George hat geschrieben:Über Vergangenes lässt sich immer gut klugscheissern, wie ist denn deine Prognose betreffend E- Mobilität/Diesel/Benzinautos in 10/20 Jahren?
Wo kommt die Energie her zum Akkus laden und wie werden sich die Strompreise entwickeln?
Nur deine Meinung ist gefragt und keine Links und Ideologie.
Der ist mir untergegangen. Da hol ich gleich mal meine rosa E-Mobil Kristallkugel hervor
Ich denke, dass es in den nächsten Jahren billiger werden wird E-Mobil zu sein als Verbrenner zu fahren. Das sollte eigentlich in 2-4 Jahren so sein. Dies entwickelt die Nachfrage und relativ bald werden die Neuzulassungszahlen der E-Mobile massiv steigen, rechne mit Verdoppelungen jedes Jahr für absehbare Zeit. Die Nachfrage regelt weitgehend das Angebot, weshalb spätestens 2020 die meisten Hersteller verzweifelt versuchen mehr und mehr Modelle auf den Markt zu werfen um von der drastisch steigenden Nachfrage profitieren zu können. Ob wir in 2020 schon bei 5% (verfünffachung in 3 Jahren) E-Mobil Anteil weltweit sind? Keine Ahnung, könnte ich mir aber vorstellen. Die Nachfrage wird auch einen Investitionsschub auslösen welcher seinerseits vermutlich deutliche Fortschritte in der Batterietechnologie bringen wird. Solid state sei hier mal als möglicher Durchbruch genannt. Mit der Reichweite und den relativ schnell fallenden Preisen/KWh wird die Nachfrage weiter angekurbelt. Ich sehe das als einen selbstverstärkenden Trend und einen extremen Technologie-Umbruch. Kann mir auch gut vorstellen, dass die Zulassungsverbote ab 2040 grossenteil gar nicht mehr nötig sind da Verbrenner kaum mehr wirtschaftlich sind. Was auch noch dazu kommt ist, dass gut designte E-Mobile deutlich länger halten als Verbrenner. Einen E-Motor auf eine Million Km auszulegen ist kein Hexenwerk. Bei den Tesla-Akkus sieht man, dass die z.T. (das Auto ist grad mal 4 Jahre auf dem Markt) nach 400tkm grad mal 7% Leistung eingebüsst haben, 800tkm bei 80% Leistung des Akkus scheinen möglich. Und dies wo doch die Gegner früher meinten, dass der Akku nach 100tkm allerspätestens Schrott sei. Wenn ich schätzen müsste wann wir bei 50:50 sind würde ich sagen so in 10-15 Jahren vielleicht.
Ein weiterer Trend der sich abzeichnet ist, dass viele Leute kein Auto mehr haben werden und die die eines haben werden es in der Zeit in der sie es nicht verwenden Fahrdiensten zur Verfügung stellen. Sprich du wirst von deinem Auto zur Arbeit gefahren und schickst das anschliessend "zur Arbeit". Autonomes Fahren bedeutet ja, dass ich z.B. mein Fz nicht bei der Arbeit parken muss, sondern es wieder heimschicken kann. Oder aber eben, ich stelle das Fz danach einem Uber ähnlichen Fahrdienst zur Verfügung und das Auto fährt während meiner Arbeitszeit Leute umher. Die Technologien hierfür (Autonomes fahren, autonomes Laden) sind ja im Moment überall in Entwicklung. Das sehe ich als eine Entwicklung über die nächsten 5-10 Jahre.
Dieser Technologie-Umschwung wird die erneuerbaren Energien unterstützen. Die erneuerbaren Energien habe ja fast alle das Problem, dass sie keinen Bandstrom liefern, sondern halt wenn Wind/Sonne da ist. Hier setzen wiederum die fürs Auto entwickelten Batterien an und helfen die Spitzen zu glätten. Wie wir alle wissen hätten wir im Prinzip alleine mit Solar auf allen Dächern genügend Energie für Wohnen und Fahren. Das Problem ist mehr, dass diese Energie in Tages und Nacht plus Sommer und Winterwellen geliefert wird. Also gilt es einen ausgewogenen Mix zu finden der es uns erlaubt ganzjährig ohne Engpass alle unsere Energiebedürfnisse zu befriedigen. Wir haben in der Schweiz ja schon ein Energieautonomes Haus, welches sogar die Energie für einen BMW i3 in der Garage mitproduziert. Mit steigender Effizienz der Solarzellen und Batteriespeicher könnten das in Zukunft auch deutlich günstiger gemacht werden. Ich kann mir gut vorstellen, dass Gemeinden sich ganz vom öffentlichen Stromnetz lösen können und nur mit selber hergestellter Energie leben können. Zumindest wenn sie irgendwo noch ein kleines Wasserkraftwerk oder ähnlich haben. Diese Umstellung dauert sehr viel länger, vermutlich geht sie über die nächsten 20-40 Jahre. Was den Preis angeht rechne ich mit durchaus steigenden Preisen über die nächsten Jahre. Danach allerdings dürften die Preise deutlich einbrechen. Wenn nur schon Teile der Bevölkerung ihren Energiebedarf selber decken hat das zusammen mit dem stetig wachsenden Anteil der Erneuerbaren einen deutlichen Effekt auf den Preis.
Zur Ladesäulenproblematik: Die schlauen Hersteller haben das Problem erkannt und ein eigenes Netz aufgebaut (Tesla) oder beginnen es aufzubauen (Porsche). Die anderen sind davon abhängig, dass jemand das Problem für sie löst. Falls das nicht zur Zufriedenheit des Kunden geschieht kauft der halt bei nem Hersteller der das bietet. Hoffnung macht, dass Shell offenbar an jeder seiner Tankstellen in Zukunft E-Zapfsäulen hinstellen will. UK hat ein Gesetz verabschiedet, dass das für jede Tankstelle vorschreibt, das könnten andere Länder einfach kopieren und schon wäre das Problem deutlich kleiner.
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/orakel