
Ich bin neu hier, wollte mich erstmal vorstellen und hätte dann gerade einige Fragen an euch da ich gerne von eurer Expertise profitieren würde.
Ich heiße Arthur und bin vor einem knappen Jahr von der Panamericana zurückgekommen, die ich von 2022-2024 mit meiner Frau in unserem 12M18 gemacht habe.
Nachdem wir drei Jahre in unserem Dicken gewohnt haben, sind wir also wieder im normalen Leben mit vier Wänden und zwei Jobs angekommen. Das stört uns aber gerade überhaupt nicht und wir genießen aktuell sogar (noch) die - im Vergleich zum Reisen - Einfachheit und die Routinen ein bisschen. Ich weiß.. sehr komisch, dass sich mal jemand der von der Reise zurück kommt über die Routinen freut aber uns tut das gerade ganz gut.
Der Punkt ist jetzt allerdings, dass wir zwar unseren Dicken haben, den ich nachwievor als das Ultimum zum Reisen und lange drinnen leben ansehe (für mich (!), muss ich dazu sagen, das ist ja für andere sicher anders), wir aber aktuell nichts haben mit dem wir einfach mal fürs Wochenende oder für kürzere Reisen etwas machen können. Der Steyr ist der Hammer und ich liebe die Karre, aber es ist halt jedes Mal mit einem rechten Aufwand verbunden hinzufahren (aktuell 1.5h), Wasser zu füllen, alles fit zu machen, zu kontrollieren und dann wieder sauber standfähig zu machen und wieder nach Hause zu fahren. Das macht man nicht für ein Wochenende... zusätzlich kommt halt das Euro1 Problem in Europa, was die Sache noch zusätzlich erschwert.
Lange Rede kurzer Sinn: Wir werden blutenden Herzens wahrscheinlich unseren Steyr verkaufen und etwas Kleineres anschaffen. Voraussetzung für mich ist Euro6-Fähigkeit, bei gleichzeitig möglichster Unkaputtbarkeit. Ich weiß. Ein Widerspruch in sich aber wollen wir nicht alle die eierlegende Wollmilchsau?
Ich habe lange überlegt ob es nicht vielleicht ein Sprinter werden soll, aber eine neuen, fahrenden Computer will ich ehrlich gesagt nicht und einen alten kriegt man de facto nicht mehr in einem vernünftigen Zustand bzw. ist dann auch Euro6 wieder das Thema.
Verlässlichkeit ist mir wichtig, möglichst simple Technik ebenso. Wir haben mega gute Erfahrung mit unserem Steyr gemacht was die Verlässlichkeit betrifft, nachdem die Kinderkrankheiten nach der Restaurierung weg waren. Wir hatten zwar häufig kleinere Dinge (das klassische Problem mit den Türgriffen etc. etc.) aber kaum was an der Maschine an sich. Ein hängender Bremskolben, ein paar Dinge waren zu schweißen nach der Lagunenroute weil die einfach brutal ins Material ging und kurz vor dem Ziel in Ushuaia ist mir die Hohlschraube der Dieselleitung für die Flammstartanlage abgerissen. Wie das ging ist mir bis heute ein Rätsel. Ich hab dann aber vor Ort mitten im Nirgendwo einfach ein Gewinde in die Hohlschraube reingeschnitten und eine kleine M5 reingeschraubt und das Ding damit abgedichtet und am nächsten Tag sind wir bis an unser Ziel weitergeritten. Worauf ich raus will ist: Buschmechanik ist blöd wenn man sie machen MUSS, ist aber sau geil, wenn man sie machen KANN. Ich möchte mir nicht vorstellen wie viele Stinkefinger mir ein moderner Motor gezeigt hätten wenn ich eine abgerissene Dieselleitung mit einem Gewindeschneider und einer Schraube wieder fit gemacht hätte und der Maschine gesagt hätte sie soll jetzt mal los machen..
Wie auch immer:
Ich bin ja seit einer ganzen Zeit schon verliebt in Landcruiser und wenn ich auch selber keine Ahnung von Autos hatte bevor wir den Steyr gekauft haben, hab ich doch seither gezwungenermaßen (und darauf vorbereitet auch geplanter-maßen) einiges lernen können und müssen. Nicht dass ich der große Schrauberkönig wäre, davon bin ich sehr weit entfernt... aber es reicht immerhin um den alten simplen Steyr bei Laune und Fahrt zu halten.
Ich hätte also nun gerne auf einem Land Cruiser etwas Neues aufgebaut und wäre hier über diversen Input dankbar. Ich bin ja ein großer Freund vom 78, denke aber, dass er unser Vorhaben zu klein sein wird. Wir sind aktuell in der Familienplanung und da sind die zwei Türen eigentlich zwei zu wenig und ganz generell wird es halt sehr eng im Troopy zu dritt. Auch das mögen andere schaffen, aber ich glaube für uns wär das nix. Ich hätte also gerne auf einem 79er eine Kabine aufgesetzt und im Idealfall mit dem Fahrerhaus verbunden. Tom's Worldcruiser 3 ist in etwa das Konzept, das ich mir vorstelle, wenn auch nicht exakt, aber mal so als Orientierungswert. Außerdem möchte ich den Ausbau diesmal selber vornehmen. Nicht nur will ich mich nicht mehr über einen Ausbauer ärgern, ich möchte das neue Fahrzeug auch so absolut simpel halten wie möglich und nur Einbauen was wirklich notwendig ist.
Wir hatten vor unserem Steyr einen T4 und einen T6 und da war hinten das Bett aufgebaut und auf Auszug im Heck das notwendigste dabei. Kein Klo, ein Wasserkanister, Duschsack für draußen und sonst nix... und die Reisen waren trotzdem der Hammer. Der Steyr war halt der Hammer zum drinnen leben mit allem Komfort den man sich nur irgendwie vorstellen kann... aber all das war auch anfällig und spätestens beim vierten Mal als unsere Kabine geflutet war hab ich mir geschworen das beim nächsten Fahrzeug simpler zu halten. Das nächste Fahrzeug soll also der Mittelweg der beiden vorigen werden.
Was mach ich jetzt also hier und wo brauche ich Hilfe?
Nun, primär geht es mir darum möglichst viel Wissen aufzusaugen und zu recherchieren. Das mache ich immer bevor ich was Neues starte damit ich mir böses (teures) Erwachen und Fehlplanungen spare und es gibt kaum was Besseres als auf den Erfahrungsschatz von anderen zurückgreifen zu können. Das hat uns in der Steyr Community immer so gut gefallen und die Leute dort sind der Hammer. Ich nehme daher an, dass sich das hier wohl auch so verhalten wird. Wir sind schließlich alle Reisende mit einem Kopf und meist zwei Händen und Füßen... da hilft man sich halt.
Konkret geht es mir jetzt also darum einmal rauszufinden ob es schon Erfahrungen mit dem neuen GDJ79 gibt. Ich tendiere aktuell ganz stark zum GRJ auch wenn er ein sehr durstiges Pferd ist. Aber der Motor ist halt altbewährt, alles andere als überzüchtet und simpel im Vergleich zum Diesel. Automatik ist für mich auch Pflicht beim neuen Fahrzeug. Ging zwar im Steyr mit Handschalter alles, aber auf Dauer bei Langstrecke ists halt einfach angenehm (und die Chefin hat schließlich auch ein Wörtchen mitzureden und das als Wunsch geäußert). Ich bin aber nicht beratungsresistent (ich bin ja genau deswegen hier) also wer eine andere Meinung hat gerne her damit.
Nächster Punkt: Wir wohnen mittlerweile wieder in der Schweiz, es gelten hier also die Vorschriften des MFK, die nicht immer ganz Deckungsgleich mit dem deutschen TÜV sind. Gibts Erfahrungswerte von Schweizern was An- und Umbauten am Fahrzeug betrifft. Mein aktueller Wissensstand ist, dass die üblichen Verdächtigen wie Toms und Extrem ja die Fahrzeuge in DE importieren und homologisiert haben. Ich bin auch über einen Schweizer Anbieter gestolpert. Da geht aber ein GRJ79DC ganz schön ordentlich in die Geldbörse und ich glaube dass ich mit einem Import aus Deutschland deutlich günstiger kommen würde (Wir haben ja nur 7% MwST, was den Import meist die beste Variante macht). Ich weiß allerdings nicht wie das dann aussieht mit der Zulassung. Hat das jemand hier schon gemacht zufällig?
Weiter gehts: Wie bereits beschrieben soll es also eine 79er DC werden. Linker hintere Sitz soll ausgebaut und durch eine Trockentrenn ersetzt werden, rechts fürs erste noch auch raus, soll aber definitiv vom Konzept so gedacht sein, dass der Sitz in Zukunft benutzt wird. Für den Ausbau hinten habe ich einige Ideen die für uns glaube ich gut passen würden. Wir haben ja damals bei unserem Steyr primär eigentlich alles zunächst selbst geplant gehabt und mit unserem Ausbauer eigentlich nur noch Details angeschaut. Ich weiß mittlerweile einfach was wir brauchen und vor allem was nicht und daher möchte ich keinen Ausbau von der Stange, auch wenn ich die oftmals super durchdacht und passend für ganz viele Leute finde. Unsere Anforderungen sind aber recht speziell und wie gesagt: ich mags selber machen, weil ich mich dann nur über mich selber ärgern muss wenn was nicht klappt und nicht über wen anderen. Außerdem will ichs lernen und den Karren möglichst durchsichtig verstehen.
Meine Frage ist jetzt ob irgendjemand schon etwas Ähnliches gemacht hat und mir sagen kann ob es einen Anbieter gibt, der eine solide Leerkabine auf einen 79er setzen kann und eine gute Verbindung schafft. Bei Lagerung der Kabine scheint der Tenor ja tendenziell zu nicht starr zu gehen was ich so gelesen habe. Inputs hierfür? Wie machen das die klassichen Ausbauer? Bei Tom hab ich mal auf Instagram mal ganz generell angefragt ob sie nur standardisiert bauen oder ob man auch eigene Dinge mit ihnen machen kann. Da kam zwar die Antwort dass das schon möglich ist, mir scheint aber sie wollen primär ihre Variante verkaufen. Ergibt ja auch Sinn für sie, sie wissen halt dass der so eben gut funktioniert für die meisten. Wir wissen aber halt nach doch einigen Reisejahren worauf es für uns ankommt und was wir (nicht) drinnen haben wollen, darum mag ich meinen dass wir auch mit Abweichungen von den Firmen klassischerweise verbauten Layouts eine gute, wenn nicht für uns noch bessere Variante schaffen werden. Verbunden wäre mir lieber, das würde den nächtlichen Klogang erleichtern, man würde schneller merken bei der Fahrt wenn hinten was nicht stimmt (ja... das hätten wir beim Steyr häufiger gebraucht) und es kann dir nicht passieren, dass du versehentlich entführt wirst weil dir vorne jemand einsteigt und die Karre stehlen will, während du hinten noch drinnen liegst... So anderen Reisenden unseres PanAm Jahrgangs passiert.. die haben dann abgebrochen.
Was wollen wir also mit dem Auto machen:
Er soll konzipiert sein für drei Personen erstmal, 2mal groß (mehr oder weniger) und einmal klein. 79er DC mit Kabine mit Aufstelldach, Fokus aber auf unten schlafen fürs erste. Selbst ausbauen ist geplant. Hier gerade noch die Frage: Alu oder Holz? Was würdet ihr machen? Gibts einen Konsens hierfür? Ich tendiere aktuell zu Alu, aber Holz ist halt optisch hübscher, wobei das für mich nebensächlicher ist.
Reisegebiet erstmal Europa, wenn er sich bewährt hat, kann ich mir aber gut vorstellen dass er auf mal auf Afrikanischen, Australischem oder amerikanischen Böden unterwegs sein wird. Deswegen: Containertauglichkeit muss gegeben sein. Ich hab keine Lust mehr auf den RoRo-Wahnsinn. Zudem kommt, dass Verschiffung von Basel im Container möglich ist und wir nicht durch halb Europa ballern müssten um ihn abzugeben. Schöner Nebeneffekt.
Er soll möglichst verlässlich sein und auch was aushalten. Der Nachteil mit der Reichweite des GRJ ist mir bekannt. Der höhere Verbrauch ist ein Nachteil und hätte ich lieber anders. Wenn das aber auf Kosten der Verlässlichkeit geht kann ich auch mit den 15L leben. Aber vielleicht sagt mir ja jemand dass der neue 4 Zylinder eine simple Maschine ist, bei der ich leicht alles rausschrauben kann was es für Euro6 braucht und die dann wie ein Kätzchen an allen Orten der Welt schnurrt. Ich kanns mir zwar nicht vorstellen aber deswegen bin ich ja hier, um den Leuten die mehr Ahnung von der Thematik haben und vielleicht den ein oder anderen Kommentar zur Wissenserweiterung abgeben möchten ein wenig das Wissen aus den Fingern zu saugen.

Also vielleicht hat ja der ein oder andere Lust uns bei unserem Projekt ein wenig zu helfen. Motortyp, Kabinenbauer, Ausbaumaterialien, Typisierung in der CH... jeder Input ist willkommen, wir stehen am Anfang diese Projektes und da ist erstmal Wissen sammeln angesagt.
Danke schonmal jetzt an alle die gerne Mithelfen wollen.
Ich wünsch euch eine gute Woche und gute Reise allen die gerade unterwegs sind.
LG aus Zürich,
Arthur