Kombination statt Blinker unter die Scheinwerfer

Was/wie genau wird sich über den Xenon Umbau ergeben... ;)
Viele Grüße

Just 8
...nach längerer Abwesenheit wieder im BTF :D

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Just 8/2
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Re: Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von Just 8/2 »

...ein wenig Fortsetzung - Anpassung der Blende des Depo Scheinwerfers:

Die Blende ist in der Höhe 8mm zu klein - man sieht unter ihr hindurch und somit den Reflektor... was so nicht sein sollte. Zudem sitzt das Ding auch noch schief und lässt sich nicht richtig ausrichten. Im Ganzen ergibt das eine leicht krumme Ansicht der Fahrzeugfront ... was mich ziemlich stört.

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... das die Blende schlicht schlampig gefertigt ist, ist wohl bereits in der Montage ab Werk aufgefallen, denn sie steht nur auf 3 Füßchen - das 4. ist bereits bei der Montage abgebrochen worden, um die Blende überhaupt montieren zu können (ist bei beiden Blenden so)

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Da es eh Plan ist alles "Bling Bling" am 80er in Mattschwarz zu ändern, den "Chrom" von der Blende abgeschliffen, diese dann der Länge nach durchgeschnitten und gestretcht - hier schon fixiert.

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Verwendet habe ich BG-X Metallkit 300 von Technolit - ist dauerhaft temperaturbeständig bis 280 Grad, lässt sich gut ver-/nachbearbeiten und ist im Netz relativ günstig zu bekommen.

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...ein paar Stunden später mit ein wenig Sorgfalt und Schleiferei passt dann das Ergebnis...

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...wie gut die Blende jetzt passt sieht man dann am Glas - spielfrei und gerade. (Die Blende liegt hier im Glas an, bei der endgültigen Montage hat sie etwas Abstand zum Glas und oben/unten ca.1mm Spiel)

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Hier im Vergleich zum Original - links mit Spalt - rechts ohne.

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...noch feinschleifen, grundieren, lackieren und neue Füßchen dran... ;)
Viele Grüße

Just 8
...nach längerer Abwesenheit wieder im BTF :D

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Just 8/2
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Registriert: 2. April 2016 08:23

Re: Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von Just 8/2 »

...Oberfläche der Blende gelungen...

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Auch alles andere überflüssig glänzende wird in Mattschwarz getüncht...

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...nächste Woche geht's dann weiter..
Viele Grüße

Just 8
...nach längerer Abwesenheit wieder im BTF :D

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Rebhuhn
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Registriert: 1. Januar 2012 17:36

Re: Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von Rebhuhn »

Super Umbau, gratuliere ... bin gespannt auf die Fortsetzung ... :D

Gerhard
HDJ80, HDJ100, BJ42

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LukasM
Beiträge: 2
Registriert: 28. August 2013 18:13

Re: Scheinwerfer - restaurieren / Umbau

Beitrag von LukasM »

Sehr saubere Arbeit und top dokumentiert!

Nachdem du vorhast auf Xenon umzubauen, wäre es nicht besser einen Scheinwerfer mit einer wirklich klaren Scheibe zu nehmen, und dann innen einen ordentlichen Projektor (entweder von einem Auto mit Xenon ab Werk, oder zb von Morimoto) einzusetzen?

Es gibt einige Leute im MUD Forum die das schon erfolgreich gemacht haben, die haben alle eine Variante der DEPOs verwendet die schon ab neu mit Projektoren ausgestattet waren. Die gab es übrigens auch in matt schwarz zu kaufen. 8)

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